Regionale Qualität in Krisenzeiten geschätzt

von Redaktion

Corona drückt den Milch- und Fleischpreis – Ab-Hof-Vermarktung im Aufschwung

Nichts Schlechtes, das nicht auch sein Gutes hat: So könnte man die derzeitige Situation in der Landwirtschaft beschreiben. Ja, die regionalen Landwirte müssen Einkommens-Einbußen wegen Corona hinnehmen. Nein, sie sind nicht so schwer getroffen wie ihre Kollegen aus dem Norden der Republik. Und: Regionale Erzeugnisse liegen im Trend. Vor allem beim Fleisch habe man die Depression, die die Virus-Krise ausgelöst hat, bemerkt. Allerdings läuft jetzt die Gastronomie wieder an – davon profitieren bald auch die Mastbetriebe, hofft BBV-Kreisobmann Josef Bodmaier. „Die Leute bereiten Edelstücke wie Filet oder Steaks zu Hause nicht zu, das verzehren sie eher im Wirtshaus.“

Ganze Märkte einfach weggebrochen

Während der Krise sind ganze Märkte einfach weggebrochen, Warenströme haben sich verändert. „Vorder- und Hinterviertel vom Rind, also marmoriertes Fleisch, das gut nachreifen kann, wurde zum Beispiel vor allem in Frankreich nachgefragt. Dieses Fleisch konnte nicht mehr exportiert werden.“ Viele Fleischstücke lagern derzeit noch in den Kühllagern – auch das drücke den Preis.

Ähnlich die Situation bei der Milch: der Exportstopp und die Schließung der Gastronomie, vor allem aber von großen Betrieben und Kantinen, führte zu einem Überhang, der in Deutschland so nicht verarbeitet werden konnte. „Molkereien, die in Großgebinden produzieren, konnten gar nicht so schnell auf kleinere Einheiten umstellen“, so Bodmaier. Anders gesagt: die Produktionsanlagen lassen sich nicht so einfach vom Zehn-Liter-Eimer auf den 100-Gramm-Joghurtbecher umrüsten. „Zum Glück sind unsere regionalen Erzeuger und Molkereien von diesem Problem nicht so sehr betroffen“, stellt der Kreisobmann fest. Trotzdem sei der Markt gesättigt – die Folge: der Milchpreis sinkt.

Corona hat jedoch auch positive Seiten: So haben die regionale Produktion und der Ab-Hof-Verkauf eindeutig von der Krise profitiert. Die Verbraucher wissen die Qualität der Produkte zu schätzen. Die kurzen Wege und die Versorgungssicherheit, die regionale Erzeuger garantieren, sind weitere Pluspunkte, über die sich Konsumenten freuen können.

Keine Sorgen macht sich BBV-Kreisobmann Bodmaier derzeit über die Ernteaussichten: „Bei uns wächst‘s“, stellt er zufrieden fest. Etwas anders schaue es in Nordbayern aus – hier fehlen die Niederschläge.

Und auch umwelttechnisch habe der weltweite Stillstand wegen des Virus durchaus gute Folgen: „Das Wasser in Flüssen und Seen, sogar die Kanäle von Venedig, sind sauber, die Luft ist messbar viel reiner und besser. Das merken vor allem Asthmatiker“, so Bodmaier.

Umwelt erholt sich

Das beweise: allein an der Landwirtschaft könne die hohe CO2-Belastung nicht liegen, die vor Corona zu beklagen war. „Die Landwirtschaft macht nichts anderes als vor der Krise. Unsere Rindviecher können also gar nicht so umweltschädlich sein, wie immer behauptet wird.“ Es sei also vielleicht an der Zeit, die Schuldigen nicht immer in der Landwirtschaft zu suchen, sondern andere Ursachen zu prüfen.

Eine differenziertere Betrachtungsweise wünscht sich Bodmaier auch beim Thema Artenschutz: Hier werde stets die „Krefelder Studie“ zitiert. Diese sei alt und überholt, die Argumente sehr einseitig. Bodmaier fände es gut, wenn es neue Studien gebe, auch von anderen Instituten, die das Artensterben und die Gründe dafür genauer unter die Lupe nehmen. So sei zum Beispiel die Lichtverschmutzung eine genauere Prüfung wert. „Es kann doch nicht sein, dass bei den Themen Artensterben und Umweltschutz immer nur die Landwirte verunglimpft werden.“ Die, wie die Corona-Krise deutlich vor Augen führt, für die Versorgung einer Bevölkerung mit qualitativ einwandfreien Lebensmitteln eine tragende Rolle spielen. „Hoffentlich denken die Verbraucher auch daran, wenn diese Ausnahmesituation ein Ende nimmt.“

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