Sie machen das Krebs-Drama jetzt öffentlich: Karina und Thomas Gottschalk bei der Romy-Gala in Österreich. © Schneider-press/nz
Es ist eine Schock-Diagnose für den großen Entertainer – und für seine vielen Fans. Thomas Gottschalk hat am Sonntagabend überraschend eine schwere Krebs-Erkrankung öffentlich gemacht. „Ich glaube, es wird Zeit, dass wir die Karten auf den Tisch legen. Ich habe Krebs“, sagte er in einem „Bild“-Interview, das er gemeinsam mit seiner Ehefrau Karina gab. Bis auf weiteres könne er nicht mehr auftreten. „Ich muss gesund werden. Mein Krebs gilt leider als besonders aggressiv.“
Gottschalk schilderte, dass er in den letzten vier Monaten zwei schwere Operationen, sechs und sieben Stunden lang, in München überstehen hatte. „Die Diagnose war heftig – Epitheloides Angiosarkum, ein seltener, böser Tumor, der von den Zellen der Blutgefäße ausgeht“, sagte seine Frau Karina (63) der „Bild“. Teile von Harnleiter und Blase wurden entfernt, doch noch viel mehr Gewebe sei betroffen. Den Eingriff nahm der Chef der Urologie im TUM-Klinikum Rechts der Isar vor, Professor Jürgen Gschwend. Er gilt als einer der erfahrensten Spezialisten für heikle Tumoreingriffe im Bereich der Harnblase.
Die Öffentlichkeit wusste viele Wochen lang nichts von Gottschalks Krebs-Drama. Der TV-Entertainer, seit fast einem halben Jahrhundert eine feste Figur im deutschen Fernsehen, bemühte sich, den Schein zu wahren, auch noch während der inzwischen 33 Bestrahlungen. Er trat ab und zu weiter öffentlich auf. „Ich bin alte Schule. Ich erfülle meine Verpflichtungen.“
Da allerdings machte sich in den letzten Tagen massiv bemerkbar, dass etwas mit dem TV-Idol nicht stimmt. Am Freitagabend wieder: Was ist nur los? Das dürften sich viele Zuschauer der Romy-Gala in Kitzbühel gefragt haben, als Gottschalk mit dem renommierten österreichischen Preis ausgezeichnet wurde. Denn wieder passierte das, was nach der Bambi-Verleihung für Schlagzeilen gesorgt hatte: Der 75-Jährige wirkte fahrig, redete zusammenhanglos, war nicht Herr der Lage. Es war nicht das früher übliche Improvisieren, das Spontane, das zu guten alten „Wetten, dass..?“-Zeiten schon zu seinem Markenkern gehörte – sondern der befremdliche, ja tragische Eindruck völliger Verwirrtheit.
Was genau war geschehen? Gottschalk gehörte am Freitagabend selbst zu Geehrten. Anders als beim Bambi, wo er „nur“ das goldene Rehkitz an Cher überreichen sollte, wurde ihm die Romy fürs Lebenswerk verliehen. In seiner Rede dankte er zunächst dem Publikum und meinte dann, er würde sich tags drauf sicher wieder entschuldigen müssen. „In Deutschland, weil ich gesagt habe, mir liegt der österreichische Humor ein bisschen mehr als der deutsche. Aber das ist einfach so.“ Dafür erntete er noch Applaus.
Dann aber stammelte er phasenweise zusammenhanglos immer wieder die Worte „Romy“ und „Thommy“. Fragende Gesichter im Saal. „Es reimt sich nicht ganz leider, muss ich sagen. Ich bin gewohnt, dass sich die Dinge reimen. Aber ich hab mir das nicht so genau überlegt, wie ich mir vieles in meiner ganzen Karriere nicht überlegt habe, was ich gesagt habe.“ Schließlich zählte er mit leerem Blick auf den Boden die Zeit runter. Bei Fernsehsendungen zeigen rückwärts laufende Uhren an, wie viel Zeit den Moderatoren noch bleibt. „30, ich hab noch 29 Sekunden, 28, 27, 26, 25 – hier läuft die Zeit runter, man sieht, wie viel Zeit man noch hat – aber wo bleibt die Romy?“ Zu diesen Worten betrat „Bergdoktor“-Schauspieler Hans Sigl die Bühne: „Eine gute Frage. Entspann dich, Thommy.“ Die Uhr sei jetzt egal, denn „du bist ja der Thommy“. Die beiden machten ein Selfie auf der Bühne, Gottschalk wirkte langsam entspannter.
Sehen, wie viel Zeit man noch hat: Jetzt, mit Krebs-Diagnose, erscheint der Auftritt in ganz anderem Licht. Ihr Mann nehme „starke Schmerzmittel, Opiate“, sagte Karina Gottschalk. „Erst bei der Bambi-Verleihung realisierten wir, welche Nebenwirkung diese Medikamente haben“: Blackouts, Verwirrung. „Mit diesen Tabletten fühlte ich mich, als würde ich mit meinem Kopf in einer Waschmaschine stecken“, erzählte Gottschalk im Interview. „Ich kannte mich selbst so nicht.“
Was nun? Am Samstag, 6. Dezember, läuft die letzte Ausgabe der RTL-Show „Denn sie wissen nicht, was passiert“ mit Barbara Schöneberger (51), Günther Jauch (69) und ihm. Bis gestern war unklar, ob er das noch absolvieren will. THY/BEZ/CD