Neue Regeln für den ESC

von Redaktion

Mehr Jurys und weniger Stimmen für Zuschauer – Rundfunkunion reagiert auf Debatte um Teilnahme Israels

Überraschende Siegerin: Yuval Raphael gewann im Mai das Publikums-Voting des ESC. © Jens Büttner / dpa

Inmitten der Debatte über die Teilnahme Israels am Eurovision Song Contest (ESC) im kommenden Jahr in Wien hat die europäische Rundfunkunion EBU neue Regeln für den Wettbewerb angekündigt. So sollen „Vertrauen, Transparenz und Publikumsbindung“ gestärkt werden, heißt es. Unter anderem stimmen schon in den Halbfinals professionelle Jurys mit ab, und Zuschauer dürfen weniger Stimmen abgeben. Die Mitglieder sollen das Maßnahmenpaket bei der EBU-Vollversammlung am 4. und 5. Dezember prüfen. Danach will die EBU mit den Mitgliedsländern zusammenarbeiten, um die Teilnahme am ESC 2026 zu bestätigen. Die Liste der Teilnehmer soll noch vor Weihnachten bekannt gegeben werden.

Das Vorgehen Israels im Gazastreifen hatte in vielen Ländern eine Debatte über eine israelische Teilnahme am ESC ausgelöst. Mehrere Länder, etwa Spanien, Irland und die Niederlande, drohten mit einem Boykott, sollte Israel auch im kommenden Jahr dabei sein. Deutschland und andere Länder sprachen sich gegen einen Ausschluss Israels aus.

In diesem Jahr hatte es zudem Vorwürfe gegeben, Israel könne die Zuschauerabstimmung manipuliert haben. Die israelische Starterin Yuval Raphael hatte im ESC-Finale in Basel im Mai völlig überraschend das Publikums-Voting gewonnen. Hinweise auf Manipulationen fanden sich aber nicht – Israel könnte von einer aufwendigen Werbekampagne in Sozialen Netzwerken profitiert haben.

Die EBU verschärfte als offensichtliche Konsequenz die Regeln – von „unverhältnismäßigen Werbekampagnen“ wird abgeraten, vor allem wenn diese von Dritten gestaltet oder unterstützt werden (einschließlich Regierungen oder Behörden). Jetzt betonte die EBU, dass sich weder Rundfunkanstalten noch teilnehmende Künstler an Werbekampagnen Dritter beteiligen dürften.

Die neuen Regeln für die Jurys in den Halbfinals sehen vor, dass diese aus sieben Juroren bestehen, die mit der Musikbranche zu tun haben. Etwa Musiklehrer, Choreografen, Regisseure, Musikjournalisten oder erfahrene Größen der Branche. Mindestens zwei von ihnen sollen zwischen 18 und 25 Jahre alt sein. Sie müssen schriftlich bestätigen, dass sie unabhängig und unparteiisch abstimmen. Die Stimmen der Jury sollen, wie im Finale, grob genauso viel zählen wie die Zuschauerstimmen.

Zudem wurde die Zahl der Stimmen reduziert, die Zuschauer abgeben können. So können pro Bezahlmethode – online, per SMS oder Telefonanruf – maximal zehn Stimmen abgegeben werden. Fans sollten „aktiv“ dazu ermutigt werden, „ihre Unterstützung auf mehrere Beiträge zu verteilen“. Sicherheitsmaßnahmen gegen Betrugsversuche oder Absprachen sollen verstärkt werden. „Diese Maßnahmen sollen dafür sorgen, dass der Fokus dort bleibt, wo er hingehört – auf Musik, Kreativität und Verbundenheit“, erklärte ESC-Direktor Martin Green.AFP

Artikel 2 von 3