Irritation über Ausgleichs-Debatte

von Redaktion

Immobilien- und Maklerverbände warnen vor mehr Abgaben nach der Corona-Krise

Die Corona-Krise kostet den Bund Milliarden Euro – und ein Ende ist nicht in Sicht. Aktuell mehren sich deshalb von verschiedenen Seiten die Stimmen, zum Ausgleich des volkswirtschaftlichen Schadens nach dem Ende der Krise verstärkt Immobilieneigentümer zur Kasse zu bitten. Claus Michelsen etwa, Leiter der Abteilung Konjunkturpolitik am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) fordert, Eigentümer nachträglich an der Finanzierung der Krisenlasten zu beteiligen. Doch Vertreter von Immobilien- und Maklerverbänden warnen.

„Eigentümer auch von der Krise betroffen“

„Nach vielfacher Ansicht gehört der Immobilieneigentümer zum Krisen-Gewinner. Das ist aber etwas einseitig betrachtet“, erklärt Kurt Friedl, CEO und Gesellschafter von Remax Germany, dem deutschlandweit größten Maklernetzwerk. Er warnt bei der aktuellen Debatte vor einer Generalisierung. „Natürlich gibt es ein hohes Immobilien-Nettovermögen. Aber gerade kleine Immobilieneigentümer sind ebenso von der Krise betroffen, wenn deren Mieter arbeitslos werden und sie wegen der Mietausfälle ihre laufenden Bankkredite nicht mehr bedienen können.“ Hier seitens des Bundes den Vermieter zusätzlich etwa mit einer „Mietensteuer“ oder einer Erhöhung der Vermögenssteuer zu belasten, sei der verkehrte Weg.

Matthias zu Eicken von „Haus & Grund Deutschland“ hält die Debatte um eine Vermögenssteuer gar für unehrlich – da sie keine Gerechtigkeit schaffe. „Es werden nicht die Lasten der Krise, sondern Vermögen umverteilt. Ein Beispiel: Solo-Selbstständige müssen selber für die Rente vorsorgen – zum Beispiel mit dem Eigentum an einer Mietwohnung. Jetzt kann der Selbstständige wegen Corona seit einem Jahr seinem Beruf nicht nachgehen und hat kaum Einkommen. Und nun eine Vermögenssteuer auf die Rentenvorsorge?“

Andreas Ibel, Präsident des Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) fordert gar eine vermehrte Entlastung von Eigentümern. „Wohneigentum ist ein elementarer Bestandteil der privaten Altersvorsorge. Deshalb muss die Politik dafür – auch während und nach der Krise – endlich die richtigen Rahmenbedingungen schaffen.“

Insgesamt ist die Verunsicherung bei Immobilieneigentümern aufgrund der aktuellen Debatten groß.

Das bestätigt auch Thomas Fuhrmann, Landesvorsitzender des Bayerischen Wohnungs- und Grundeigentümerverbands (BWE): „Unsere Mitglieder fragen sich zu Recht, wohin dass alles noch führen wird. Einige überlegen schon, ihre selbst genutzte Immobilie zu verkaufen und sich woanders einzumieten.“ Matthias zu Eicken sieht bei seinen Mitgliedern eine große Irritation, da die aktuellen Debatten am Kern der Sache vorbeigingen.

Um sozialen Ausgleich zu schaffen, müsse mehr Wohnraum geschaffen werden, anstatt diese Entwicklungen mit höheren Kosten für die Eigentümer und Bauherren zu bremsen.

Trotz berechtigter Sorgen sollten Immobilieneigentümer allerdings nicht grundsätzlich an dem Nutzen ihrer Wertanlage zweifeln, betont Friedl. „Die Wohnimmobilie war schon immer die wertstabilste Anlage. Und daran werden auch die Corona-Krise und ihre Folgen nichts ändern.“

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