Auch wenn sich die Automobilhersteller jetzt auf eine Krise, die sie nicht verschuldet haben, einstellen müssen: Die Entwicklung von Hybrid- und Elektroautos geht unverdrossen weiter. Obwohl es derzeit kaum Forderungen nach noch schärferen Abgasgesetzen gibt – in den USA werden sogar die Grenzwerte für Verbrenner gelockert – die Hersteller haben verstanden: Elektromobilität, in welcher Form auch immer, gilt als Antrieb der Zukunft.
Große Ziele – eine Million E-Autos in Deutschland bis Ende dieses Jahres – hatte sich die Bundesregierung gesteckt und zwei Milliarden Euro zur Verfügung gestellt, um diese Zielsetzung zu erreichen. Indes – das hat nicht geklappt. Die Begeisterung der Kunden für E-Autos hielt sich in Grenzen. Doch neu entwickelte Modelle mit mehr Reichweite, stärkeren Batterien für kürzere Ladezeiten, moderaten Preisen und nicht zuletzt mehr Ladesäulen scheinen mehr und mehr zu überzeugen.
2019 wurden 63281 batterieelektrische Pkws – ein Plus von 76 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – und 45 348 Plug-in-Hybride (plus 44 Prozent) neu zugelassen. Nun ist das neue Ziel, dass im Jahr 2030 zehn Millionen Elektromobile und 500000 E-Nutzfahrzeuge in Deutschland zugelassen sind. Das heißt, dass die Infrastruktur für das lokal emissionsfreie Fahren deutlich ausgebaut und es noch bessere Fördermöglichkeiten für die E-Mobilität geben muss.
Vielversprechend – weil derzeit noch deutlich praktischer als die meisten verfügbaren „reinen“ Strommobile – sind Elektroautos mit Range Extender. Als Elektroautos können diese Fahrzeuge mit dem Strom aus einer Lithium-Ionen-Batterie rund 60 bis 70 Kilometer emissionsfrei zurücklegen. Wenn ihnen der Saft ausgeht, treibt der sogenannte Range Extender – ein zusätzlicher kleiner Benzinmotor – einen Generator fürs Nachladen während der Fahrt an und erweitert somit die Reichweite auf bis zu 500 Kilometer. Der Ottomotor hat keine mechanische Verbindung zu den Rädern, der Antrieb erfolgt also immer rein elektrisch.
Einige Konzerne arbeiten auf dem Elektro-Weg inzwischen gemeinsam, um die hohen Kosten besser schultern zu können. Und es kommen auf einmal Elektrofahrzeuge von Herstellern auf den Markt, mit denen offenbar so schnell nicht gerechnet wurde. Zum Beispiel Kia: die Südkoreaner präsentierten vor einem Jahr den e-Niro und etwas später den e-Soul.
Letzterer ist ausschließlich als Stromer-Version in Europa zu haben. Der e-Soul hat in der stärkeren Version eine 64-kWh-Batterie an Bord und wird von einem 150 kW/204 PS starken Elektromotor angetrieben. Die Reichweite gibt Kia mit kombinierten 452 Kilometern an – gemessen im neuen kombinierten und realitätsnahen WLTP-Zyklus. Wer nur in der Stadt fährt, soll mit einer Batterie-Ladung rund 600 Kilometer schaffen. Anfang März rollte auch der Hyundai Kona Elektro im europäischen Werk in Tschechien vom Band.
Volkswagen investiert bis 2025 rund neun Milliarden Euro in Entwicklung, Bau, Vertrieb und Lade-Infrastruktur, plant insgesamt 20 elektrische Fahrzeugmodelle und will bis 2028 weltweit rund 22 Millionen E-Fahrzeuge verkaufen.
Dieser Tage kommt der Citystromer VW e-Up! in den Handel. Die Schwestermodelle Seat Mii und Skoda Citigo iV gibt es ebenfalls nicht mehr mit Verbrenner-Antrieb. Sie sollen mit einer Ladung 260 Kilometer zurücklegen können. Skoda bringt mit dem SUV Enyaq sein erstes eigenständiges Elektromodell. Seat lässt den El-Born gemeinsam mit dem VW ID.3 vom Zwickauer Band rollen.
Erster Elektro-Mini
BMW schickt den ersten Elektro-Mini ins Rennen. Der kleine Mini Cooper SE hat eine Norm-Reichweite von 270 Kilometern – für die Stadt ist das üppig. BMW hat mit dem iX3 einen SUV entwickelt, der in China produziert wird – dort ist der derzeit größte Markt für Elektrofahrzeuge.
Bei Audi hat die Auslieferung des e-Tron Sportback begonnen. Der Coupé-Version soll mit dem e-tron GT eine Sportlimousine folgen, die auf der Plattform des Porsche Taycan entwickelt wurde. Ende des Jahres will Ford den Mustang Mach E, der mit einer Batterieladung bis zu 600 Kilometer weit kommen soll, auf den europäischen Markt bringen.
Im Laufe des Jahres lässt Opel das Familienmobil Zafira Life und den Transporter Vivaro elektrisch getrieben auf den Markt rollen. Zudem hat Opel den e-Corsa entwickelt. Das elektrische Kompakt-SUV von Peugeot, der e-2008, hat wie der e-208 einen 136-PS-E-Antrieb. Technisch ist der DS 3 Crossback E-Tense identisch mit dem Peugeot e-2008.
Vorwiegend für den Einsatz in der Stadt entwickelt wurde der Honda e. Mit dem MX 30 bringt der japanische Autobauer Mazda sein erstes vollelektrisches Auto. Toyota steigt von oben ins E-Segment ein und liefert mit dem UX300e ein e-SUV mit 400 Kilometern Reichweite aus seiner Edelschmiede Lexus.
Wettbewerber zum Tesla Model 3
Aus China kommen die ersten Elektromodelle der schwedischen Marke Volvo. Der Polestar 2 ist ein direkter Wettbewerber zum Tesla Model 3. Mit guter Serienausstattung soll er ab 54925 Euro zu haben sein und wird ab Juni ausgeliefert.
Porsche schließlich bringt die dritte Variante des rein elektrischen Sportwagens Taycan zu Preisen ab 105607 Euro und mit einer Reichweite von 400 Kilometern. Der Tesla-Jäger Taycan 4s surrt in nur vier Sekunden aus dem Stand bis zur 100 km/h-Marke und ist maximal 250 km/h schnell.
Eva-Maria Becker