Sie sind die Automobil gewordene Antwort auf das legendäre Schweizer Offiziersmesser. Die sogenannten Hochdach-Kombis bewähren sich sowohl im Handwerk als auch bei Familien oder Hobbysportlern, bei der Lösung von größeren Transportaufgaben. Nachdem die Gattung der klassischen Familien-Vans zunehmend von den sportlichen Nutzfahrzeugen (SUVs) verdrängt wird, fährt jetzt auch wieder der Caddy in die Lücke.
Jüngster Zugang in diesem Segment ist der Volkswagen Caddy, dessen fünfte Modellgeneration zum ersten Mal auf der Golf-Plattform aufbaut, was vor allem bei den Pkw-Versionen ein vollkommen neues Fahrgefühl entstehen lässt. Zusammen mit dem gelungenen Design, entsteht erst gar nicht der Eindruck, dass die Pkw-Variante als aufgehübschter Lieferwagen auf den Markt kommt.
Mehr Platz: Bis zu sieben Personen
Der neue Caddy profitiert von der Umstellung auf die neue Plattform unter anderem durch den auf 2,75 Meter gewachsenen Radstand, der zusätzlichen Raum schafft, sodass nun auch bis zu sieben Personen in dem luftigen Innenraum Platz finden. Dabei verschwindet allerdings der Kofferraum weitgehend. Ein 1,4 Quadratmeter großes Glasdach erhellt zusätzlich die Atmosphäre und Elemente wie Ambientebeleuchtung sowie das schlüssellose Start- und Schließsystem verbreiten einen gewissen Luxus, der in dieser Klasse bisher nicht unbedingt üblich war.
Auch bei den angebotenen Assistenzsystemen setzt Volkswagen Nutzfahrzeuge auf Wachstum und spendiert dem Caddy 19 Systeme, von denen fünf ihre Premiere feiern. Der Travel Assist zum Beispiel ermöglicht unterstütztes Fahren in allen Geschwindigkeitsbereichen. Dabei hilft das mit einer neuen Sensorik ausgerüstete Lenkrad. Zusätzlich unterstützt ein Abbiegeassistent den Fahrer, um Unfälle beim Kreuzen der Gegenfahrbahn zu verhindern. Zum ersten Mal in diesem Segment kommt ein Anhänger-Rangierassistent zum Einsatz, der bisher allein dem Crafter vorbehalten war.
Bereits im kommenden Jahr bringt Volkswagen Nutzfahrzeuge eine Reisemobil-Variante auf den Markt. Der Caddy California kommt mit einer gegen Aufpreis lieferbaren Miniküche, Panoramaglasdach und einem neu entwickelten Zelt zu den Kunden. Außerdem ist eine Allrad-Variante in Arbeit.
Reisemobil-Variante im kommenden Jahr
Der Diesel-Anteil ist in diesem Segment besonders hoch, und deshalb kommt das bisher den Personenwagen vorbehaltene Twin-Dosing-Verfahren nun auch beim Caddy zum Einsatz. Dabei verfeinern eine ganze Batterie von Katalysatoren und eine doppelte AdBlue-Einspritzung die Abgasbilanz des Familien-Transporters. „Die Plug-in-Version wird in drei Jahren auf den Markt kommen“, erklärt Marketing-Vorstand Heinz Jürgen Löw. Ein aufgeladener Erdgas-Motor rundet das Angebot ab. „Auf eine vollelektrische Variante haben wir verzichtet, weil wir im Jahr 2022 mit dem ID Bus auf den Markt kommen werden“, beschreibt Löw die Antriebsstrategie von Volkswagen Nutzfahrzeuge.
Im Innenraum kann der Caddy seine Herkunft aus dem Nutzfahrzeugbereich nicht vollständig verheimlichen. Leicht zu pflegendes Hartplastik dominiert, ist aber so verarbeitet, dass durchaus ein wertiger Eindruck entsteht. Die Sitze für Fahrer und Passagiere bieten einen guten Seitenhalt.
Als Kraftübertragung kommt als Standard bei den starken TDI-Motoren eine manuelle Sechsgang-Schaltung zum Einsatz – als Option ist ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe lieferbar. Über den zentralen Bildschirm können die wichtigsten Einstellungen gesteuert werden. Einmal in Fahrt, zeigt sich der Caddy von seiner problemlosen Seite. Auch beim Fahrverhalten profitiert der Familien-Van von der Golf-Plattform. Allerdings machen sich jenseits der 130-km/h-Marke deutliche Windgeräusche bemerkbar.
Die neu entwickelte Hinterachse verbessert den Fahrkomfort deutlich. Im Gepäckabteil können auch die Utensilien für eine längere Urlaubsfahrt verstaut werden und Freizeitsportler finden dort ausreichend Platz für ihre Sportgeräte. ampnet/ww