Wohnraum wird in vielen Regionen Bayerns immer knapper und teurer. Um diese negative Entwicklung ein wenig abzupuffern, gibt es seit einiger Zeit eine Gegenbewegung: Der Verband bayerischer Wohnungsunternehmen verzeichnet einen Gründungsboom bei den Wohnungsgenossenschaften. Insgesamt eine gute Nachricht, sorgen diese doch für günstigen Wohnraum. Die schlechte Nachricht: Vielen Genossenschaften fehlt es an Bauland.
Wohnungsgenossenschaften gewähren ihren Mitgliedern lebenslanges Wohnen zu Nutzungsentgelten, die in einem günstigen Verhältnis zur ortsüblichen Vergleichsmiete stehen. Die Mitglieder sind nicht nur Mietende, sondern Kapitalgeberinnen und Bewohner zugleich. Profitinteressen werden insgesamt hinten angestellt: Die Genossenschaften setzen ihre Überschüsse für Instandhaltung und Neubau, Dienstleistungen oder die Verbesserung des Wohnumfeldes ein.
Spitzenreiter
bei Neugründungen
Genossenschaftliches Wohnen gilt als eine der tragenden Säulen der Wohnraumversorgung. Der Freistaat Bayern ist bei der Gründung von Wohnungsgenossenschaften insgesamt bundesweiter Spitzenreiter. Seit dem Jahr 2015 wurden 32 neue Genossenschaften in den Verband bayerischer Wohnungsunternehmen als Mitglieder aufgenommen. Doch die jungen Initiativen brauchen bezahlbares Bauland. Sonst droht die Liquidation. Verbandsdirektor Hans Maier appellierte deshalb sogar kürzlich beim Forum Genossenschaften des Verbandes eindringlich an die bayerischen Kommunen: „Wer bezahlbares Wohnen vor Ort fördern möchte, muss Grundstücke nach Konzept vergeben – und nicht nach dem Höchstpreisprinzip.“
Bürokratische Hürden
abbauen
Doch den Kommunen sind in vielen Fällen die Hände gebunden. Denn Bauland ist auch in vielen Gemeinden knapp, und die Ausweisung desselben aufgrund bürokratischer Hürden langwierig und teuer. Diese Hürden sollen laut Staatsregierung immer weiter abgebaut werden, doch das dauert. So kann für Neueinsteiger der Weg bis zum ersten Bauprojekt lang und steinig sein. „Die jungen Genossenschaften brauchen oft einen langen Atem“, sagt Maier. Besonders bezahlbare Grundstücke seien Mangelware. Aus Sicht des Verbands bayerischer Wohnungsunternehmen sind deshalb Städte wie München vorbildlich, die ihren Grund nicht nach dem höchsten Preis, sondern nach dem besten Konzept veräußern. „Nur so haben die Genossenschaften eine Chance“, betont der Verbandschef.
Neben vielen Erfolgsgeschichten mit realisierten Wohnprojekten gibt es auch immer wieder junge Genossenschaften, die das erhoffte Grundstück nicht bekommen. „Da kann es leider auch passieren, dass die engagierten Gründer irgendwann keine Chance mehr sehen und aufgeben“, erklärt Maier. Die Folge ist dann die Liquidation der Genossenschaft. Mut macht dem Verband allerdings die lange Tradition der Wohnungsgenossenschaften in Bayern. So feiert Deutschlands älteste Genossenschaft, die Baugenossenschaft München von 1871, in diesem Jahr ihren 150. Geburtstag.
Christoph Kastenbauer