Begibt sich auf eine Reise in sein Unterbewusstsein: Kommissar Felix Murot (Ulrich Tukur). © HR/Senator Film
Bei Felix Murot gibt es keinen Elefanten im Raum: Wenn Ulrich Tukur in die Rolle des Kommissars aus Wiesbaden schlüpft, wissen „Tatort“-Fans, dass ein klassischer Krimi hier nicht zu erwarten ist. So auch beim neuen Streich aus Hessen: „Murot und der Elefant im Raum“ ist eine Spielerei, die keine Spannung bietet.
Felix Murot formuliert es an einer Stelle des Films von Regisseur und Drehbuchautor Dietrich Brüggemann selbst so: „Wir haben noch nie einen Fall in der sogenannten Realität gelöst. Man muss immer auf die ein oder andere Art in den Kopf der Leute reingehen und gucken, was da los ist. Nur so löst man Kriminalfälle.“ Diesmal führt er das ins Extreme. Als die junge Mutter Eva Hütter (Nadine Dubois) vor dem Familiengericht das Sorgerecht für ihren kleinen Sohn verliert, schnappt sie sich das Kind und flüchtet in eine Hütte im Wald.
Schon in diesen ersten Filmsekunden wird’s unrealistisch: Sehr gemütlich geht die Flucht der Mutter samt Kind aus dem Gericht vonstatten. Keiner hält die beiden auf. Doch mit Realismus sollte man den Machern bei Murot-„Tatorten“ und speziell bei diesem gar nicht kommen. Wenn Ulrich Tukur draufsteht, ist immer die Lust am Spiel mit Surrealem drin. Der Kommissar hat sich privat vor Kurzem bei Psychiater Dr. Schneider (Robert Gwisdek) in Behandlung begeben, um die eigenen immer gleichen Endlosschleifen-Träume zu verarbeiten. Der Mediziner nutzt einen Apparat, der dem Patienten das eigene Unterbewusstsein visuell vor Augen führen soll. Als Eva Hütter nach einem Supermarktbesuch in einen Autounfall gerät und ins Koma fällt, beginnt die Großfahndung nach dem Sohn der Frau, der noch allein in der Hütte im Wald sitzt. Das aber weiß nur Eva Hütter. Murot verbindet sich über Dr. Schneiders Apparat mit dem Unterbewusstsein der Frau, um herauszufinden, wo sie den Buben versteckt hat.
Was folgt, ist eine schräge Filmfantasie, bei der die Welt des Unterbewussten und die Wirklichkeit ständig miteinander verschwimmen. Im Zentrum Murot, den Ulrich Tukur wie immer als etwas kauzigen, den Menschen zugewandten, der Welt entrückten Eigenbrötler gibt. Weil in Einblendungen immer wieder das unversehrte Kind in der Hütte gezeigt wird, überträgt sich die Panik des Vaters, der den Behörden Druck bei der Suche macht, aufs Fernsehpublikum nicht. Und so dümpelt dieser Krimi, der kein bisschen Nervenkitzel auslöst, so dahin. Wer diesen Film nicht bald wieder vergisst, muss ein Elefant sein.KATJA KRAFT