von Redaktion

Genuss für Auge und Gaumen.

Die Jutesäcke mit edelsten Kaffeebohnen im hinteren Bereich der neu eröffneten Kaffeerösterei in Prien stammen aus aller Welt. Inmitten des hübschen Ladengeschäfts des Biedermeier-Hauses in der Schulstraße 3 mit dem imposanten Hirschkopf an der Fassade steht das Herz von „montebera“ – der traditionelle gusseiserne Trommelröster.

Das Interieur erinnert an einen Kolonialwarenladen – schon die Oma von Inhaber und Röstmeister Markus Behr (40) hatte einen solchen geführt, woran die silberne Waage erinnert. Geröstet wird montags und am Freitag, damit die Ware stets frisch ist.

Kaffeebohnen von Hand gepflückt

Die Bohnen wachsen in Plantagen mit naturnaher Produktion im Schatten sogenannter Mutterbäume, da sie nur wenig Sonne vertragen. „Am Äquator gibt es keine Jahreszeiten, weshalb reife wie unreife Kaffeekirschen am Baum hängen“, erklärt Behr. Man pflücke dort von Hand, damit nur die reifen geerntet würden. Geröstet werde langsam bei niederer Temperatur, damit alle Schichten der Bohne erreicht würden. Der Kaffee werde so – arm an Bitterstoffen und Säure – sehr bekömmlich. „Wir rösten nach althergebrachter Methode anhand sensorischer Merkmale wie dem Geruch, dem Geräusch der Bohnen in der Trommel sowie deren Glanz und Farbe.“ Der Beruf des Röstmeisters sei nahezu ausgestorben, erzählt Behr. Um ihn zu erlernen, sei er eigens in die Hansestadt Stendal (Sachsen-Anhalt) zu einem Könner seines Fachs gereist.

Auch sein Kompagnon Rasim Mamedov aus Turkmenistan (38) hängte für seine Leidenschaft den Beruf als IT-Experte an den Nagel. Er ließ sich in die Geheimnisse des „Kaffeekochens“ vom ersten Deutschen Barista-Weltmeister (2014) Christian Ullrich einweihen.

Frisch geröstete Bohnen

Im März 2017 gründeten Mamedov und Behr ihre Firma, Ende des Jahres eröffneten sie den Handwerksladen mit Ausschank. Das Mobiliar ist größtenteils selbstgezimmert. Der Kaffee wird von Hand gefiltert oder an einer Espressomaschine zubereitet, „die noch von Hand zu bedienen ist“, so Mamedov.

Die frisch gerösteten Bohnen gelangen über Messing farbene Schütten in handbeschriftete Papiertüten.

Auf Wunsch wird der Kaffee auch gemahlen. Für die „Heimatmischung“ verwendet Behr eine ursprüngliche Kaffeebohne aus Äthiopien – der Heimat des Kaffees. Die „Priener Kostbarkeit“ enthält unter anderem eine spezielle Bohne aus Ozeanien, die dem Kaffee seine Würze verleiht.

Der „Chiemsee Komposition“ wird eine „monsooned“-Bohne beigemischt, die vom Wasserdampf des Monsunregens benetzt wurde. Verkosten kann der Gast an kleinen Tischen Kaffee-Kreationen wie „White Nose“ mit frischem Ingwer, Zimt und Puderzuckerrand oder „Black Powder“ mit dunkler Schokolade, grobem schwarzem Pfeffer, der flambiert wird.

Barista serviert Spezialitäten

Darüber hinaus serviert der Barista Spezialitäten wie den spanischen Cortado, einen Espresso mit der gleichen Menge an Milch. Dazu stehen italienische Dolci sowie weitere Leckereien zur Wahl.

Was treibt zwei IT-ler dazu, ihren gut bezahlten Job in München aufzugeben, um Kaffee zu vertreiben? „Kaffee ist der neue Wein, er hat das gleiche Potenzial an Aromen“, so Markus Behr.

Dieses Wissen wollen die beiden an Interessierte weitergeben. Auch der Kontakt zu Menschen war Ansporn, diesen Schritt zu wagen: „Wenn Gäste leicht skeptisch eintreten und dann mit jedem Schluck unserer Kaffeespezialitäten zu lächeln beginnen, das macht uns Freude – dann passt alles“, so Mamedov.

Geöffnet ist die Kaffeerösterei „montebera“ Dienstag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr, am Samstag von 9 bis 15.30 Uhr. Wagner

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