Lebensmittelskandale, unfaire Arbeitsbedingungen, grenzüberschreitende Tiertransporte und vieles mehr schlagen dem Verbraucher auf den Magen. Essen ist eben auch Big Business, an dem alle verdienen wollen.
Am Anfang der Kette: Die Bauern
Die Demonstrationen anlässlich der CSU-Klausur letzte Woche in Seeon, aber auch am kommenden Wochenende in Berlin zeigen, dass Handlungsbedarf in Sachen gesunde Lebensmittel sowie intakte Natur besteht. Das Thema ist komplex – sowohl Bauern als auch Produzenten und Handel unterliegen dem internationalen Wettbewerbsdruck.
Er wird verschärft durch den deutschen Verbraucher: Der will alles so billig wie möglich, ist passionierter Schnäppchenjäger. Gleichzeitig sollen Natur, Landschaft und Gesundheit geschützt werden.
Deshalb gilt: Nur wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen, kann sich etwas verbessern. Letztendlich sollte sich die Erkenntnis durchsetzen: Naturschutz und Gesundheit sind auf lange Sicht wesentlich wichtiger als Profitmaximierung. Was kurzfristig an Ertrag und Profit gesteigert werden kann, wird langfristig zur Belastung von Böden, Tieren und Menschen. Steigende Gesundheitskosten und der Aufwand zum Beispiel zur Reinigung von Trinkwasser müssen in die ökonomische Gesamtbilanz einfließen.
Das Big Business konzentriert sich immer mehr: Unterschiedliche Marken im Supermarktregal geben die Illusion der Wahlmöglichkeit. Doch gerade mal ein Dutzend Nahrungsmittelkonzerne – darunter Nestlé, Coca Cola und Danone, kontrollieren weltweit einen Großteil des Marktes. Man weiß zwar, dass zum Beispiel Nestlé KitKat, Nesquick-Schokoladensirup und Nescafé-Instantkaffee herstellt.
Weniger offensichtlich ist, dass der Konzern Gerber-Babynahrung, Hot Pockets, DiGiorno-Pizzen und Tiefkühlprodukte der Marke Stouffer herstellt. Nestlé besitzt sogar zwei konkurrierende Marken von trendigem Wasser: San Pellegrino und Perrier.
Insgesamt hat das Unternehmen hunderte von verschiedenen Produkten und Marken in Bereichen, die von Tiernahrung bis zu Suppen und Soßen reichen. Gemessen am Umsatz ist es das weltweit größte Nahrungsmittelunternehmen mit einer Marktkapitalisierung von über 200 Milliarden Euro.
Wenige Konzerne kontrollieren Markt
Auch unter dem Dach der Coca-Cola-Company vereinen sich mehrere hundert Marken, darunter Fanta, Sprite, Vio, Apollinaris, Sodenthaler, Bonaqa, Powerade, Vitamin Water, Fuze Tea, Lift oder Costa Coffee.
Kritisch ist, dass die Konzerne ihre Marktmacht ausnutzen und den Lieferanten und Produzenten Preise und Konditionen vorschreiben können. Sie bestimmen damit, welche Lebensmittel die Verbraucher im Supermarktregal finden – und was sie dafür zahlen. Das gilt nicht nur für Hersteller, sondern in der gesamten Lieferkette für Saatgut-Produzenten, die Agrarchemiegiganten und die großen Lebensmittelhändler. An jedem Punkt der Nahrungskette kontrollieren wenige Konzerne den Markt.
Bewusste Beschaffung
Wer jetzt ratlos vor dem Regal steht, dem helfen folgende Tipps:
– Frisch kochen und selber backen, statt Fertigprodukte kaufen.
– Süßigkeiten selber machen oder von Herstellern aus der Region kaufen.
– Mineralwasser aus der Region kaufen wie etwa Siegsdorfer Petrusquelle Leonhardsquelle oder Adelholzener. Es muss nicht über weite Strecken transportiert werden. Oder einfach Leitungswasser trinken und Säfte und Limonaden selber machen. Achtung: Einen besonders großen Hebel haben die Einkäufer von Gaststätten, Kantinen, Hotels oder Krankenhäusern. Deren Beschaffungswesen kann viel zur Veränderung im Lebensmittelmarkt beitragen. Deshalb:
– Beim nächsten Besuch im Lieblingsrestaurant zum Beispiel nach Wasser aus der Region fragen. Pellegrino oder Perrier muss über den Brenner transportiert werden, verursachen damit zusätzlichen Verkehr – etwa im Inntal. Gleiches gilt für Milchprodukte, Fleisch und alles andere. Planet Heimat zeigt in den kommenden Ausgaben Handlungsmöglichkeiten.
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