Was einst als Nischenprodukt für Ökofreaks belächelt wurde, entwickelt sich immer mehr zu einer seriösen Energiealternative: Allein im Jahr 2020 wurden in Deutschland 184000 neue Solarstromanlagen mit einer Leistung von knapp fünf Gigawatt (GW) neu installiert (Vorjahr: 3,8 GW). Auch die Nutzung der Solarthermie hat im vergangenen Jahr einen Aufschwung erlebt. Mit einem Plus im deutschen Markt von 26 Prozent und 643500 Quadratmetern neu installierter Solarkollektorfläche wurde der Abwärtstrend der vergangenen Jahre ins Gegenteil verkehrt. Auch aus der Politik gibt es deutliche Signale, vermehrt auf Sonnenenergie zu setzen.
Produktion soll verdoppelt werden
„Die Richtung stimmt“, betont Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig vom Bundesverband Solarwirtschaft (BSW). „Aber wir sind noch ein deutliches Stück von unseren Zielen entfernt.“ Um die gesetzten Klimaziele zu erreichen, will die Bundesregierung bis zum Ende des Jahrzehnts die solare Kraftwerksleistung verdoppeln. Jede zehnte im letzten Jahr erzeugte Kilowattstunde stammt in Deutschland mittlerweile aus Sonnenenergie und den bereits installierten knapp zwei Millionen Solarstromanlagen.
Die technische Unterscheidung zwischen Fotovoltaik und Solarthermie liegt dabei hauptsächlich im Endprodukt. Beide Techniken sammeln Sonnenenergie per Kollektoren, bei Fotovoltaik wird diese in Strom, bei Solarthermie in Wärme (etwa für Heizung und Warmwasser) umgewandelt. 83000 neue Solarwärmeanlagen wurden 2020 installiert, gegenüber rund 71000 im Vorjahr. Auch die durchschnittliche Größe der Solarthermie-Systeme hat zugenommen. Insgesamt steigt die Summe der in Deutschland installierten solarthermischen Anlagen damit auf rund 2,5 Millionen.
Vor allem Eigenheimbesitzer setzen immer mehr auf Solarenergie. Nie zuvor wurden auf privaten Dächern mehr Solarstromanlagen installiert als 2020. Der BSW registrierte 2020 beinahe eine Verdoppelung der Nachfrage. Als ursächlich für den positiven Trend sieht der Verband eine verbesserte Förderkulisse der Bundesregierung sowie ein steigendes Bewusstsein der Verbraucher für neue klimaverträgliche Energieformen.
Doch trotz des derzeitigen Aufschwungs und der Bemühungen seitens der Bundesregierung ist man noch weit davon entfernt, die Sonne als eine der Hauptenergiequellen in Deutschland nutzen zu können. Ende vergangenen Jahres hatten Wissenschaftler des größten Solarforschungsinstituts Europas – das Fraunhofer ISE – berechnet, dass der Ausbau der Fotovoltaik zeitnah auf jährlich rund zehn bis 15 Gigawatt beschleunigt werden müsse, um die EU-Klimaziele zu erreichen. Derselben Meinung ist auch Körnig. Der BSW-Hauptgeschäftsführer mahnt: „Der Zubau an Solaranlagen muss in allen Marktsegmenten jetzt um den Faktor zwei, eher drei gesteigert werden, um eine Klimaschutz- und Stromerzeugungslücke zu vermeiden.“Christoph Kastenbauer/Bsw