Frühling, Sommer, Bauernherbst und Winter, das sind die Jahreszeiten im Land um Mangfall, Inn und Chiemsee. Ein Sommerabschied ohne Rosenheimer Bauernherbst ist in der Region kaum vorstellbar. Deshalb findet er auch in diesem Jahr statt, obwohl die Organisation alles andere als leicht war, wie die Veranstalter verraten.
Ab März wird normalerweise mit den Planungen begonnen, so erzählt Sebastian Friesinger, Bezirksrat und Vorsitzender der RegRo, des Vereins zur Förderung der Regionalentwicklung im Raum Rosenheim. In diesem Jahr kam statt Vorfreude der totale „Lockdown“. Mit ihm begann ein Vierteljahr, in denen man mit den Planungen komplett in der Luft hing.
Würde die weitere Entwicklung eine Durchführung überhaupt möglich machen? Unter welchen Auflagen? Wären diese auch organisatorisch zu stemmen? Offene Fragen, zunächst ohne Antworten, die die traurige Alternative, den Bauernherbst abzusagen, zu einer ernsthaft überlegten Variante werden ließen.
Lust auf fröhliche
Normalität
Die Wende, so erzählt Friesinger, brachte der „Regionalmarkt“ in Bad Feilnbach am sechsten Juni. „Da war zu spüren, dass die Menschen richtiggehend ausgehungert waren nach solchen Veranstaltungen und nach ein bisschen fröhlicher Normalität“, so der RegRo-Vorsitzende.
Und dann sei glücklicherweise am 19. Juni die Entscheidung der Regierung gekommen, Wochenmärkte und weitere Märkte unter freiem Himmel zu erlauben. Für Friesinger war von da an klar: „Wenn irgend machbar, stellen wir den Bauernherbst auf die Füße.“
Neun Märkte und
500 Veranstaltungen
Und es war machbar: Neun Märkte wird es in der Zeit vom 14. September bis 15. November geben, begleitet von rund 500 Veranstaltungen. Ein Bauernherbst also, der sich hinter denen der vergangen siebzehn Jahre absolut nicht verstecken muss und das alles organisiert in den wenigen Wochen seit Mitte Juni.
„Möglich nur, weil alle Beteiligten, also meine Bauernherbstfamilie, an einem Strang zogen“, sagt Friesinger.
Beteiligt sind nicht nur die Bauern und Wirte samt Metzgereien und Bäckereien, die für spezielle Schmankerl sorgen. Sondern auch die Organisatoren hinter den Kulissen, wie Suzi Strigl, die den Kontakt zu den Teilnehmern und den einzelnen Veranstaltern hält und den Kalender auf die Beine stellt. Nicht zu vergessen die Sponsoren, von denen, wie Friesinger betont, kein einziger absprang. „Keine Selbstverständlichkeit in einer wirtschaftlich sehr schwierigen Zeit, in denen sich die Prioritäten des Geldausgebens stark in Richtung auf das verschieben, was unbedingt notwendig ist“, findet er.
Der Bauernherbst soll also auch in diesem Jahr ein Markt- und Veranstaltungsreigen werden, der zeigt, wie vielfältig das ist, was in der Region produziert wird. Ideal, um zu erfahren, was neben den gewohnten Einkaufsmöglichkeiten noch möglich ist. Sei es, dass man überhaupt erst auf die Idee kommt, auf Märkten oder bei Direktvermarktern einzukaufen, sei es, dass sich einem bei den Direktvermarktern neue Schmankerlquellen erschließen.
Friesinger und die RegRo jedenfalls haben sich die Unterstützung der Direktvermarktung auf die Fahne geschrieben. Das Einkaufsverhalten in den letzten Monaten habe gezeigt: Zu Beginn des Lockdowns verzeichneten die Hofmärkte einen Boom. Die Leute seien froh gewesen, nicht in einem Supermarkt eingezwängt einkaufen zu müssen. Und weil mehr zu Hause gekocht wurde, seien die Konsumenten auf der Suche nach heimischen Produkten gewesen, bei denen nicht nur die Qualität hervorragend ist, sondern auch der „ökologische Fußabdruck“ passt. Mit zunehmender Normalisierung kehrte aber auch beim Einkaufen das gewohnte Verhalten zurück. Der Bauernherbst ist also auch die Möglichkeit, sich an das zu erinnern, was einen im Frühjahr begeisterte: sich Zeit zu nehmen für ein Einkaufserlebnis mit allen Sinnen, das einen erleben lässt, was das Land um Mangfall, Inn und Chiemsee zu bieten hat.jt