Fast 150 Jahre lang gibt es in Willing eine freiwillige Feuerwehr. Gegründet wurde die Wehr am 8. September 1874, vor allem, um den Brandschutz zu verbessern. Insgesamt 68 Gemeindemitglieder meldeten sich damals, um diese Aufgabe für die Gemeinschaft zu übernehmen. Noch im selben Jahr wurde für 700 Mark eine Löschmaschine gekauft. Der Oldtimer steht heute in den USA, ganz in der Nähe von Los Angeles. Das erste Feuerhaus wurde 1876 dort gebaut, wo heute das Kriegerdenkmal steht. Die erste Standarte legte sich der Verein 1897 zu.
Im 2. Weltkrieg bildete sich eine weibliche Wehr: 28 schneidige Mädchen mit Kopftuch und Hose hielten die Stellung, weil die Männer im Krieg waren.
1967 wurde die Fahne der Wehr geweiht und 1972 zogen die Willinger Floianijünger in den Gmoahof um, der auch heute noch ihr Standort ist.
Derzeit zählt die Willinger Wehr 51 Aktive, dem Verein gehören 145 Mitglieder an.
Die Art der Einsätze, die technische Ausrüstung, vieles hat sich verändert – bis auf das Engagement und den Einsatz, die die Willinger heute wie ihre Vorfahren von vor fast 150 Jahren für die Gesellschaft leisten – gemäß ihrem Leitspruch: „Eine Gemeinschaft lebt davon, dass es Menschen gibt, die mehr leisten, als sie müssen“. Wie stark der Gemeinschafts- und Teamgeist sind, das beweist die Jugendgruppe: 21 Mitglieder treffen sich hier regelmäßig, um den Nächsten zu helfen und dienlich zu sein. Bei einem Tag der offenen Tür zeigten die Jugendfeuerwehrler, was sie können und führten einen Löschaufbau vor. Bei der Veranstaltung konnten viele junge Menschen für die Jugendgruppe begeistert werden.
In den vergangenen Jahren hat die Willinger Wehr ihre technische Ausrüstung modernisiert. Zum Fahrzeugpark gehören ein VW Caddy als Kleinalarmfahrzeug KLAF, ein GW Logistik 1 zum Transport von Ausrüstung und Nachschubund ein neues Löschgruppenfahrzeug LF 20, das voraussichtlich im November kommt.
Das Feuerwehrhaus wurde umgebaut – die Willinger Florianijünger leisteten hier ehrenamtlich mehr als 2000 Arbeitsstunden.
Heuer wurden die Willinger Feuerwehrler neu eingekleidet.
Floodtube: Einmaliger
Hochwasserschutz
Wegen der Gefährdung des Ortsgebietes durch den zur Überflutung neigenden Feldbach und die Mangfall besitzt die Feuerwehr Willing das Hochwasserschutzsystem „Floodtube“.
Dabei können flexible Schläuche von insgesamt 450 Metern Länge von einer kleinen Mannschaft von sechs Feuerwehrangehörigen gefüllt und zu einem 70 Zentimeter hohen Schutzwall geformt werden.
Ein vergleichbarer Damm aus Sandsäcken benötigt ein Vielfaches an Material, Zeit und Einsatzkräften. Der landkreisweit einmalige mobile Hochwasserschutz kommt auch überörtlich zum Einsatz, so 2013 in Kolbermoor beim Schutz des Mangfalldamms oder 2015 beim Schutz eines Industriegebiets in Thansau.
Als zusätzlichen Schutz vor Hochwasser hat die Willinger Feuerwehr 16 Paletten Sandsäcke vorbereitet, die im Gerätehaus für den Katastrophenfall bereitliegen.
Größte Einsätze der Willinger Wehr waren in vergangenen Jahren das Zugunglück in Bad Aibling, das Schneechaos in Sachrang und das Willinger Hochwasser vor einem Jahrzehnt.
Christbaumverkauf
für die aktive Wehr
Die Willinger Wehr ist aber nicht nur bereit zum Einsatz, sondern weiß auch zu feiern: In zwei Jahren steht das 150. Jubiläum an. Jährlich am 4. Mai gedenken die Florianijünger ihres Schutzpatrons. Im Advent werden an einem Wochenende Christbäume verkauft – der Erlös kommt der aktiven Wehr zugute.