Landrat Wolfgang berthaler zieht bilanz über Engpässe und Fortschritte

Standorte sichern und Bildung fördern

von Redaktion

„Lassen Sie mich gleich zu Beginn mit einem der Aufregerthemen des Jahres beginnen, der Schließung der Geburtsstation in der Romed- Klinik in Bad Aibling. Hier bestätigte sich eine bekannte These, dass nämlich Konzepte nichts nützen, wenn das notwendige Personal dafür nicht vorhanden ist. Über mehrere Jahre waren regelmäßig Anzeigen im Deutschen Ärzteblatt, im Österreichischen Ärzteblatt und in der Publikation der Ärztekammer Südtirols geschaltet worden. Sogar ein Personalvermittler wurde eingeschaltet um junge Ärzte für die Geburtshilfe zu finden – ohne Erfolg.

Keine Chance, Hebammen zu finden

Ähnlich die Situation bei den Hebammen. Sie sind freiberuflich tätig und suchen sich ihre Kolleginnen und Nachfolgerinnen selbst aus, indem sie ihre persönlichen Kontakte nutzen, Hebammenschulen auch im benachbarten Ausland anschreiben oder Hebammen ansprechen, die an einem inzwischen geschlossenen Klinikstandort tätig waren. Es gelang ihnen nicht, Hebammen im notwendigen Umfang für Bad Aibling zu begeistern.

Auch der für eine qualitativ hochwertige Geburtshilfe notwendige kinderärztliche Bereitschaftsdienst ist nicht mehr gesichert. Nur ein niedergelassener Kinderarzt ist bereit, den Rufdienst zu leisten. In der Romed-Klinik in Bad Aibling gab es Engpässe in allen drei für eine funktionierende Geburtsstation notwendigen Personalbereichen.

Es hat sich etwas verändert, denn es ist ganz und gar nicht mehr selbstverständlich, für eine Aufgabe rund um die Uhr zur Verfügung zu stehen. Das allerdings ist kein Bad Aiblinger Problem, sondern ein allgemeines Phänomen in unserer heutigen Gesellschaft.

Das Aus der Geburtsstation ist kein Signal zur Zukunft der Romed-Klinik in Bad Aibling. Ganz im Gegenteil, der Rosenheimer Kreistag, dem auch ich angehöre, steht zu diesem Standort. Einstimmig wurde eine Generalsanierung beschlossen, an deren Anfang der Neubau eines dreigeschossigen Gebäudes steht, in dem drei Operationssäle, die zentrale Sterilgutversorgungsabteilung und die Lüftungszentrale untergebracht werden sollen.

Übrigens: 2018 beginnen die Bauarbeiten für eine neue Klinik in Wasserburg. Der Landkreis Rosenheim und der Bezirk Oberbayern verwirklichen ein gemeinsames Projekt am Standort Gabersee. Der Anteil des Landkreises beträgt rund 85 Millionen Euro.

Ein anderes Thema, das mich in ganz unterschiedlichen Facetten ständig begleitet ist die Bildung. Sie ist der Schlüssel für unsere Gegenwart und Zukunft. Zahlreiche Studien bestätigen, dass gute Bildung wesentlich ist für den wirtschaftlichen Erfolg eines Landes. Sie befähigt zu selbstverantwortlichem Handeln und fördert staatsbürgerliches Bewusstsein. Gute Bildung trägt zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei, weil sie die Entwicklung gesellschaftlicher Werte ermöglicht.

Investitionen in

Bildungsstandorte

Sie sehen, eine gute Bildungspolitik ist wichtig und der Landkreis Rosenheim versucht mit seinen Mitteln, einen Beitrag dazu zu leisten. Am Realschulstandort in Prien haben wir 2017 die Einweihung eines neuen dreigeschossigen Schulgebäudes sowie eines umgebauten und sanierten Bestandsgebäudes gefeiert. Die Realschule in Bruckmühl erhielt einen ebenfalls dreigeschossigen Erweiterungsbau. An der Landwirtschaftsschule in Rosenheim läuft die Generalsanierung eines Gebäudes, am Ludwig-Thoma-Gymnasium in Prien wird kräftig umgebaut und in Brannenburg begannen die Vorbereitungen für den Bau eines Erweiterungsgebäudes der Inntalschule, Sonderpädagogisches Förderzentrum.

In den Bereich Bildung gehört auch ein Fachkongress für die pädagogisch Mitarbeitenden in den Kindertageseinrichtungen, den der Fachbereich Kindertagesbetreuung unseres Kreisjugendamtes erstmals im November organisierte.

Über 10000 Kinder

werden betreut

Solche Fortbildungen sollen auch zeigen, dass uns die vielen Frauen und wenigen Männer wichtig sind, die unsere Kinder betreuen. Im Landkreis Rosenheim kümmern sie sich täglich um mehr als 10000 Kinder und haben – im wahrsten Sinne des Wortes – unsere Zukunft unter ihren Fittichen.

Der Rosenheimer Kreistag hat im zu Ende gehenden Jahr einen Teilplan Kindertagesbetreuung einstimmig gebilligt. Darin geht es unter anderem um Ausstattung, Räume, Personal, Betreuungszeiten, Hausaufgabenbetreuung, Freizeitangebote, Projektarbeit sowie um die Rolle der Eltern. Viele Mütter und Väter wollen stärker eingebunden werden. Wesentliches Ziel ist es, die Kompetenzen der Kinder über den gesamten Bildungsverlauf zu stärken und weiterzuentwickeln. Sie werden demokratisch erzogen, an Entscheidungen beteiligt, wertgeschätzt, unterstützt sowie zur Selbstständigkeit und Eigenverantwortung ermutigt.

Wie Verantwortung übernehmen funktionieren kann, zeigt die Jugendbeteiligungskonferenz, die seit einigen Jahren von der Kommunalen Jugendarbeit im Landkreis Rosenheim organisiert wird. Rund 120 junge Damen und Herren trafen sich in der Chiemseehalle in Breitbrunn um zu diskutieren, Ideen zu entwickeln und ihre Mitarbeit anzubieten. Zur Präsentation ihrer Ergebnisse kamen über 50 politische Vertreter, darunter 22 Bürgermeister.

Auch sonst war viel los in 2017: Unsere Landkreismüllabfuhr feierte 60-jähriges Jubiläum, ein Landschaftspflegeverband wurde gegründet, ehrenamtliche und qualifizierte Wohnberaterinnen und Wohnberater nahmen ihre Tätigkeit auf, Moore wurden renaturiert, Kreisstraßen saniert, das seniorenpolitische Gesamtkonzept fortgeschrieben, Landschaftsschutzgebietsverordnungen neugefasst, Energieberatungstage organisiert oder Artenschutzprogramme zum Beispiel für die Bachmuschel oder den Kiebitz fortgeführt.

Diese Auflistung ist selbstverständlich nicht vollständig. Sie können aber erkennen, dass der Landkreis Rosenheim vielfältige Aufgaben hat, denen wir uns auch im Jahr 2018 mit großem Engagement widmen werden.

Ich wünsche Ihnen Gesundheit, Gottes Segen und selbstverständlich auch einen guten Start in das neue Jahr.“

Wolfgang Berthaler

Landrat

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