Das neue Traumpaar

von Redaktion

Küche und Wohnzimmer wachsen zusammen – Trends der Möbelmesse

Die Küche war lange nur ein Arbeitszimmer: laut und voller Dünste, zugleich immer etwas steril, auf keinen Fall wohnlich. Doch das ändert sich nun. Ein Blick auf die Mailänder Möbelmesse zeigt: Küche und Wohnzimmer wachsen zusammen. Das neue Traumpaar stimmt sogar seine Kleidung aufeinander ab.

Auf der Messe „Salone del Mobile“ gibt es eine Sonderschau für Küchen, die „Eurocucina“ (bis 22. April). Dort erkennt man einen Trend: Immer intensiver treiben Designer und Möbelhersteller eine einheitliche Optik für die Bereiche für das Kochen und Essen voran, oft ist auch das Wohnzimmer schon Teil dieser Ehe. „Die Bereiche für Kochen, Essen und Entspannen sind im Prinzip aus einem Guss“, sagt Volker Irle, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft „Die Moderne Küche“.

So sieht man Küchenschränke, die sich kaum von Wandschränken im Wohnzimmer unterscheiden. Modelle ohne Griffe sind quasi Standard geworden, stattdessen öffnen sie sich durch drücken. Oder die Vitrine mit Glastür zieht neben den Herd.

Einen anderen neuen Weg gehen gleich mehrere Hersteller: Sie lassen bei Bedarf die obere Küchenzeile und Arbeitsplatte hinter einer Schiebewand verschwinden. Arritals Alternatividee dazu ist eine optisch ebenfalls neutral gestaltete Küche, wo Herd und Spüle so tief im Block liegen, dass darüber eine Platte geschoben werden kann. Veneta Cucine versteckt in der Küche „Lounge.GO“ hinter einer Schranktür eine zusätzliche Arbeitsfläche. Und Effe’ti lässt unter einer schiebbaren Tischplatte eine Arbeitsplatte mit Kochstelle verschwinden.

In einer Wohn-Ess-Küche soll alles hinter Türen und Platten verschwinden, was an Arbeit erinnert. Bei manchem Hersteller ist sogar alles Technische verpönt, wenn es nicht benutzt wird. So zeigt Valcucine Küchen mit einem Tor und integriert dabei eher unauffällige Leisten, an denen sich mit einem Handgriff portable Steckdosen aufstecken lassen. Wenn daran nicht der Mixer hängt, werden sie abgenommen und verschwinden in der Schublade.

Der ehemalige Werkraum darf heute ein Raum zum Wohnen und Entspannen sein. Next125, die Premiummarke vom Schüller Möbelwerk, spricht etwa davon, dass die neuen Designideen einem Lebensraum gerecht werden, „der weit über die Küche als reine Kochstelle hinausgeht“.

Die Firma Leicht geht noch einen Schritt weiter: Sie präsentiert eine Einrichtungsidee, die den gesamtem Innenausbau umfassen kann.

Die Schränke von Leicht können je nach Kundenwunsch Funktions- oder Stauraumlösung sein, sogar eine Sitznische lässt sich integrieren. Die Essbereiche sind sowieso oft schon komplett in der Küche aufgegangen. Kaum eine Zeile oder ein Block kommt in Mailand ohne Essplatz aus, sogar lange Tafeln sind angedockt.

Das bringt die Hersteller vermehrt dazu, die Form der Küche zu überdenken. So sind in Mailand neben kompakten Kücheninseln vermehrt längliche freistehende Zeilen zu sehen, an denen eine Seite als Tisch dient. Aber auch L-, T- oder die Tropfen-Form sind gängig.

Dieser Annäherung der Küche an den Wohnraum liegt eine jahrelange Entwicklung zugrunde, denn zunächst waren technische Fortschritte nötig.

Zum Beispiel sind direkt unten am Herd eingebaute Dunstabzugshauben inzwischen so stark und leise, dass Kücheninseln ohne die Hauben an der Decke auskommen, erläutert Volker Irle. Und neuartige Beschläge haben moderne Stauraumlösungen ermöglicht, die in den Schränken und Raumnischen mehr Platz schaffen.

So kann vieles, was früher notgedrungen sichtbar herumstand, heute verschwinden.

Daher spricht Irle von einem Trend zu cleanen, aber zugleich gemütlichen Küchen im modernen Landhausstil. Das klingt nach einem Widerspruch, denn clean steht für steril und nüchtern. Hier aber bezieht sich das clean auf eine aufgeräumte Küche, in der alles verschwindet, was an Essen und Arbeit erinnert.

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