Wie kein anderer Ort in Europa sticht die spanische Kanareninsel hervor durch ihre einzigartige Lage.
Ein „Starlight-Exzess“ am nächtlichen Sternenhimmel? Keine andere Bezeichnung wäre passender für das ungewöhnliche Naturschauspiel, das die Besucher der kleinen Kanareninsel La Palma nach Sonnenuntergang erwartet. Denn dann beginnt die Zeit eines Sternenzaubers, wie er in dieser unglaublichen Intensität nur selten auf der Welt zu beobachten ist. Gerade so, als hätte der Große Wagen schwungvoll eine imaginäre himmlische Feuerstelle durchfahren und dabei das gesamte Firmament mit einem sprühenden Funkenregen überschüttet.
Funkelnder Sternenregen
Doch der eigentliche Höhepunkt des Sternenspektakels steht noch aus. Er kündigt sich an, als sich das Zentrum unserer Galaxie über den Horizont schiebt. Damit findet auf der nächtlichen Naturbühne in der Tat ein Kulissenwechsel der besonderen Art statt. Als „Milchstraße“ hat diese intensiv strahlende und im Detail kaum noch zu differenzierende Sternenkonstellation schon immer Erstaunen hervorgerufen. Und irgendwann musste die verständliche Frage danach, „wieviel Sternlein stehen“, endgültig unbeantwortet bleiben.
Warum ausgerechnet La Palma? Insel-Astronom Tonio sieht die Hauptursache für das rege astronomische Interesse in der isolierten Insellage mitten im Atlantik. Denn hier gibt es weder Luft- noch Lichtverschmutzung, zumal der Hausgebrauch künstlicher Lichtquellen gesetzlich streng reglementiert ist. Dies führt dazu, dass La Palma neben Hawaii und dem Süden Chiles den drei weltbesten Beobachtungsorten zugerechnet wird. Besonders gilt dies für den Roque de los Muchachos, der als die höchste Inselerhebung hoch über dem Wolkenmeer thront.
Isolierte Insellage
Tagsüber gibt dieser Ort bei klarer Sicht den Blick frei auf die benachbarte Inselwelt der Kanaren. Und natürlich auf die zahlreichen internationalen Observatorien, die nachts mit ihrem gewaltigen optischen Potenzial große Teile des Weltalls beobachten und vermessen. Ein idealer Arbeitsplatz besonders für europäische Wissenschaftler, allein schon wegen der Nähe zum Heimatkontinent.
Auch die Schifffahrt profitierte seit den ersten Überquerungen des Atlantiks von der besonderen Lage La Palmas. Liegt die Insel doch im Wirkungsbereich der Passatwinde, die hier in südwestlicher Richtung stets den Schiffen gehörig die Segel blähten. So führte auch die Route der „Pamir“ auf ihren legendären Salpeterfahrten nach Chile immer wieder an der Insel vorbei. Ein Umstand, der den Großsegler während des Ersten Weltkrieges für lange Zeit hier festhielt. Dazu hält noch heute das Schifffahrtsmuseum der Inselhauptstadt Santa Cruz die passenden Beweisstücke bereit.
Stürmischer Passat
Die „Trade Winds“, wie die Passatstürme auch genannt werden, lassen jedoch in ihrer Wucht auch die Insel nicht unbehelligt. Kraftvoll schieben sie vom Nordosten her die mit Feuchtigkeit gesättigte Luft einen hohen Bergrücken hinauf, der sich ihnen in den Weg stellt. Ein Vorgang, bei dem die Luftfeuchtigkeit kondensiert, um am gegenüber liegenden Berghang wie ein wilder Wasserfall in breiter Front wieder herab zu gleiten.
Üppige Vegetation
Eine üppige Vegetation ist die Folge, besonders im Frühsommer, wenn großflächig Ginsterbüsche in knalligem Gelb mit der Sonne um die Wette strahlen. Ein Eldorado für die zahlreichen Wanderer, die das auf der gesamten Insel großzügig ausgebaute Wegenetz nutzen. Zum Beispiel am Aussichtspunkt Mirador el Time an der Westküste der Insel, wo sich der Blick öffnet über die unzähligen Bananenstauden im fruchtbaren Valle de Aridana.
Doch auch die Südspitze der Insel zeigt ihre Vorzüge. Hier führen die Wanderrouten durch relativ junges Vulkangestein, das sich einst in dickflüssiger Form seinen Weg hinab ins offene Meer bahnte. Schönster Zielpunkt ist die heute noch aktive Saline südlich von Fuencaliente, deren Leuchtturm nützliche Orientierungshilfe leistet.
Stilvolles Restaurant
Das stilvolle Einkehrrestaurant El Jardin de la Sal entschädigt umgehend für die körperlichen Folgen von übertriebenem sportlichen Ehrgeiz.
Bekannt für seine heimischen Spezialitäten ist, nahe dem malerischen Hafen von Tazacorte, auch das Städtchen Los Llanos. Hier ragt das Restaurant „El Duende del Fuego“ heraus. Es ist der preisgekrönte Wirkungsbereich von Starkoch Pedro, der hier etwas Besonderes erschaffen hat. Denn selbstverständlich, so beteuert er, bevorzugt er die Grundnahrungsmittel seiner Insel, denen er die erstaunlichsten Geschmacksvarianten abgewinnt.
Intensives Risotto
Als unglaublich geschmacksintensiv erweist sich in der Tat sein Risotto, das er mit dem roten Fleisch reifer Kaktusfrüchte kulinarisch veredelt. Sodann folgt ein unglaublich zartes Fleischgericht, in wasserdichter Folie drei Tage lang in nicht zu heißem Wasser gegart, sodass es beim Verzehr förmlich auf der Zunge zergeht.
Alle Wege jedoch führen zurück zur Inselhauptstadt Santa Cruz. Fast jedes Haus entlang der Avenida Maritima schmückt ein mit Blumen verzierter Balkon, einer schöner als der andere. Pa-rallel verlaufen die romantisch angelegten Gässchen und Plätze der Innenstadt. Viele von ihnen blicken zurück auf eine mehr als 500 Jahre alte Tradition.Kriegel