Für Kinder ist der Straßenverkehr ein Hochrisikogebiet. Unfälle auf den Straßen sind in Deutschland und in den meisten Industrieländern noch immer die häufigste Todesursache bei He-ranwachsenden. Im vergangenen Jahr kamen insgesamt 66 Kinder unter 15 Jahren bei Unfällen ums Leben, 28547 waren an Unfällen beteiligt. In den 1970er-Jahren war die Situation noch wesentlich dramatischer. Damals kamen rund 2000 Kinder auf den deutschen Straßen ums Leben.
Um die Zahlen weiter auf Richtung Null zu treiben, sind vor allem Maßnahmen auf den Gebieten der Verkehrsplanung, Verkehrserziehung, Gesetzgebung und schließlich wirtschaftliche Anreize und Belohnungen notwendig.
Mit Verkehrserziehung Gefahren aufzeigen
So können Kinder zum Beispiel erst vom zehnten Lebensjahr an Geschwindigkeiten und Entfernung von Fahrzeugen korrekt einschätzen und sich entsprechend vorbeugend verhalten.
Kinder wollen mobil sein und dabei nicht immer auf die Taxifunktion der Eltern angewiesen sein. Allerdings stehen diesem Streben handfeste Defizite entgegen. So können Kinder zwar früh sehr gut sehen und hören, doch die so gewonnenen Eindrücke noch nicht optimal verarbeiten, und auch später, wenn diese Eigenschaften (vom zweiten oder dritten Schuljahr an) vorhanden sind, lassen sie sich leicht ablenken und bringen sich so in Gefahr. Auch die Reaktionszeit ist bis zum Alter von 14 Jahren länger als bei Erwachsenen.
Gefährliche Risikobereitschaft
Während die Verkehrserziehung in den Grundschulen (einschließlich der Fahrradprüfung) wichtige Grundlagen schafft, klafft in den weiterführenden Schulen in diesem Bereich eine große Lücke, die geschlossen werden muss.
In der Forschung ist die Gruppe der Fahranfänger umfassend erforscht, doch um die Einstellung von Jugendlichen vor der ersten Fahrstunde richtig einschätzen zu können, wurde erst jetzt eine ausführliche Studie der Hochschule der Polizei in Münster unterstützt vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat vorgelegt. Untersucht wurde, wie sich 14- bis 16-Jährige ihr Verhalten im Straßenverkehr vorstellen und ob sich die Einstellungen im Laufe der Zeit verändern. Das Ergebnis ist beunruhigend. Acht Prozent der Befragten (das entspricht hochgerechnet 124000 Fahranfängern) waren während es gesamten Befragungszeitraums vom 14. bis 17. Jahr bereit, im Straßenverkehr ein besonders hohes Risiko einzugehen. Experten fordern daher besondere Maßnahmen, um diese Gruppe vor der Führerscheinprüfung zu einem Kurswechsel zu bewegen.
Lehrimpulse
statt Kontrollen
Neben den ganz jungen Verkehrsteilnehmern gehören die Senioren zu einer besonders gefährdeten Gruppe. In der Unfallbilanz liegen sie auf dem Niveau der 21- bis 24-Jährigen und die Zahl der Senioren, die sich hinter das Lenkrad setzen, wird in den kommenden Jahren weiter wachsen. Die am stärksten wachsende Gruppe sind die 80-Jährigen. Außerdem sind sie in Europa die erste Gruppe, die ihr gesamtes Leben lang Auto gefahren ist.
Angesichts der demografischen Entwicklung sehen Experten wenig Sinn in einer regelmäßigen Kontrolle der Senioren, wie sie in anderen Ländern bereits durchgeführt wird, sondern fordern niederschwellige Maßnahmen, die Lehrimpulse vermitteln können. Dazu gehören zum Beispiel begleitete Trainingsfahrten, an deren Ende die Defizite diskutiert werden. Schließlich sind die älteren Menschen ganz besonders motiviert, ihre individuelle Mobilität so lange wie möglich zu erhalten. ampnet/ww