Angebot geht zurück

von Redaktion

Corona-Krise hinterlässt vermehrt Spuren am Immobilienmarkt

Auch wenn der Immobilienmarkt bisher scheinbar unverwüstlich durch die Corona-Krise gekommen ist – die Anzeichen mehren sich, dass sich dies ändert. Nachdem das Berliner Forschungsinstitut empirica jüngst deutliche Warnsignale für mögliche coronabedingte Preisstürze ausgemacht hat, hebt auch der Immobilienverein Deutschland (IVD) erste Negativauswirkungen der Pandemie am Immobilienmarkt hervor. So werden laut IVD-Marktforschungsinstitut in den Top-7-Metropolen (Hamburg, Berlin, Köln, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Stuttgart und München) deutlich weniger Häuser zum Kauf angeboten als vor dem Corona-Ausbruch. Beide Studien hängen indes eng zusammen.

Coronakrise verschärft
Ungleichgewicht

Immobilienblasen, also eine Überhitzung des Marktes in Form zu hoher Preise, finden sich laut empirica gerade in den Metropolen am deutlichsten. Einer der Hauptgründe für die stetige Verteuerung ist dabei schlicht die Unausgewogenheit von Angebot und Nachfrage. Durch die Corona-Krise hat sich dieses Ungleichgewicht noch einmal verschärft. „Betrachtet man nur die Monate März und April im Zeitraum 2019 bis 2021, ergibt sich ein eindeutiges Bild: In allen Top-7-Metropolen konnte das Niveau der Angebote an Häusern zum Kauf aus dem Prä-Corona-Jahr 2019 nicht erreicht werden“, erklärt IVD-Institutsleiter Stephan Kippes. Die Studie ergibt dabei ein klares Bild: Im Durchschnitt wurde ein knappes Drittel weniger Angebote (ein Minus von 28,9 Prozent) gemessen. „Speziell in Hamburg mit 47,1 Prozent, aber auch in München mit 45,1 Prozent fielen die Rückgänge in den entsprechenden Lockdown-Monaten 2021 beachtlich aus“, betont Kippes.

Strengere Restriktionen

Der Marktforscher vermutet die Gründe dafür teilweise auch in den vergleichsweise strengeren Corona-Restriktionen der beiden Großstädte. In Stuttgart, Baden-Württemberg (minus 13,5 Prozent), aber auch in Frankfurt am Main, Hessen (minus 10 Prozent), wurden die geringsten Rückgänge zwischen 2019 und 2021 in den jeweiligen Lockdown-Monaten März und April verzeichnet.

Neben den allgemeinen Einschränkungen des Lockdowns könnten laut Umfrage der Meinungsforschungsgruppe Kantar im Auftrag der Postbank eine erschwerte Maklertätigkeit sowie die Zurückhaltung potenzieller Verkäufer aufgrund coronabedingter Verunsicherung weitere Gründe für den Angebotsrückgang sein. So hält aktuell die Krise jeden Zweiten (50 Prozent) davon ab, den Verkauf seiner vier Wände anzugehen.

Zudem dürfte auch eine unzureichende Bautätigkeit aufgrund coronabedingter Lieferengpässe bei Baustoffen zu den aktuell rückläufigen Zahlen beitragen. Marcus Nachbauer, Vorsitzender der Bundesvereinigung Bauwirtschaft, warnte jüngst aufgrund von Baustoff-Knappheit vor Behinderungen auf deutschen Baustellen.

Ein weiterer Faktor, durch den die Krise den Immobilienmarkt negativ beeinflussen könnte, deutet sich bereits an – eine schwächelnde Gesamtwirtschaft. Ein Indiz ist dabei die zunehmende Arbeitslosigkeit: Bei einem Vorjahreswert von 4,9 liegt sie laut offiziellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit aktuell bei 6,0 Prozent – Tendenz steigend. Christoph Kastenbauer

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