Der Burschenverein Tuntenhausen feiert vom 16. bis 20. August in der Ederhalle in Tuntenhausen sein 110. Gründungsfest. „Der Zusammenhalt und die Kameradschaft haben uns zu einer starken Gemeinschaft wachsen lassen“, so Vorstand Matthias Schwabl.
Für Bürgermeister Georg Weigl ist der Burschenverein Tuntenhausen ein fester Bestandteil im Kreis der Ortsvereine und belebt das Dorfleben durch regelmäßige Feste und Veranstaltungen. „Die Pflege der Kameradschaft und der Geselligkeit steht für den Burschenverein Tuntenhausen heute im Vordergrund“, erklärt Weigl und betont, dass sich der Verein auch sozialen, kirchlichen und örtlichen Projekten widmet und diese finanziell oder durch Eigenleistung fördert.
Die Basis für den Burschenverein Tuntenhausen wurde am 26. Oktober 1903 in München gelegt, als der „Verband der katholischen Burschenvereine Bayerns“ gegründet und im Vereinsregister des Amtsgerichts Regensburg eingetragen wurde. In der Folge entstanden in verschiedenen Gemeinden Bayerns lokale Vereine. Kooperator Karl Aertinger, der von den Berichten im „Burschenblatt“, der Zeitschrift für die katholische Burschenschaft Bayerns, tief beeindruckt war, beschloss, in Tuntenhausen einen Burschenverein zu gründen.
Zweck des „Burschenvereins Gesellige Unterhaltung“ war die „Pflege des Gemeinsinns und kameradschaftlicher Beziehungen unter den Mitgliedern“. Für den 14. April 1907 wurde die Gründungsversammlung angesetzt. Ein anonymer Brief, in dem mehrere Vereinsmitglieder gegen die Gründung eines katholischen Vereins zu Felde zogen (unter anderem mit der Empfehlung: „Also seid nur ihr recht katholisch und lasst uns in Ruhe.“), konnte die Gründung nicht verhindern.
„Frohsinn erhalten“
34 wackere Burschen ließen sich bei der Gründungsversammlung in die Liste eintragen. Der Verein übernahm die Statuten des Verbandes der katholischen Burschenvereine Bayerns, die sich zum Ziel gesetzt hatten, „Glaube und Sitte, Berufstüchtigkeit und Heimatliebe, Freundschaft und Frohsinn unter der männlichen Jugend auf dem Lande“ zu erhalten und zu fördern.
Nach dem Ersten Weltkrieg kam das Vereinsleben nur langsam wieder in Schwung. Präses Freiberger verzeichnete in der Generalversammlung 1926 eine Zunahme der Mitgliederzahl von 47 auf 95. Die Vereinschronik endet mit dem Vereinsjahr 1936. Das Jahr 1933 bedeutete einen Einschnitt für den Burschenverein. Eine Versammlung, die für den 9. Juli angesetzt war, musste abgesagt werden. Grund: Alle öffentlichen und geschlossenen Versammlungen jeglicher Art waren bis auf Weiteres verboten.
Aufzeichnungen brechen 1936 ab
Die Burschen nahmen aber weiterhin mit ihrer Fahne an Prozessionen und Fahnenweihen teil. Aufzeichnungen des Schriftführers reichen bis ins Jahr 1936, dann brechen sie unvermittelt ab. Von einer regelrechten Auflösung des Vereins ist in den vorhandenen Unterlagen nichts zu finden.
1975 schlossen sich 17 Tuntenhausener zu einem sogenannten „Gaudiburschenverein“ zusammen.
Es wurden nicht mehr Mitglieder aufgenommen und so kam es, dass der Verein immer kleiner und die Aktivitäten immer weniger wurden. Anfang Mai 1982 trafen sich die „Gaudiburschen“ und auch noch andere Jugendliche, mit dem Ziel, sich in einem Burschenverein zu organisieren. Am 18. Mai wurde dann zur Gründungsversammlung beim Wirt in Tuntenhausen eingeladen. Dieser Einladung folgten 37 Burschen.
Nach dem 75. Wiedergründungsfestes im Jahr 1983 lebte der Burschenverein so richtig auf. Zahlreiche Veranstaltungen und Aktivitäten prägen das Vereinsleben: Fußballspiele mit benachbarten Vereinen, die die Burschen bis nach Erl führten, Tanzveranstaltungen im Six’n Stadl und Burschenausflüge in die verschiedensten Städte Deutschlands, vom Europapark in Rust bis an die „längste Theke der Welt“ nach Düsseldorf.
Der Tuntenhausener Burschenverein besucht auch jedes Jahr das Rosenheimer Herbstfest. Anfangs zusammen mit dem Kegelverein, mittlerweile sind es so viele Burschen, dass eine Fahrt nicht mehr ausreicht.
Weiters engagieren sich die Burschen beim Schwimmbadfest und an den Faschingsumzügen in Tattenhausen, Bad Aibling und Vagen und am Kirchweihsamstag findet regelmäßig eine Kirtaparty statt. Zu einer Kultveranstaltung hat sich das Kiesgruben Open-Air gemausert.ws