Deutschland ist eine Pendlerrepublik. Rund elf Millionen Deutsche sind mindestens eine halbe Stunde zum Arbeitsplatz unterwegs, fast 1,6 Millionen Menschen benötigen eine Stunde oder länger. Die einen wohnen weit von ihrer Arbeitsstelle entfernt, weil sie die Ruhe des Vororts dem bunten Großstadttrubel vorziehen, andere, weil sie außerhalb der Stadtgrenzen niedrigere Preise für Immobilien und Grundstücke zahlen.
Doch die lange Zeit auf der Straße ist nicht für jeden etwas – oder jedenfalls nicht auf Dauer. Wer seinen Traum vom Eigenheim verwirklichen will, ist deshalb gut beraten, bei der Wahl des Standortes langfristig zu denken. „Eigenheimkäufer sollten sich auch Gedanken darüber machen, wo sie in 20 Jahren wohnen wollen: Wie ist meine aktuelle Lebenssituation und wie die künftige Planung?“, betont Immobilienexperte Sven Schüler von der Landesbausparkasse (LBS).
Auf gute Infrastruktur
vor Ort achten
Beim Leben und Wohnen abseits der Stadt sollten Hausbauer in spe insgesamt auf eine gute Infrastruktur vor Ort achten. Neben der Nähe zu Schulen, Geschäften und Ärzten gehört bei den heutigen Arbeits- und Alltagsanforderungen auch eine stabile und schnelle Internetverbindung dazu.
Wer dagegen die Nähe zu umfangreichen Einkaufsmöglichkeiten, einem regen und vielseitigen Kulturleben oder kurze Wege sucht, trifft mit einem Eigenheim in Stadtlage die richtige Entscheidung. Allerdings sind hier auch die Wohnkosten unter Umständen höher. Das zeigt der aktuelle Markt für Wohnimmobilien: Während beispielsweise der häufigste Kaufpreis für ein gebrauchtes Reiheneigenheim in der Kleinstadt Langen bei 455000 Euro liegt, sind es in der nahen Metropole Frankfurt mit 650000 Euro schon deutlich mehr. Wer hingegen Ruhe und die Nähe zur Natur schätzt oder gerne einen großen Garten sein Eigen nennt, wird sich seinen Traum vom Eigenheim wahrscheinlich besser in der Region erfüllen können.
Oft sind die Preise allerdings auch dort hoch – ein Preistreiber ist hier die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr in Richtung angrenzender Metropole.
Michael Bröskamp vom Münchner Maklerbüro Rohrer Immobilien erklärt etwa in Bezug auf die bayerische Landeshauptstadt: „Um auf dem Land tatsächlich noch günstigen Wohnraum zu ergattern, gilt es die Nähe zum öffentlichen Nahverkehr zu meiden.“ So sind etwa in einem Ort wie Finning am Ammersee die Preise für Immobilien um rund 40 Prozent günstiger wie in München – und das allein deshalb, da dieser Ort keine eigene S-Bahnanbindung besitzt. Und auch wenn der ländliche Faktor eines Standorts oft Geld spart – zukünftige Hauseigentümer sollten im Blick behalten, wie viel Zeit und Geld sie für den Weg zur Arbeit aufwenden müssen. Denn auch das kann zur finanziellen Belastung werden. Je besser die Gemeinde an das öffentliche Nahverkehrsnetz angebunden ist, desto geringer dürften diese Aufwendungen ausfallen. Allerdings könnten dann wiederum die Grundstückspreise höher sein.
Hier gilt es, die Kosten genau zu vergleichen und sorgfältig die Vorteile der verschiedenen Standorte gegeneinander abzuwägen. Christoph Kastenbauer