Mit Eleganz und Lässigkeit: Uwe Kockisch als Commissario Guido Brunetti in den „Donna Leon“-Verfilmungen. © Menke/RBB
Er stammte aus dem brandenburgischen Cottbus, doch man hätte ihn leicht auch für einen Italiener halten können. Uwe Kockisch gab den venezianischen Commissario Brunetti mit einer unnachahmlichen Mischung aus Eleganz und Lässigkeit. Es hätte wohl keinen geeigneteren Darsteller geben können für die Hauptfigur in den ARD-Verfilmungen der „Donna Leon“-Krimis. Jetzt tragen die Gondeln für einen Moment Trauer, denn Uwe Kockisch ist tot. Er starb bereits am Montag im Alter von 81 Jahren in Madrid, wo er seit einigen Jahren lebte. Das teilte seine Agentur unter Berufung auf seine Frau mit.
In der Rolle des in Venedig ermittelnden Guido Brunetti folgte Kockisch im Jahr 2003 auf Joachim Król, der die Figur des Kriminalers zuvor verkörpert hatte. Kockisch spielte den Ermittler dann in 22 Folgen bis zum Ende der Reihe im Jahr 2019. Die „Donna Leon“-Krimis erfreuten sich großer Beliebtheit beim deutschen Fernsehpublikum. So schalteten beim letzten Fall „Stille Wasser“ am ersten Weihnachtsfeiertag des Jahres 2019 trotz Konkurrenz zur „Helene Fischer Show“, die parallel im ZDF lief, immerhin 5,72 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer ein.
Beeindruckend auch seine Rolle als Stasi-Mann Hans Kupfer in der preisgekrönten Serie „Weissensee“ über die Geschichte einer Ost-Berliner Familie. Die 24 Folgen – zwischen 2010 und 2018 erstausgestrahlt – liefen ebenfalls im Ersten. Im echten Leben war Kockisch – am 31. Januar 1944 geboren – in jungen Jahren ein Gegner des DDR-Regimes. Kurz nach dem Mauerbau versuchte er per Schiff über die Ostsee in den Westen zu fliehen. Dafür musste er monatelang ins Gefängnis.
„Das war für mich wie ein Dauerschockzustand“, erinnerte er sich vor einigen Jahren in einem Interview. „Man tut ja nur, was einem gesagt wird, und hält den Mund. Man ist kein Subjekt mehr, man ist Objekt, man kann nicht mehr selbst entscheiden. Das hat mich ganz schnell reifen lassen.“ Aber: „Es betrifft mich heute nicht mehr.“ Später absolvierte Kockisch eine Ausbildung an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch und stand über Jahrzehnte in vielen Klassikern in Berlin auf der Bühne, zunächst am Maxim-Gorki-Theater, später an der Schaubühne.
Seit 1973 stand er auch vor der Kamera, etwa in „Treffen in Travers“ von Michael Gwisdek und in „Franziska Linkerhand“ nach dem Roman von Brigitte Reimann. Im wiedervereinigten Deutschland konnte Kockisch nahtlos an seine Erfolge in der DDR anknüpfen. Einem gesamtdeutschen Publikum bekannt wurde er Mitte der Neunzigerjahre mit der ARD-Krimireihe „Zappek“, in der er die Titelrolle eines Berliner Hauptkommissars übernahm. Für seine Hauptrolle in Dominik Grafs Polizeithriller „Eine Stadt wird erpresst“ erhielt Kockisch im Jahr 2008 den Adolf-Grimme-Preis. DIETER PAUL ADLER