Der Dreißigjährige Krieg war einer der der verheerendsten Kriege in der europäischen Geschichte. Als sein Auslöser gilt der „Prager Fenstersturz“ im Jahr 1618. Dieses Ereignis jährt sich heuer zum 400. Mal. Darum holt das historische Stadtspiel Rosenheim nach 21 Jahren das Stück „Die Schwedenplag“ zurück auf die Bühne.
Das Rosenheimer Stadtspiel ist eine Erfolgsgeschichte: 1995 feierte es unter der Regie von Horst Rankl mit dem Stück „Der Salzkrieg“ Premiere. Die Vorstellungen bewiesen mit über 10000 Zuschauern große Zugkraft.
Seitdem können sich die Rosenheimer Bürger alle zwei Jahre mit einem weiteren Teil ihrer Stadtgeschichte identifizieren. Der Aufwand für das Freiluftspektakel ist groß. Über 130 ehrenamtliche Akteure des Theaters Rosenheim proben dafür schon seit vielen Monaten regelmäßig. Jetzt, kurz vor der Premiere, auch oft direkt am Spielort auf dem Ludwigsplatz.
Bei den hochsommerlichen Temperaturen der vergangenen Wochen wurde schon das Tragen der historischen Kostüme zur Herausforderung. „Unter diesen Gewändern kommt man ganz schön ins Schwitzen“, verrät Walter Weinzierl. So wie Walter Politz, Theo Czerny und Helmut Dengl wirkte auch er schon bei der „Schwedenplag“ vor 21 Jahren mit. „Damals spielte ich noch den jugendlichen Liebhaber. Jetzt bin ich halt zum Ratsherren aufgestiegen“, schmunzelt Weinzierl. Helmut Dengl stellt ebenfalls einen Ratsherren dar und füllt damit sogar die gleiche Rolle aus wie bei der Schwedenplag im Jahr 1997. „Ich finde, jetzt passt diese Rolle sogar noch besser zu mir als damals“, freut er sich. Besonders begeistert ist er über ein neues Accessoire, das ihm Kostümausstatterin Renate Benner diesmal in die Hand gegeben hat – einen Rosenkranz. „Der passt gut zu dieser Figur“, so Dengl.
Die Koordination der Proben ist angesichts der vielen Spieler, Pferde und der enormen Technik hinter der Bühne schwierig. „Von den Spielern fordert das viel Disziplin“, so Regisseur Horst Rankl. Bei den Stadtspielen müsse der Text früh sitzen, damit genug Zeit bleibt, an der Ausgestaltung der einzelnen Szenen zu feilen.
Die ältesten Darsteller sind über 80 Jahre alt, die jüngsten gerade einmal sechs Jahre. Dieses Miteinander von Alt und Jung genießen alle Akteure sehr. „Wir sind wie eine große Familie“, meint Theo Czerny. Darum ist der 80-jährige Rosenheimer immer wieder gerne mit dabei. Natürlich seien die regelmäßigen Proben anstrengend, meint der 69-jährige Walter Politz, aber der Spaß überwiege.
Das bestätigt auch die zehnjährige Mara. „Ich habe immer super viel Spaß bei den Proben“, erzählt sie. Es sei schön, durch das Theater einen festen Freundeskreis mit den gleichen Interessen gefunden zu haben. Walter Weinzierl findet es außerdem gut, dass er auf diese Weise viel über Rosenheims Stadtgeschichte dazulernt.
Für Regisseur Horst Rankl steht fest, dass ein Stadtspiel die beste Möglichkeit ist, Heimatgeschichte anschaulich und unterhaltsam zu vermitteln: „Auf diese spielerische Art und Weise wird Geschichte wortwörtlich begreifbar gemacht“.
Karin Wunsam