Mühldorf – In der Kommunalpolitik ist vieles möglich, was in der großen Politik undenkbar wäre. Und so war es ausgerechnet ein CSU-Mann, der dem SPDler Günther Knoblauch 1989 den Slogan für dessen erfolgreichen Bürgermeister-Wahlkampf in Mühldorf geliefert hat: der damalige Neuöttinger Bürgermeister Willi Wurm.
„Entweder ein g’scheiter Slogan oder gar keiner“ habe er seinerzeit dem Buch „Erfolgreich im Wahlkampf“ entnommen, erinnert sich Knoblauch, und bei einem Treffen mit Willi Wurm diesem über seine Slogan-Suche erzählt. Dessen Vorschlag habe daraufhin gelautet: „Nimm doch sowas wie ‚Knoblauch ist gesund – auch für Mühldorf‘.“ „Genau das ist es“, sagte Günther Knoblauch, nahm den Slogan – und gewann. 24 Jahre lang war er danach Erster Bürgermeister der Kreisstadt Mühldorf. Heute ist er deren Ehrenbürger und Altbürgermeister.
Nachrücker für Christian Ude
Da er 2014 altersbedingt nicht mehr für das Bürgermeisteramt kandidieren durfte, bewarb sich Günther Knoblauch 2013 um einen Sitz im Landtag und zog als Nachrücker für Münchens Oberbürgermeister Christian Ude in das Landesparlament ein. Bei der Wahl in diesem Jahr gelang ihm das nicht mehr – trotz des viertbesten Zweitstimmenergebnisses in Oberbayern, worauf er doch etwas stolz ist. Und so bekleidet der heute 70-Jährige nach 28 Jahren erstmals kein hauptamtliches Mandat mehr – als stellvertretender Landrat von Mühldorf ist er jedoch weiterhin ehrenamtlich im Amt.
„Hauptamtlich hab‘ ich absolut die Freiheit gewonnen“, sagt Günther Knoblauch, was aber nicht heißen soll, dass jetzt Schluss ist. „Aufhören werd ich nicht, der Körper braucht einen Schuss Adrenalin“ und „dein Hirn kannst ja nicht ausschalten“, so Knoblauch mit Blick in die Zukunft. Mit der gewonnenen Freiheit meint er vielmehr die Freiheit von Terminzwängen, von vorgegebenen Organisationsabläufen, in die er eingebunden war.
Für ihn sei immer wichtig gewesen, mit einem Wahlergebnis zufrieden sein zu können, unabhängig vom Wahlausgang. „Du kannst dich daheim hinsetzen und beleidigt sein, aber deswegen bist du nicht zufrieden“, konstatiert Knoblauch und hat aus dieser Lebenseinstellung auch die Konsequenzen nach der verlorenen Landtagswahl in diesem Jahr gezogen.
Er behält sein Büro, das er sich als Abgeordneter in Mühldorf in der Huterergasse 6 eingerichtet hat, und arbeitet hier weiter – als Berater. So kann er, wie er selbst erzählt, seine zahlreichen Kontakte, die er sich in 40 Jahren politischer Arbeit aufgebaut hat, weiter nutzen, um anderen zu helfen, um Projekte voran zu bringen.
Eines dieser Projekte ist beispielsweise die Biennale Bavaria International, die sich 2020 dem neuen Heimatfilm widmen wird. Wasserburg, Haag, Mühldorf, Altötting, Burghausen und Trostberg hätten mittlerweile ihre Teilnahme an der Veranstaltungsreihe zugesagt, für die inzwischen eine Broschüre erstellt worden ist, in der Prominente um weitere Sponsoren für das Vorhaben werben.
