Duell im Pfarrhaus

von Redaktion

Im dritten „Knives out“-Krimi ermittelt Daniel Craig in einer Kirchengemeinde

Manierierter Akzent, übertriebene Gesten: Daniel Craig (re., mit Josh O‘Connor als Jud) glänzt erneut als verschrobener Privatdetektiv Benoit Blanc. © John Wilson/Netflix

Der junge Priester Jud (Josh O’Connor), ein ehemaliger Boxer, hat einer Handgreiflichkeit wegen Ärger mit dem Kirchenvorstand. Der unbeherrschte Gottesmann wird aus New York City in die öde Provinz strafversetzt, in den Kirchenbezirk von Monsignore Jefferson Wicks (Josh Brolin). Und man ahnt bereits bei dessen erster Beichte vor dem soeben eingetroffenen jungen Kollegen, dass diese Beziehung keine glückliche werden wird. Der fanatische, seine ohnehin sehr konservative Gemeinde perfide manipulierende und kontrollierende Alte, der keinerlei Macht abzugeben gedenkt, und der junge, pragmatische wie charismatische Hot Shot des Glaubens, noch dazu aus der Großstadt. Anfangs sind die Kirchgänger des Ortes zwar ein wenig skeptisch, aber bald finden sich alle zum heimlichen Bibelkreis beim Neuling ein. Als Monsignore davon erfährt, tobt er sehr unchristlich. Aber bald schon ist er tot, und der smarte Josh bekommt eine Menge Ärger.

Regisseur Rian Johnson kehrt mit diesem dritten Teil der „Knives out“-Krimireihe um den verschrobenen Privatdetektiv Benoit Blanc (Daniel Craig) wieder zu dem zurück, was den ersten Film zu so einem hochgelobten Spektakel machte – die perfekte Mischung aus solidem Thrill und liebenswert exzentrischem Witz, die elegante Balance aus treffsicherer Politsatire und klug verbrämter Gesellschaftskritik. Neben Agatha Christie hat sich die Produktion auch sichtbar an John Dickson Carrs Klassiker „The Hollow Man“ (deutsch: „Der verschlossene Raum“) von 1935 orientiert.

Schauplatz ist eine verschlafene Kirchengemeinde im US-Bundesstaat New York. Es ist Herbst, die Nebel wabern. Man spürt bei jedem Blick auf die Figuren, wenn sie im Wald hinter der Kirche herumschleichen, wie einem selbst im warmen, trockenen Kinosaal die kalte Feuchtigkeit unangenehm durch die Schuhsohlen dringt. Einziger Farbtupfer im allgegenwärtigen Grau sind die noch nicht wieder beseitigten Halloween-Kürbisse.

Kameramann Steve Yedlin, mit dem Johnson schon oft zusammengearbeitet hat, setzt die Bilder in „Knives out 3: Wake up dead Man“ wie es einst die Alten Meister mit ihren Pinseln taten. In jedes noch so große Dunkel setzt Yedlin ein winziges Licht. Motive der Vergänglichkeit und des enttäuschten wie heftig lodernden Glaubens finden sich praktisch in jeder Einstellung. Sehr ungeschminkt geht Johnson mit dem erstarkenden religiösen Konservativismus in den USA ins Gericht. Die Radikalisierung des Glaubens durch die MAGA-Bewegung wird unermüdlich angeprangert. Gleichzeitig gelingt der Inszenierung aber auch eine spannende Vielschichtigkeit, die auf mehr verweist als nur auf den herrschenden Zeitgeist.

Erst nach der Hälfte des Films tritt Benoit Blanc zum ersten Mal auf. Aber wie! Im Gegensatz zu seinem James Bond, den Daniel Craig immer nur irgendwie abbildete, lebt er diesen Typen mit seinem manierierten Akzent, seinen übertriebenen Gesten und der immer etwas zu prätentiösen Kleidung wirklich. Doch auch das restliche, mit Stars wie Glenn Close als Haushälterin, Thomas Hayden Church als Hausmeister oder Mila Kunis als Dorfpolizistin hochkarätig besetzte Schauspielensemble hatte ganz spürbar Spaß am Set und mit den geschliffenen Dialogen.U. FRICK

Sendehinweis

„Knives out 3: Wake up dead Man“ läuft von heute an in den Kinos, ab dem 12. Dezember ist der Film beim Streamingdienst Netflix zu sehen.

Artikel 2 von 2