Schützen Assistenzsysteme vor Wildunfällen?

von Redaktion

ADAC testet Assistenzsysteme im Crash mit Wildschwein-Dummy

Durchschnittlich alle zwei Minuten kollidiert ein Wildtier mit einem Fahrzeug, die Gesamtzahl der Wildunfälle liegt bei jährlich 270000. Dabei werden 2500 Menschen verletzt, bis zu 20 kommen ums Leben. Der ADAC hat bei einem Crashtest mit einem Wildschwein-Dummy gezeigt, welche enormen Kräfte auf das Fahrzeug und die Insassen einwirken. Zudem wurde geprüft, in welchem Umfang moderne Assistenzsysteme helfen, Wildunfälle zu verhindern. Die Kollision zwischen dem Fahrzeug und dem 180 Kilogramm schweren Keiler-Dummy fand bei einer Geschwindigkeit von 80 km/h statt.

Besser keine Ausweichmanöver

Trotz des heftigen Aufpralls bleiben die Fahrzeuginsassen, in diesem Fall ein Stuntman, unverletzt. Unkontrolliertes Ausweichen mit einer Kollision gegen Baum oder Gegenverkehr kann dagegen tödlich enden. Untersucht wurde auch die Wirksamkeit von Nachtsicht-Systemen. Sie erkennen mit Infrarotsensoren die Wärmestrahlung von Fußgängern oder Tieren. Dadurch können die Systeme frühzeitig warnen oder die Bremsung unterstützen. Im Funktionstest bei Nacht konnte der Assistent des Peugeot 508 zwar überzeugen, allerdings werden laut ADAC die Nachtsicht-Assistenten bislang vor allem in der oberen Mittel- und Oberklasse angeboten – und dies nur als teurere Sonderausstattung. Ein serienmäßiger Verbau ist langfristig nicht in Sicht. Notbremsassistenten dagegen werden bald Pflicht, sind aber bislang nur auf die Erkennung von Fahrzeugen, Fußgängern und Radfahrern hin optimiert.

Doch gerade die häufig verbauten Radarsensoren könnten bei Dunkelheit oder Nebel ihre besonderen Stärken auch bei der Erkennung von Tieren ausspielen. Der ADAC hat mit dem Test von Notbremssystemen zur Vermeidung von Wildunfällen Neuland betreten. Denn noch gibt es kein festgelegtes Testverfahren. Für den Test wurden beispielhaft zwei Fahrzeuge mit Notbremsassistent ausgewählt und deren Reaktion auf einen querenden Wildschwein-Dummy getestet. Zwar können die Assistenzsysteme im VW T-Cross und Mitsubishi Eclipse Cross den Aufprall nicht verhindern, allerdings wird in einigen Situationen bereits eine Warnung und Bremsunterstützung ausgegeben.

Nach Meinung des ADAC sollte die Erkennung von Wildtieren bei der Entwicklung von Notbremsassistenten mit betrachtet und integriert werden. Mit vorhandener Technik ließe sich ein wichtiger Beitrag zur Verkehrssicherheit leisten. Bis die Assistenten wirksam integriert sind, wird es noch lange dauern. Somit bleibt die Vorsicht der Autofahrer der wichtigste Sicherheitsfaktor: Taucht ein Tier am Straßenrand auf, heißt es bremsen, abblenden, hupen und dann langsam weiterfahren.ADAC

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