„Glücklicherweise können wir auf dem regionalen Arbeitsmarkt keinen negativen Trend erkennen“, sagte Michael Schankweiler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Rosenheim, mit Blick auf die Novemberzahlen. Er zeigt sich erleichtert, dass die Arbeitslosenzahl im November um 240 auf 9550 Personen zurückgegangen ist: „Die Unternehmen haben nur unwesentlich weniger neu zu besetzende Stellen aus unterschiedlichen Bereichen gemeldet als im Oktober. Mögliche Auswirkungen des Teil-Lockdowns lassen sich deshalb nicht signifikant erkennen“, so seine Interpretation.
In den seiner Ansicht nach potenziell stark betroffenen Wirtschaftsbereichen „Hotellerie und Tourismus“ und „Lebensmittelherstellung und -verarbeitung“, zu denen unter anderem die Berufe Bäcker und Metzger gehören, sei die Arbeitslosigkeit zwar im vergangenen Monat angestiegen. Das sei aber um diese Jahreszeit durchaus üblich, so der Agenturchef.
Im Agenturbezirk Traunstein, zu dem auch die Jobcenter Altötting, Berchtesgadener Land und Mühldorf gehören, ist laut Jutta Müller, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Traunstein, die Arbeitslosenzahl im November um 212 Menschen gestiegen. Bis auf die Jüngeren zwischen 15 und 25 Jahren gebe es bei allen anderen betrachteten Personengruppen einen – unterschiedlich deutlichen – Anstieg im Vergleich zum Vormonat. „Wegen des milden Wetters im November können wir hier noch keine saisonbedingten Aspekte erkennen“, so Jutta Müller. Der Anstieg sei aber wohl nicht die Folge des Teil-Lockdowns, sondern den Auswirkungen der Pandemie insgesamt geschuldet. „Hinzu kommt, dass im Frühjahr weit weniger Menschen von ihren Arbeitgebern zurückgerufen wurden und dieser hohe Grundbestand zieht sich durch das Jahr“, erklärt Jutta Müller.
Generell stellen die Agenturen für Arbeit eine höhere Bereitschaft fest, den Beruf zu wechseln als noch vor Beginn der Pandemie.
Jobsuche hat sich verändert
Dabei spiele das Thema „sicherer Arbeitsplatz“, etwa in einem systemrelevanten Bereich wie dem Öffentlichen Dienst, dem Gesundheitswesen und auch im Lebensmittelverkauf aktuell eine große Rolle. Wenn die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt sind, unterstütze man auch Weiterbildungen bis hin zum Berufsabschluss, um die Stellensuche zu unterstützen, betont Schankweiler. Auch Jutta Müller verzeichnet in ihrem Agenturbezirk eine erhöhte Nachfrage nach Weiterbildungen: „Dies betrifft alle Branchen.“ Man dürfe aber nicht vergessen, dass es trotz Corona den Fachkräftebedarf immer noch gebe und Spezialisten auch in diesen Zeiten gute Chancen hätten.
Robuster
Ausbildungsmarkt
Im Rosenheimer Agenturbezirk halten die Unternehmen laut Auskunft der Arbeitsagentur zum größten Teil an ihrer Ausbildungsbereitschaft fest, auch für das Jahr 2021. Viele Betriebe hätten im Arbeitgeberservice bereits die Ausbildungsstellen mit Starttermin Herbst 2021 gemeldet. Die Berufsberater stehen unter der Rufnummer 08031/ 202-222 zur Verfügung.
Durch den ersten Lockdown im Frühjahr wurde die klassische Zeitschiene der Berufswahl unterbrochen: „Zu Beginn des zweiten Schulhalbjahrs werden üblicherweise Praktika angetreten, es gibt Berufsinformationsveranstaltungen und Schulmessen“, so Jutta Müller. Diese persönlichen Informationsmöglichkeiten stehen den Ausbildungssuchenden dieses Jahr nicht im sonst üblichen Maße zur Verfügung.
Neben der telefonischen Beratung gibt es auch ein „Walk & Talk“-Angebot, das eine Beratung von Angesicht zu Angesicht ermöglicht. „Ein Einstieg auch für ältere Bewerberinnen und Bewerber ist noch bis Jahresende möglich, bei einigen Arbeitgebern auch darüber hinaus. Ausbildungsplätze sind noch genügend vorhanden, da Arbeitgeber trotz Corona natürlich am eigenen Unternehmensnachwuchs stark interessiert sind“, betont Jutta Müller. Katharina Vähning