Die Silhouette des neuen Land Rover Defender erinnert mit ihren exakten Waagerechten und dem kleinen Radius runter zur senkrecht stehenden Front an die Karosserie der späten 40er-Jahre, scheinbar entstanden an der Abkantbank. Doch hinter diesen Linien des Respekts vor einer großen Vergangenheit beginnt die Moderne. Außen größere Maße, die Gestaltung stellt die Geländewagen-Eigenschaften heraus. Wer jemals einen alten Defender gefahren hat, der wird sich daran erinnern: kein Platz für den Fahrer, frugale Ausstattung, Ecken und Kanten, die sich im Gelände schmerzhaft einprägen und ein Geräuschniveau, gegen den das Rauschen eines Wasserfalls keine Chance hatte. Manche haben das geliebt und hatten immer den Schraubenschlüssel dabei, mit dessen Hilfe sie nach einem krassen Geländeritt die Karosserie wieder auf dem Leiterrahmen ausrichten konnten. Statt Leiterrahmen kommt jetzt die Einzelradaufhängung, für Ikonen-Freunde vielleicht ein Sakrileg, für die Land Rover-Techniker aber ein Gewinn, sowohl im Gelände, wie auch auf der Straße. Defender-Fahrer dürfen sich also nun auf gutes Fahrverhalten auf Asphalt freuen mit solch ungewohnten Eigenschaften wie Geradeauslauf und Kurvenwilligkeit.
Arbeitstier im Gelände
Der Defender gibt sich klar, zurückhaltend, sachlich und modern beim Blick auf die Armaturentafel und der Innenverkleidungen. Die Version 110 mit Luftfederung bleibt aber ein echter Geländewagen: Bodenfreiheit, Böschungswinkel, die Steigfähigkeit von 100 Prozent und die maximale Seitenneigung von 45 Grad sprechen ebenso dafür wie die 3,5 Tonnen Anhängelast, die 180 Kilogramm maximale Stützlast, das Dach, das im Stand 300 Kilogramm tragen darf und die Wattiefe von 900 Millimetern lassen keinen falschen Eindruck aufkommen. Der Defender zählt mit großer Sicherheit wieder zu den besten Arbeitstieren im Gelände. Aber er wirkt auch vor einem Opernhaus nicht so trotzig wie sein Vorgänger. Wie er sich fährt, werden wir im Frühjahr erleben.
Zwei Diesel und ein Benziner werden in Deutschland zunächst zur Wahl stehen. Später folgt eine Hybridversion. Eine neue Elektronikarchitektur bringt den Defender online. Das von Jaguar Land Rover neu entwickelte Infotainment-System Pivi Pro mit eigener SIM-Karte und separater Energieversorgung wird im Defender seine Premiere erleben. Dabei macht die „Always-on“-Funktion das System schnell und leicht bedienbar, während gleichzeitig zwei Smartphones verbunden werden können. Innenrückspiegel mit „Clear Sight Smart View“ und „Clear Sight“-Motorhaube verschaffen Rundumsicht. Der Anhängerassistent und Wade Sensing fürs Waten werden mit 3D-Darstellung arbeiten. Ein vollfarbiges Head-up-Display mit neuer Videofunktion wird Gelände- und Straßeninformationen direkt ins Fahrerblickfeld projizieren. Angesichts der aktuellen Elektronik an Bord des Neuen werden vielleicht auch Fans des Alten neidisch werden. ampnet/Sm