„Wir stecken mitten im Klimawandel“, sagt Mathias Mitterreiter, Leiter des Fachzentrums für Pflanzenbau am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Rosenheim. Die Voraussagen so mancher Experten lassen Böses ahnen: Sollte die Klimaerwärmung in diesem Tempo weitergehen, wird die Arktis im Jahr 2080 völlig abgeschmolzen sein. Der Meeresspiegel wird dann gewaltig steigen, etliche Inseln wie die Malediven wird es nicht mehr geben – sie sind im Wasser versunken. Aber auch etliche Küstenstädte werden betroffen sein. So lauten zumindest die düsteren Prognosen.
Wer den Klimawandel bereits jetzt zu spüren bekommt, ist die heimische Landwirtschaft. „Wir arbeiten sehr intensiv an Lösungen für die Zukunft“, erklärt Mitterreiter. Spätfröste sowie Hitze- und Dürreperioden und fehlendes Wasser setzen den Pflanzen zu. Deshalb müsse das Ziel heißen: trockenresistente Züchtungen.
Aber auch die Fruchtfolge ändert sich auf Grund der Wärme, und neue Kulturen wie die Sojabohne hat möglicherweise eine große Zukunft vor sich. „Doch bis entsprechende Kreuzungen gezüchtet sind, werden noch zehn Jahre vergehen“, schätzt der Leiter des Pflanzenbaus.
„Glück gehabt“
Für die Region Rosenheim sieht er die Zukunft nicht so düster. „Da haben wir wohl noch mal Glück.“ Anders werde es in Franken oder in Niederbayern aussehen. „Die Landwirtschaft wird auf Grund des Wassermangels oder wegen zunehmender Überschwemmungen Riesenprobleme bekommen“, schätzt Mitterreiter.
Die Gefahren für die Landwirtschaft lauern vor allem nach starken Regengüssen: Dann wird der fruchtbare Oberboden abgeschwemmt, zurück bleibt immer weniger guter Ackerboden. Durch immer häufigeren, lokal begrenzten Hagel werden Ernten zerstört, der Obstblüte setzen Spätfröste arg zu. „Hagel, Nässe, Starkregen, Spätfröste, aber auch Hitze und Dürre bedrohen die Landwirtschaft in zunehmendem Maß“, sagt der Experte.
Und mit der Klimaveränderung kommen auch Schädlinge, die bisher in der Region unbekannt waren: der Schadpilz pucinia striiformis oder aggressive Mücken, die Krankheiten übertragen.
„Wir können allerdings eine ganze Menge tun, um die gravierenden Auswirkungen der klimatischen Veränderungen abzufedern. Doch aufhalten können wir sie nicht“, ist er überzeugt. Zu den Hilfsmaßnahmen, die der Landwirt machen kann, zählen: den Boden stets mit Bewuchs bedeckt halten, Moore zu pflegen, die Flächenversiegelung zu minimieren oder etwa offene Erdschollen zu vermeiden. Ein wichtiger Punkt sei auch, Rinder nur in Grünlandgebieten zu halten.
Natürlich sei die Landwirtschaft natürlich auch für über die Hälfte der Lachgas- und Methan-Emissionen in Deutschland verantwortlich, gibt er zu bedenken. Um die Klimaziele des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen, sei eine Einsparung im Agrarsektor unabdingbar, mahnt Mitterreiter. Das werde kein leichter Weg.
Doch nicht nur die Landwirte, auch die Verbraucher müssten handeln, fordert der Leiter des Landwirtschaftsamtes Wolfgang Hampel. „Ich sehe eine große Verantwortung beim Verbraucher. Nur mit einem angemessenen Preis kann die Landwirtschaft gute Produkte liefern. Das würde sich auch positiv auf die Umwelt auswirken. Ich denke, dass der Klimawandel letztlich der Globalisierung geschuldet ist.“ske