Ein Grund zur Sorge

von Redaktion

Zentralbank warnt vor steigenden Risiken am Immobilienmarkt

Die Veröffentlichung des halbjährlichen Berichts der Europäischen Zentralbank (EZB) hat eine gute und mehrere schlechte Nachrichten im Gepäck. Die gute: Die wirtschaftliche Erholung hat im Euroraum auch die Risiken für die Stabilität des Finanzsystems verringert. Die schlechten Nachrichten richten sich hauptsächliche an Immobilieneigentümer und alle, die es werden wollen: Verschiedene Gefahren für den Häuser- und Wohnungsmarkt würden auch aufgrund der aktuellen Weltlage wieder zunehmen.

Gefahr von
Preiskorrekturen

„Die von der Pandemie ausgehenden Risiken sind nicht völlig verschwunden“, warnte EZB-Vizepräsident Luis de Guindos anlässlich der Veröffentlichung des Berichts in Frankfurt. So habe die Gefahr von Preiskorrekturen am Immobilienmarkt gerade in den Ländern zugenommen, in denen die Bewertungen von Wohnobjekten bereits vor der Krise erhöht gewesen seien. Und zu diesen Ländern gehört auch Deutschland – wo sich in manchen Regionen wie in Bayern oder Schleswig-Holstein die Immobilienpreise innerhalb eines Jahrzehnts teilweise verdoppelt haben.

„Die Häusermärkte in der Eurozone sind schnell gewachsen, wobei es wenige Anzeichen dafür gibt, dass es in Reaktion darauf zu einer Straffung der Kreditvergabestandards gekommen wäre“, erklärte de Guindos. Der EZB-Vizepräsident weist dabei auf den wohl gefährlichsten Faktor für die Stabilität des Immobilienmarktes hin. Bereits das Berliner Forschungsinstitut empirica warnte im April dieses Jahres vor der steigenden Zahl von Immobilienblasen in Deutschland, die vor allem dadurch erkennbar sind, dass hinter finanzierten Häusern und Wohnungen zu wenig Eigenkapital und gleichzeitig zu viel geliehenes Geld steckt.

Viele Banken in Deutschland bieten bei Immobilien mittlerweile auch 100-Prozent-Finanzierungen ohne jegliche Eigenkapitaleinlage an, berichtet die Zeitschrift „Finanztest“ (12/2021) der Stiftung Warentest. Was für den Häuslebauer in diesem Moment ein Vorteil ist und die Nachfrage nach Hypothekendarlehen weiter in die Höhe treibt, bedeutet auf der anderen Seite die Aufblähung des Marktes mit geliehenem Geld. Und diese teure Art der Finanzierung auf Pump hat wiederum Einfluss auf die immer weiter steigenden Immobilienpreise. Ein System, das so lange funktioniert, wie sich Käufer finden, die diese hohen Preise bezahlen. Aktuell zeichnen sich hier noch keine Ausfälle ab, die Nachfrage nach Immobilien in Deutschland ist weiterhin hoch. Dennoch, die EZB warnt: Der starke Anstieg der Häuserpreise im europäischen Raum um rund sieben Prozent bleibe „ein Grund zur Sorge“.

Christoph Kastenbauer

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