Raus aus dem Hamsterrad

von Redaktion

Es ist ein Trend, der deutschlandweit immer stärker zunimmt, da er wesentliche Faktoren heutigen Lifestyles vereint: Die Sehnsucht nach Freiheit sowie der Wille zu einem nachhaltigen Lebensstil. Gerade das mobile Tiny House (Minihaus) steht für beides: die Freiheit jeden Tag zu einem neuen Ort, einem neuen Ziel aufbrechen zu können, und die Relevanz, in der Konzentration auf das Wesentliche dem allgegenwärtigen Konsumkapitalismus zu entfliehen.

Regina Schleyer ist Vorsitzende des Verbandes Tiny House Deutschland. Menschen, die diesen Schritt gingen, die auf 15 bis 30 Quadratmetern allein oder zu zweit um die Welt reisen oder einfach nur längere Zeit an einem Ort auf diese Weise leben, hätten eine ganz besondere Motivation. „Sie wollen raus aus dem Hamsterrad“, erklärt Schleyer. Vor etwa 14 Jahren schwappte der Trend während der Finanzkrise und der platzenden Immobilienblase von den USA nach Deutschland. Als auf einmal das so selbstverständliche eigene Zuhause auf der Kippe stand, ging es damals schlicht auch um günstigere Wohnmodelle. Heute ist es mehr: Eine Philosophie und dieser besondere Gegensatz, im eigenen Zuhause die Welt entdecken zu können.

„Der Wunsch nach Autarkie ist bei vielen schon sehr stark“, erzählt Schleyer. Zu große Illusionen über das freiheitliche Leben als TinyHouse-Besitzer solle man sich allerdings nicht machen. Denn gerade für das mobile Zuhause gibt es einige Regeln, die zu beachten sind. Noch vor dem ersten Meter der großen Reise steht die Verkehrssicherheit. Denn für das Minihaus auf Rädern gilt wie etwa bei einem Wohnwagen das Straßenverkehrsrecht. Es braucht also eine Zulassung und muss regelmäßig zur Hauptuntersuchung.

Maximales Gewicht
von 3,5 Tonnen

Ganz wichtig: Da dass Tiny House wie andere Verkehrsteilnehmer das deutsche Straßennetzwerk nutzt, muss es bestimmte Größenvorgaben erfüllen, um etwa den Gegenverkehr nicht zu gefährden oder in einer Unterführung stecken zu bleiben. Die Maximalmaße sind hier eine Breite von 2,55 und eine Höhe von vier Metern. Auch beim Gewicht des fahrbaren Zuhauses muss genau kalkuliert werden. Denn die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) erlaubt bei Pkws, Transportern und Geländewagen nur einen Anhänger mit einem Gewicht von maximal 3,5 Tonnen. Und als Anhänger gilt natürlich auch das Minihaus. Für alles, was schwerer ist, bedarf es eines Lastwagens mit durchgehender Bremsanlage.

Erschwerte Bedingungen für Häuser, die oft kleine Selbstversorgungseinheiten sind, mit eigener Solaranlage, elektrischer Heizung und eingebauten Wassertanks. Aber längst keine Hinderungsgründe. Mittlerweile gibt es spezielle Firmen, die Häuser exakt nach den nötigen Anforderungen herstellen. So ist etwa die Schreinerei Tiny House Diekmann spezialisiert auf mobile Kleinstwohnhäuser, die mit meist 22 bis 25 Quadratmetern Wohnfläche auf anderthalb Ebenen alles beinhalten, was man zum Leben braucht. Ein Raumteiler zwischen Wohnraum und Küche fungiert zugleich als Treppe und Stauraum, dahinter ist noch Platz für eine Schlafgelegenheit und einen Baderaum mit Dusche.

Tiny House gilt
als Wohnwagen

Der großen Freiheit steht demnach nichts mehr im Wege. Mobile Tiny Houses können im Übrigen ganz normal auf Campingplätzen abgestellt werden. Ein sogenanntes „Rolling Tiny House“ zählt ganz offiziell zu der Kategorie der Wohnwagen, einer Aufstellerlaubnis steht damit nichts im Wege. Nur bei der Höhenbegrenzung gilt es, als Reisender mit einem Minihaus einmal gesondert nachzufragen. So fordert etwa die Campingverordnung in Schleswig-Holstein eine pauschale Maximalhöhe von 3,5 Metern. Viele Tiny Houses sind allerdings bis zu vier Meter hoch. Nach Auskunft der obersten Baubehörde im schleswig-holsteinischen Innenministerium besteht jedoch jederzeit die Möglichkeit, dass der Campingplatzbetreiber eine Sondergenehmigung für Wohnwagen mit einer Höhe von bis zu vier Metern beantragen kann. Wen es also an die Nordsee treibt, der sollte im Vorfeld bei dem Campingplatzbetreiber zur Sicherheit in Bezug auf eine Genehmigung nachfragen.

Wer all diese Regelungen beachtet, kann sorgenfrei im eigenen Zuhause durchstarten. Mobile Tiny Houses sind überall in der Welt willkommen, auch in ihrem Ursprungsland USA. Dort gibt es neben Campingplätzen viele Hotelanlagen, in denen man in einem Minihaus schlafen kann.

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