Baukosten fürs Eigenheim steigen

von Redaktion

Kapazitätsengpässe und neue Mindeststandards treiben Preise nach oben

Alle Welt redet von den stark steigenden Immobilienpreisen in vielen Regionen Deutschlands und der deshalb immer schwerer werdenden Finanzierung der eigenen vier Wände. Allerdings gibt es einen weiteren bedeutenden Kostenfaktor, der Bauherren vielerorts immer stärker belastet: Die tatsächlichen Baukosten.

Denn auch die steigen bundesweit immer stärker. Wie die LBS berichtet, übertrifft der Anstieg der Baukosten die allgemeine Teuerungsrate deutlich: Während die Verbraucherpreise im Jahr 2020 um gerade einmal 5,8 Prozent über ihrem Niveau von 2015 lagen, stiegen die Bauleistungen im selben Zeitraum um 16,4 Prozent. Besonders verteuert haben sich dabei die Erdarbeiten. Gemäß Zahlen des Statistischen Bundesamts sind diese um 27,8 Prozent teurer als noch vor sechs Jahren. Doch auch viele andere Handwerksleistungen betrifft diese Entwicklung. So sind die Kosten für Betonarbeiten um 20,4 Prozent, Dachdeckerarbeiten, Maurerarbeiten sowie Zimmerer- und Holzbauarbeiten um 19,8 Prozent gestiegen.

Für die höheren Kosten am Bau gibt es vor allem zwei Ursachen: Eine begründet sich in der aktuell hohen Nachfrage nach Baustoffen und den damit verbundenen Kapazitätsengpässen. Die Corona-Pandemie spielt ebenfalls eine Rolle – wenn auch indirekt. „Nachdem 2020 weltweit die Wirtschaft zurückgefahren wurde, haben wir aktuell wieder eine enorm steigende Nachfrage nach Baustoffen, an die sich die Produktionskapazitäten der verschiedenen Wirtschaftsbereiche erst wieder anpassen müssen“, erklärt Katharina Toparkus von der Industrie- und Handelskammer Oberbayern.

Der zweite Preistreiber bei den Baukosten sind vor allem die gestiegenen Anforderungen an einen Neubau vonseiten des Gesetzgebers. Das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG, früher EnEV) schreibt mittlerweile deutliche höhere Mindeststandards in Bezug auf die Energieeffizienz eines Gebäudes vor.

Das „Niedrigstenergiegebäude“ soll einen fast bei Null liegenden Energiebedarf vorweisen können, der im besten Fall noch durch eigene Solarstrom-Erzeugung gedeckt wird. Diese Vorgaben spiegeln sich beispielsweise in den um 26,9 Prozent gestiegenen Kosten für Nieder- und Mittelspannungsanlagen, den 21,5 Prozent Mehrausgaben bei der Wärmedämmung sowie dem Plus von 20,3 Prozent bei Heiz- und Warmwasseranlagen wider. Senken lassen sich die Baukosten unter anderem mithilfe des seriellen und modularen Bauens, also durch den Einsatz von Fertigteilen. Vor diesem Hintergrund erklärt sich der aktuelle Trend zum sogenannten Schlüsselfertighaus.

Doch auch dieser Weg ist nicht immer der günstigste. Der Bauherren-Schutzbund warnt etwa bei großen Schlüsselfertighausunternehmen – inklusive involvierter Subunternehmen – vor mangelnder Expertise und möglichem Pfusch am Bau. Diesen nachträglich auszubessern, kostet in der Regel deutlich mehr als das vom Architekten individuell konzipierte Eigenheim.

Christoph Kastenbauer

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