Es muss nicht immer Baumwolle sein. In einem Forschungsprojekt beschäftigen sich der Dresdner Ingenieur Dr. Jürgen Paulitz und sein Team mit Naturfasern aus Hanf. Für die Kleidungsherstellung hätte diese Faser viele Vorteile – birgt aber auch einige Herausforderungen.
Warum ist die Hanffaser nachhaltig? Etwa im Vergleich zu konventionell angebauter Baumwolle?
Hanf kann im Vergleich zur Baumwolle umweltfreundlicher angebaut werden: Er wächst in moderatem Klima weltweit überall dort gut, wo genügend Regen fällt – weshalb keine künstliche Bewässerung notwendig ist. Der robuste Hanf braucht außerdem wenig Pflege und keinerlei chemische Pflanzenschutzmittel.
Wodurch zeichnet sich die Hanffaser für Textilien aus?
Hanffasern besitzen nachweislich vorzügliche Trageeigenschaften und gegenüber Baumwolle eine deutlich bessere Umweltbilanz.
Was ist die Herausforderung, wenn man aus Hanfpflanzen eine für Textilien geeignete Faser gewinnen will?
Die Herausforderung bei der Gewinnung von textil nutzbaren Hanffasern besteht in der kosteneffizienten und biostruktur-adäquaten Isolation aus der Bastrinde und die anschließende vollmechanisierte Feinauflösung dieser Bastfasern, um zu analogen textil-physikalischen Qualitätsparametern zu gelangen, die natürlich gewachsene Baumwollblütenfasern bereits zum Zeitpunkt ihrer Ernte aufweisen.
Wie ist der aktuelle Forschungsstand – wird es demnächst Kleidung aus Hanf aus Deutschland geben?
In einem durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Netzwerk mit mittelständischen Unternehmen sowie Forschungseinrichtungen aus fünf Bundesländern – Sachsen, Thüringen, Bayern, Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern – werden gegenwärtig industrietaugliche Verfahren sowohl zur Gewinnung von verspinnbaren Fasern als auch zur Herstellung von Garnen und hochwertigen Textilien aus einheimischem Hanf entwickelt. Aufbauend auf diesen Forschungsergebnissen soll ab 2023 mit der Errichtung einer ersten Industrieanlage für die Bereitstellung fein aufgeschlossener Hanffasern mit einer Jahreskapazität von 1000 Tonnen begonnen werden. Die dort produzierten Fasern sollen dann auf bereits etablierten Anlagen hier in Deutschland zu Garnen versponnen und anschließend zu unterschiedlichen textilen Erzeugnissen und zu modischer Bekleidung verarbeitet werden.khe