Fortsetzung:
Denn quer über die Weide, mehrere 100 Meter lang, zieht sich seit Neuestem ein Trampelpfad, der dort nicht hingehört. „Den hat jemand wohl über Whatsapp eingestellt, mit Fotos und Tour-Beschreibung“, so Kern, die schon häufig Wanderer mit Blick aufs Smartphone über den Pfad hat laufen sehen. Weil die Route auch eine schöne Aussicht habe und den eigentlichen Weg abkürzt, wird sie nun massenhaft begangen. Das schädige aber nicht nur die Fläche direkt am Weg, sondern störe auch Wildtiere wie Bodenbrüter in der Nähe.
Rücksicht auf die Natur, das ist es, was sich Almbäuerin Kern von den Gästen wünscht. Dazu gehöre es, auf den Wegen zu bleiben, oder auch, den eigenen Müll mitzunehmen. „Ich fahre am Wochenende schon gar nicht mehr gerne auf die Alm aus Sorge, was ich da wieder alles sehe“, sagt Kern.
Almbauern sind nicht
die Müllabfuhr
Am Zaun hängen dann zum Beispiel Hundekotbeutel, am Fensterbrett der Hütte liegen Brotzeittüten und am Wegrand Plastikflaschen. „Es gehört eigentlich nicht zu unserer Aufgabe, das wegzuräumen“, meint sie.
Was dagegen schon zur Arbeit der Landwirte gehört, ist die Bewirtschaftung der Almfläche. Doch auch das werde von vielen Besuchern gar nicht wahrgenommen. „Die denken, auf dem Berg ist es so schön, weil es dort eben so aussieht“, sagt sie. Dabei wären die Almflächen reine Wildnis, wenn sie nicht von den Almbauern gepflegt und durch die Weidetiere abgegrast würden. Etwas Respekt für diese harte Arbeit wäre schön, meint die Landwirtin. Außerdem seien die Almen wichtige Wirtschaftsflächen, die Futter für die Tiere lieferten.
Deswegen begrüßt Kern auch das Vorhaben der Gemeinde Oberaudorf, für mehr Aufklärung und Entzerrung auf den heimischen Bergen zu sorgen. Eine App soll erklären, wie man sich in der Bergnatur richtig verhält, oder aufzeigen, wenn ein Wanderparkplatz überfüllt ist.
Zum Thema „Parken“ hat die Kreisbäuerin noch einen ganz schlichten Tipp für die Gäste: „Einfach mit den Landwirten reden!“ Denn wenn man bei einem Bauern fragt, ob man auf dem Gelände parken darf, herrsche dafür meist Verständnis. „Wir haben zumindest noch nie jemanden weggeschickt“, so Kern.
Wer nett fragt, darf
meist auch parken
Doch der Landwirt könne dem Besucher dann ein Plätzchen zeigen, an dem das geparkte Auto nicht stört. Das ist viel besser, als den Wagen einfach am Feldrand abzustellen und damit die Zufahrt zu blockieren.
Unterm Strich ist es also gar nicht so schwer: Nachdenken, Rücksicht nehmen und fair handeln gegenüber der Natur und den Mitmenschen – mit diesen wenigen Leitsätzen lässt sich Freizeitvergnügen, Landwirtschaft und Umweltschutz unter einen Hut bringen. Selbst in Corona-Zeiten, wenn viele Menschen erstmals die Natur vor ihrer Haustüre entdecken.khe