Schon seit über drei Jahren bietet Smart den Forfour als Elektroauto an. Aber erst jetzt gibt es auch das französische Schwestermodell Renault Twingo mit elektrischem Antrieb. Der Kooperationspartner hatte es damit offenbar nicht so eilig, kann die Marke doch mit dem Zoe auf das mit Abstand erfolgreichste Elektroauto in Europa verweisen. Macht da ein Twingo Electric Sinn?
Keine Frage, auch bei uns überzeugte der Renault Zoe zuletzt im Praxistest. Seine Popularität ist verständlich. Doch der Preis für einen Kleinwagen, der zudem nicht an jeder Tankstelle mit Energienachschub versorgt werden kann, will überlegt sein. Etwas anders liegt der Preis des um einiges günstigeren Renault Twingo Electric. Gut, der Twingo ist kleiner, aber für die Stadt allemal ausreichend.
Kein Schnelllader für Autobahnraststätte
Und genau da gehört er auch als Elektroauto hin, denn ein Schnelllader für die Autobahnraststätte ist bei ihm – anders als beim Zoe – nicht vorgesehen. Hier stehen 190 Kilometer Reichweite nach WLTP knapp 300 Kilometern beim Zoe gegenüber. Mit der alternativen größeren Batterie sind es noch mehr. In der dritten Generation hat der Twingo zwei Türen mehr als seine beiden Vorgänger, aber auch einen Heckmotor. Das kostet Platz, zumal der Raum unter der (Wartungs-)Haube vorne belegt ist. Dort befinden sich unter anderem die Behälter für das Wischwasser und die Bremsflüssigkeit sowie die Crashbox für den Auffahrunfall. Andere Elektroautos lassen ihr Ladekabel gerne hinten im Unterflurfach verschwinden. Da muss der Twingo passen. Das serienmäßige Mode-3-Kabel für die Wallbox steckt in einer Kletttasche hinter der Rückenlehne im Kofferraum. Will auch noch das aufpreispflichtige Kabel für die Haushaltssteckdose mit auf die Fahrt genommen werden, schmilzt das Volumen des ohnehin knapp bemessenen Gepäckabteils noch weiter. Immerhin entsteht nach Umklappen der zweiteiligen Lehne ein ebener Ladeboden. Aber so oder so, es geht hinten eng zu im kleinsten Renault nach dem Twizy. Den Renault Twingo Electric drängt es da nicht allzu sehr auf die längere Tour über die Landstraße, geschweige denn in die weite Welt hinaus. Und etwa ab Tempo 90 sind die Windgeräusche im Übergangsbereich Frontscheibe/Dach nicht mehr zu überhören. Doch als Reiseauto will sich der Twingo selbst als Benziner wohl ohnehin nicht verstanden wissen.
Gute Wahl für kurze Fahrstrecken
Er ist das, was gemeinhin gerne als Stadtflitzer bezeichnet wird. Dieser überstrapazierte, weil in puncto auf den zweiten Wortteil nicht immer zutreffende Begriff, ist beim Elektro-Twingo durchaus angebracht. Flott schiebt der 60 kW (82 PS) starke Elektromotor mit seinen 160 Newtonmetern den Stromer an. Die Höchstgeschwindigkeit wird bei durchaus üblichen 135 km/h abgeregelt.
Das Lenkrad ist angenehm griffig, der Wendekreis äußerst gering und das Fahrwerk ausreichend komfortabel abgestimmt. Zunächst gewöhnungsbedürftig ist, dass der Schlüssel – ganz wie bei einem Verbrenner – zum Losfahren noch einmal zusätzlich bis zum Anschlag gedreht werden muss.
Als gelungen, weil übersichtlich, ist das Kombiinstrument. Bei Außentemperaturen knapp über dem Ge-
frierpunkt schwankten im Praxistest die Reichweitenangaben des Bordcomputers zwischen 160 und 130 Kilometern, wobei sich die Werte im Fahrbetrieb leicht stabilisierten. Wir kamen bei winterlichen Verhältnissen auf Durchschnittsverbräuche von um die 17,5 kWh je 100 Kilometer. Im reinen Stadtbetrieb sind 15,5 kWh durchaus möglich. Lob verdient Renault für die ausrei-
chend langen Ladekabel. 6,50 Meter sind eher selten, aber erleichtern den Alltag enorm. Mit der Wallbox lässt sich der Twingo nach Herstellerangaben in vier Stunden komplett wieder aufladen.
Der Twingo Electric macht von vornherein klar, wo er zu Hause ist – im urbanen Umfeld. Er hält, was er verspricht und das macht ihn sympathisch. ampnet/jri