Mein erster Liebesfilm

von Redaktion

„Tatort“-Star Stefanie Reinsperger ist am Sonntag im ZDF-„Herzkino“ zu sehen

Verliebt im grünen Gras: Stefanie Reinsperger und Golo Euler in „Liebesbrief an Jenny“. © Pausch/ZDF

Als „Tatort“-Kommissarin Rosa Herzog gehörte Stefanie Reinsperger fünf Jahre lang zum Team um den Dortmunder Ermittler Peter Faber (Jörg Hartmann). Im Sommer gab die österreichische Schauspielerin überraschend ihren Rückzug vom Kultkrimi bekannt – der letzte Fall mit ihr („Schmerz“) wird im kommenden Frühjahr ausgestrahlt. Sie freue sich auf neue Projekte, sagte sie damals – und dürfte da schon den bemerkenswerten Film im Sinn gehabt haben, den das ZDF am Sonntag um 20.15 Uhr zeigt: „Liebesbrief an Jenny“.

Reinsperger spielt darin die Titelfigur Jenny, die mit sich, ihrer Arbeit in einem Online-Versandhandel für Pflanzen und ein paar mehr Pfunden auf den Rippen sehr im Reinen und zufrieden ist und sich dann Hals über Kopf in Timo (Golo Euler) verliebt. Der wiederum ist auf den ersten Blick so ganz anders als sie: Er ist ein erfolgreicher Fitness-Influencer, Frauen stehen auf ihn, Männer wollen so sein wie er – nur das Leben ist ein bisschen auf der Strecke geblieben, nicht nur weil er sich lieber von Protein-Shakes statt von Pasta ernährt, anders als Jenny. Erzählt wird hier eine hübsche Herzkino-Romanze – die auch für Stefanie Reinsperger etwas Besonderes ist: „Ich spiele jetzt, mit meinen 36 Jahren, zum ersten Mal einen Love-Interest in einem Film, eine Frau, in die sich jemand verliebt.“ Sie sagt das mit einer Mischung aus Verwunderung und Empörung. Und schiebt einen Wunsch gleich hinterher. „Als Nächstes würde ich so eine Rolle gern spielen, ohne dass mein Körper Thema ist.“ Noch ist er aber Thema – in der ZDF-Produktion genau so wie im echten Leben. Im Film hält Jenny nach einem Streit mit Timo einen eindrücklichen Monolog, in dem, wie die Schauspielerin selbst sagt, viel „von der Steffi“ drinsteckt. „Ich war nie dünn genug, nie schön genug. Ich war nie genug und trotzdem immer zu viel“, platzt es aus Jenny heraus. Mit jeder Diät sei sie nicht dünner, sondern dicker geworden. „Weißt du eigentlich, wie viel Kraft mich das gekostet hat, da hinzukommen, wo ich jetzt bin?“, fragt sie ihren Freund. „Weißt du, wie scheiße schwer das ist, entspannt vor anderen Leuten zu essen? Und weißt du, wie sauschwer das ist, immer gegen dieses Gefühl ankämpfen zu müssen, weniger wert zu sein als andere Leute? Leute mit anderen Körpern?“ Die Szene ist so berührend wie ehrlich. Und diese Wut, die aus Jenny spricht, steckt ebenfalls in Stefanie Reinsperger – auch wenn sie ihrer Rolle im Hinblick auf die Selbstliebe sicher ein paar Schritte voraus ist. „Ja, das ist richtig, das würde ich auch so sagen“, lacht Reinsperger.

Was hat ihr auf dem Weg dahin geholfen? Der Beruf? Das sich Exponieren auf der Bühne? Die Anerkennung dafür? „Ich würde sagen, mein Älterwerden hat mir geholfen“, sagt Reinsperger. „Ich bin jetzt, mit 36 Jahren, so viel lieber zu mir, als ich es mit 25 war. Ich kann sagen und formulieren, was ich möchte und was ich nicht möchte. Und ich mag dieses Gefühl, angekommen zu sein bei mir.“

Wie groß war denn für sie der Schritt vom düsteren „Tatort“ zum „Herzkino“? „Ob man es glaubt oder nicht: Das ,Herzkino‘ ist eine wahnsinnig schöne Abwechslung, ein schöner kreativer Ausflug“, sagt Reinsperger. „Es war ein tolles Drehbuch, eine bezaubernde Regisseurin und der beste Kollege überhaupt, den ich mir hätte wünschen können.“ Mit Golo Euler seien ihr auch die durchaus expliziten Szenen, die es im Film gibt, leichtgefallen. „Ich habe einen der schönsten Sommer meines Lebens gehabt.“ Abgesehen davon, dass der Film obendrein noch eine starke Botschaft habe: Es geht um Akzeptanz, um Selbstliebe, um Body Positivity. „Ich finde, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen eine Verantwortung hat, diese Themen in die Wohnzimmer hineinzutragen. Ich möchte dabei niemanden belehren“, sagt Reinsperger. „Ich möchte, dass Menschen etwas spüren oder fühlen.“STEFANIE THYSSEN

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