Selbst wenn bei einem Verkehrsunfall nur ein bisschen Blech verbeult wird, bedeutet das für die meisten Menschen Stress. Dieser potenziert sich, wenn Personen verletzt wurden oder gar ums Leben kamen. Als Reaktion auf einen Verkehrsunfall treten später nicht selten psychische Beeinträchtigungen auf – von Angststörungen bis zu Depressionen. Von „posttraumatischen Belastungsstörungen“ (PTBS) hat heute so ziemlich jeder schon einmal gehört – oft ohne genau zu wissen, was es damit auf sich hat. Häufig verbinden sich hiermit Schicksale von Menschen, die aus Kriegs- oder Krisengebieten zurückgekehrt sind, wo sie Aufwühlendes erlebt haben. Diese Erinnerungen quälen sie vielfach auf Jahre hinaus. Auch bei Verkehrsunfällen kann die Seele leiden. So lösen speziell Ereignisse, bei denen es um Leben und Tod geht, meist heftige emotionale Reaktionen aus. Halten diese länger an als einen oder zwei Monate und gehen sie mit Symptomen wie Angst und Depressionen einher, sprechen Fachleute von eben jener „Posttraumatischen Belastungsstörung“. Spätestens dann ist der Zeitpunkt gekommen, diese Beschwerden ernst zu nehmen und einen Therapeuten hinzuzuziehen. Auch für Zuschauer kann ein schwerer Verkehrsunfall zu einem einschneidenden Ereignis erden. So kam eine wissenschaftliche repräsentative Erhebung im Rahmen der Kampagne „Runter vom Gas“ des Bundesverkehrsministeriums (BMVI) und des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) zu dem Ergebnis, dass vom Tod eines Menschen im Straßenverkehr durchschnittlich 113 Personen unmittelbar betroffen sind: Angehörige, Freunde und Bekannte sowie die Einsatzkräfte am Unfallort. Sie alle sind dem psychischen Druck dieses Erlebnisses ausgesetzt.
Unfälle ziehen Kreise
Der DVR berichtet, dass im Mittel elf Familienangehörige, vier enge Freunde, 56 Freunde und Bekannte nachhaltig betroffen sowie 42 Einsatzkräfte wie Rettungssanitäter, Feuerwehrkräfte oder Polizisten mit dem schweren Schicksal konfrontiert sind, wenn ein Mensch bei einem Verkehrsunfall stirbt. Ein besonders hohes Risiko, als Folge eines Unfalls psychisch zu erkranken, ergibt sich für die direkt an dem Geschehen Beteiligten.
Wissenschaftliche Studien gehen auch davon aus, dass jede vierte schwer verletzte Person nachfolgend von ernsten psychischen Beeinträchtigungen heimgesucht wird. Ob sich dabei Beschwerden entwickeln, hängt nach Einschätzung von Experten sehr von dem Erleben ab, aber auch von der seelischen Gesundheit und Ausgeglichenheit der Betroffenen sowie von der Unterstützung, die ihnen nach dem Unfall zuteilwird. ampnet/Sm