Holz ist das neue Beton

von Redaktion

Warum der natürliche Baustoff bei Großprojekten immer mehr zum Einsatz kommt

Der Baustoff Holz macht sich aktuell auf, den Himmel zu erobern. In Berlin soll ein 98 Meter hohes Holzhybrid-Gebäude mit Wohn- und Gewerbeflächen entstehen. Das „Hoho“ in Wien wurde 2019 mit einer Höhe von 84 Metern fertiggestellt, im Münchener Prinz-Eugen-Park ist 2020 mit fast 600 Wohnungen die größte zusammenhängende Holzbausiedlung Deutschlands entstanden. Großprojekte, die noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wären. Doch was sind die Gründe für diese Entwicklung? „Das Baumaterial Holz bietet optimale Eigenschaften für jeden Gebäudetyp und jedes Bauvorhaben. Zudem verfügt es über die positive Ausstrahlung eines natürlichen Baustoffes“, erklärt Peter Aichner, Vorsitzender von Holzbau Deutschland, dem Bund Deutscher Zimmermeister. Gerade der Faktor der Natürlichkeit ist mitentscheidend für die neue Popularität des nachwachsenden Rohstoffes. In Zeiten, in den immer mehr der Klimaschutz in den Fokus rückt, hat dieses ökologische Bewusstsein nun auch die Baubranche erreicht. „Gegenüber anderen fossilen Baustoffen hat Holz den Vorteil, dass es nicht erst, wie etwa Beton, CO2-intensiv produziert werden muss. Zudem entzieht Holz während des Wachstums der Atmosphäre CO2 und bindet im verbauten Zustand Kohlenstoff dauerhaft“, betont Denny Ohnesorge, Geschäftsführer des Deutschen Holzwirtschaftsrats. Der Baumbestand sei durch die gestiegene Nachfrage nicht gefährdet. Dem Wald werde nur so viel Holz entnommen, wie nachwächst – laut Aichner sind das in Deutschland 3,8 Kubikmeter pro Sekunde. Dass das Holz dabei ist, Beton den Rang abzulaufen, hat auch wissenschaftliche Gründe: Aktuelle Ergebnisse von Brandversuchen der Technischen Universität München belegen, dass sich die Holzbauweise für Gebäude bis zur Hochhausgrenze (Gebäudeklasse 5) als geeignete Alternative qualifiziert. Ohnesorge sieht Holz sogar als sicherer an als Stahl. „Während Stahlkonstruktionen bei einem Brand ab einem gewissen Zeitpunkt einknicken und zusammenbrechen, büßt Holz nur langsam an Struktur und Tragfähigkeit ein.“ Der Holzbau hat sich in den vergangenen 20 Jahren enorm weiterentwickelt, was es einfacher macht, größere Projekte zu realisieren. Der Rohstoff eignet sich für eine modulare Vorfertigung im Werk, Module, die auf der Baustelle dann wie in einem Baukastensystem ineinandergesteckt werden und so für optimale Stabilität sorgen. Holz als Baustoff dürfte – gerade im Zuge der Klimaziele der Deutschen Bundesregierung – immer wichtiger werden. „Der Gebäudesektor ist für 14 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich. Das entspricht rund 120 Millionen Tonnen im Jahr“, erklärt Aichner. Um diesen Ausstoß deutlich zu senken, könne der Baustoff Holz in Zukunft einen entscheidenden Beitrag leisten. Christoph Kastenbauer

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