Bau der A94 ein großes Anliegen
Ein weiteres großes Anliegen von Günther Knoblauch ist seit Jahrzehnten der Bau der A94, die er mit dem Verein „Ja zu A94“, an dessen Spitze er immer noch steht, befördert. Es klingt bescheiden, wenn er heute darüber sagt: „Das sind Dinge, die du nebenbei machst.“ In Richtung München sollen im Oktober nächsten Jahres die letzten 33 Kilometer zwischen Heldenstein und Pastetten eröffnet werden – mit einem großen Event, denn „das ist ein Jahrhundert-Bauwerk“. Das klingt jetzt schon nicht mehr so bescheiden – eher realistisch. Und danach wird sich der Verein auch für die verbleibenden vier Bauabschnitte in Richtung Osten einsetzen.
Freilich, darüber ist sich Knoblauch im Klaren, strukturiert sich seine Arbeit nun anders als in den vergangenen Jahren. „Als Abgeordneter hast du einen ganz anderen Aufschlag in den Ministerien“, sagt er und meint damit den Auskunftsanspruch, den man hat, und die kurzen Fristen, in denen Anfragen seitens der Ministerien beantwortet werden müssen. „Als Nicht-Abgeordneter hast du das nicht, aber du kennst die Leute“ – und diese Kontakte will Günther Knoblauch weiterhin nutzen.
Schluckimpfung
für Füchse
Wenn man Günther Knoblauch nach seinem größten Erfolg fragt, kommt eine überraschende Antwort: die Tollwut-Schluckimpfung für Füchse. Mitnichten eine politische Leistung des Mühldorfers, sondern eine, die er als Leiter des Amtes für öffentliche Sicherheit im Landratsamt Altötting erbracht hat.
Mittels Luftbildkartierung habe er damals die kontrollierte Auslegung der Impfköder organisiert und so eine Impfrate von 85 Prozent erzielt. Dieses bayerische Modell sei damals in ganz Europa übernommen worden und 1990 habe die Weltgesundheitsorganisation WHO in Genf dafür eine Auszeichnung übergeben an 19 Professoren aus der ganzen Welt – und an Günther Knoblauch.
In Mühldorf und Altötting ist Günther Knoblauch auf die drei Personen getroffen, die nach seiner eigenen Darstellung „die Eckpunkte“ in seinem beruflichen Leben gesetzt haben.
Im Landratsamt Mühldorf war dies sein damaliger Vorgesetzter Siegfried Zinnecker. Dessen Motto lautete: „Das Gesetz will nicht, dass du jemanden bestrafst, sondern dass etwas geregelt wird.“ Soll letztlich heißen: Im Vordergrund steht die Suche nach Lösungen.“ Was musst du für das machen, für das du Verantwortung hast?“
Entscheidungen nach der Sachlage, nach ehrlichen Fakten treffen und Visionen haben, diese Handlungsmaxime habe er vom damaligen Altöttinger Landrat Seban Dönhuber übernommen. Heute sagt Günther Knoblauch: „Geschichte ist nicht die Abfolge von Ereignissen, sondern von Entscheidungen und Ideen von Personen.“
Und dann war da noch der Mühldorfer Faschingspräsident Sepp Rauch. Von ihm habe er das Organisieren gelernt. Knoblauch selbst war 1971 Faschingsprinz in Mühldorf und hat später das Präsidentenamt übernommen – nicht ohne Auswirkung auf seine spätere politische Laufbahn.
Als Prinz
in den Stadtrat
Denn als er das Amt aufgeben wollte und kein Nachfolger in Sicht war, ließ er sich zu einem weiteren Jahr Faschingspräsidentschaft überreden – bei der gleichzeitigen Bitte, für den Stadtrat zu kandidieren. Und so zog Günther Knoblauch 1978 mit 30 Jahren als damals jüngster Stadtrat in das Kommunalparlament ein.
Der frühere Fußballmittelstürmer hat nun sportlich andere Ziele. Radfahren und Wandern zählen zu den Hobbies des 70-Jährigen, für die in den vergangenen Jahren allerdings nur wenig Zeit blieb. 2020 soll ein Traum in Erfüllung gehen: Mit dem Auto an die Südspitze Italiens fahren „und steh’n bleiben, wo’s uns gerade passt“.