Der größte Umsatz des Bio-Schaf-, Ziegen- und Heumilch-Käses von Johann Huber läuft derzeit über den Naturkost-Großhandel. Huber will aber im Chiemgau stärker Fuß fassen. Er will die Gastronomie und den Handel mit seinen feinen Käsespezialitäten begeistern.
Es ist später Nachmittag – Melkzeit beim Anderlbauer in Frasdorf. Johann Huber lockt seine Schafe mit einer Handvoll Haferkörner von der Weide in den Stall. Die weiblichen Vierbeiner und Bock Alois fressen Walnussblätter und zum Schluss essigsauren Apfeltrester. „Das ist die biologische Wurmkur für meine Schafe“, erklärt Johann Huber. Bitterstoffe und Gerbsäure sorgen für die biologische Harmonie bei seinen Schafen.
Deshalb sei der Käse sozusagen ein medizinisches Heilmittel. Das habe sich in der Region rumgesprochen. „Viele Kunden, die sich gesund ernähren wollen oder irgendwelche Beschwerden haben, kommen zu uns in den Hofladen“, erklärt der 52-Jährige. Aber auch in ganz Deutschland wird der Anderlbauer Käse geschätzt.
Käse in ganz Deutschland geschätzt
Vor über 30 Jahren absolvierte Johann Huber eine Ausbildung zum Zimmerer. Schon als kleiner Junge träumte er davon, die Landwirtschaft zu Hause im Vollerwerb zu betreiben. Mitte der 80er-Jahre wurde kaum etwas für die Milch seiner 42 Schafe bezahlt. Deshalb entschied sich Huber, die Schafsmilch selbst zu verkäsen.
Früher waren Bio und Slow Food noch Fremdwörter. Aber auf dem Anderlhof in Frasdorf wurde damals schon ausschließlich in Bio-Qualität produziert. Eine andere Alternative gab es für Johann Huber nicht. Seit 1989 ist er Mitglied beim Bioland-Verband und durch ständige Kontrollen berechtigt, das Markenzeichen „Bioland“ zu führen.
Heute werden beim Anderlbauer circa 2000 Liter Schaf,- Ziegen- und Heumilch täglich in der Käserei in Frasdorf verkäst. Die Milch stammt von den rund 90 eigenen Schafen sowie von Tieren der Bio-Bauern aus der Umgebung. Die Weiden und Wiesen der Biohöfe werden ohne Einsatz von Stickstoffdüngern oder Pestiziden bewirtschaftet. Das Gras ist saftiger und schmackhafter und der Kräuteranteil sehr hoch. Diese positiven Eigenschaften wirken sich natürlich auf die Bio-Milch aus.
Bei der Herstellung vom Bio-Käse wird ausschließlich mikrobielles Lab ohne Konservierungsstoffe verwendet. Auch die Säuerungskulturen werden aus der Bio-Schaf-, Ziegen- und Heumilch gezogen. Alle Käse sind sortenrein, das heißt aus 100 Prozent Schaf,- Ziegen- oder Kuhmilch, ohne Konservierungsstoffe, gentechnikfrei, laktosefrei und garantiert ohne chemische Zusätze.
Bei der Verarbeitung wird auf höchste Qualität geachtet. „Unsere Milch wird nicht, wie in der Industrie, homogenisiert oder in ihre Bestandteile zerlegt“, erläutert Johann Huber. Um das Aufrahmen der Milch zu verhindern, läuft ganz langsam ein Rührflügel. Das ist die einzige mechanische Belastung. So entsteht ein Käse mit einem Fettgehalt von mindestens 45 Prozent Fett in der Trockenmasse.
Rund 80 verschiedene Bio-Käsesorten
Rund 80 verschiedene selbst produzierte Bio-Käsesorten sind beim Anderlbauer in Frasdorf in den Kühlräumen aufgereiht – vom würzigen Bergkäse über den cremigen Camembert bis hin zum Frischkäse, der mit verschiedenen Kräutern verfeinert ist.
Im Hofladen von seiner Frau gibt es zudem Fleisch und Wurst der selbst geschlachteten Lämmer und Schafe, Wollprodukte, hausgemachte Marmeladen, selbst produzierten Honig, Apfelwein aus eigener Verarbeitung, Kräuterfachbücher, Schönes zum Verschenken und duftende Schafmilchseifen. Der kleine Familienbetrieb ist heute ein perfekt organisiertes, mittelständisches Unternehmen. In der Käserei wird im Zweischichtbetrieb gearbeitet. Nach wie vor ist die ganze Familie im Einsatz. Sohn Hans ist gelernter Industriemechaniker und macht eine Zweitlehre in der Käserei. Sohn Emmeran ist gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann. Er vermarktet die Bio-Käseprodukte. Tochter Rosalie macht eine Ausbildung zur Assistentin für Ernährung und Versorgung.
Für die Familie Huber steht die Region im Mittelpunkt ihrer Arbeit und ihrer Produkte.