Die Umsätze im Fachhandel für Biolebensmittel und Naturwaren sind 2020 stark gewachsen: Der Gesamtumsatz des Facheinzelhandels lag nach Hochrechnung des Bundesverbandes Naturkost Naturwaren (BNN) bei 4,37 Milliarden Euro und damit 16,4 Prozent über dem Vorjahr (2019: 3,76 Milliarden Euro). Laut BNN ist die positive Marktentwicklung geprägt durch ein gesteigertes Bewusstsein der Verbraucher für nachhaltige und gesunde Lebensmittel.
Teils 30 Prozent über dem Vorjahr
Die Corona-Pandemie habe das Interesse der Kunden an gesunden und ökologisch nachhaltigen Lebensmitteln und Waren deutlich verstärkt. Dabei folgte die Entwicklung der Umsätze im Jahresverlauf der Dynamik der Pandemie. In den Lockdown-Phasen im Frühjahr und am Ende des Jahres lagen die Umsätze teils 20 bis 30 Prozent über dem Vorjahr.
Laut aktuellem Öko-Barometer, das jährlich vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in Auftrag gegeben wird, haben die Begleitumstände der Pandemie bei vielen Konsumenten auch dazu geführt, ihre Ernährung und ihr Einkaufsverhalten zu hinterfragen. Besondere Motive dafür sind Umwelt- und Klimaschutz sowie artgerechte Tierhaltung. Auch die Bedeutung von Regionalität und ökologischer Produktion ist bei den Verbrauchern dem Öko-Barometer zufolge erheblich gestiegen.
Durch den Wegfall der Außer-Haus-Verpflegung mussten die Menschen verstärkt selber kochen und haben sich daher intensiver mit der Herkunft und der Qualität ihrer Lebensmittel beschäftigt.
Die Pandemie hat auch das Einkaufsverhalten im Naturkostfachhandel geprägt. Die Verbraucher haben die Zahl der Einkäufe reduziert, um so das persönliche Ansteckungsrisiko zu minimieren, aber dafür deutlich mehr gekauft. So ging die Zahl der Kaufvorgänge im Gesamtjahr um mehr als zehn Prozent zurück. Gleichzeitig wuchs die durchschnittliche Einkaufssumme pro Bon um rund 25 Prozent.
Öko als echter Wirtschaftsfaktor
„Bio-Lebensmittel und ökologische Waren des täglichen Bedarfs sind kein Trend mehr, sondern ein ernst zu nehmender Wirtschaftsfaktor“, so BNN-Geschäftsführerin Kathrin Jäckel.
Auch in Bayern ist dieser Wandel zu spüren. Die Nachfrage nach Öko-Lebensmitteln und -Getränken sei in der Pandemie „richtiggehend beflügelt“ worden. „Das ist ein sehr ermutigendes Signal für die Bio-Höfe“, sagt Daniela Gehler, Geschäftsführerin des Landesfachausschusses Ökologischer Landbau im Bayerischen Bauernverband.
Die bayerischen Öko-Ausbauziele seien allerdings kein Selbstläufer. Denn trotz steigender Öko-Umsätze betrage der Öko-Anteil an allen Verbraucherausgaben erst rund sieben Prozent. „Das reicht nicht, wenn der Öko-Anteil in der Erzeugung deutlich ausgebaut werden soll“, gibt Gehler zu bedenken. „Außerdem gehen bayerische Bio-Bauern leer aus, wenn zum Beispiel in Kita-Küchen hohe Bio-Anteile erreicht werden, aber die Waren oder Tiefkühlgerichte sonst woher kommen. Bio ist gut, aber Bio aus Bayern ist besser!“, sagt Gehler.
Während die Verbraucher in Lebensmittelgeschäften eine große Auswahl an regionalen Lebensmitteln vorfinden, spiele Regionalität in der Gastronomie viel zu selten eine Rolle.
Der Bayerische Bauernverband sieht mehrere Ansatzpunkte, wie Gastronomen und Großküchen ihr Regional-Profil schärfen können. Das beginne schon bei der Ausschreibung, wenn etwa bei der Verpachtung von Kantinen ein bestimmter Anteil an Produkten mit dem bayerischen Bio-Siegel vorgegeben werde.
Zusätzlich sei es wichtig, dass Küchenchefs bei ihren Großhändlern auch bayerische Waren finden und ordern können. Nicht zuletzt gelte es, die Verbraucher zu sensibilisieren, damit diese auch beim Außer-Haus-Verzehr auf regionale Bioprodukte achten.