Solar-Lobby begrüßt „Ampel“-Pläne

von Redaktion

Neuausrichtung der Regierung bei Bauen und Wohnen

Es ist ein gewaltiges Projekt, das die neue Regierung im Zuge des fortschreitenden Klimawandels anpacken will – und welches das Landschaftsbild in Deutschland sichtbar und nachhaltig verändern wird: 80 Prozent des bundesweiten Bruttostrombedarfs sollen bis zum Jahr 2030 von erneuerbaren Energien gedeckt werden. Diese Umrüstung betrifft dabei im großen Stil auch den Gebäudesektor – denn laut Koalitionsvertrag sollen in den kommenden Jahren alle geeigneten Dachflächen für die Solarenergie genutzt werden.

Fördergelder für private Baufamilien

Bei gewerblichen Neubauten soll dies verpflichtend, bei privaten Neubauten die Regel werden. Ein mutiger Schritt, der dennoch auch Kritik nach sich zieht. Verbraucherverbände wie der Bauherren-Schutzbund warnen etwa im Falle einer Fotovoltaik-Pflicht vor kaum mehr zu schulternden Kosten für private Baufamilien. Auch die Regierungskoalition aus SPD, Grünen und FDP scheint sich dieses Problems durchaus bewusst zu sein. So will sie laut Koalitionsvertrag „Wege eröffnen, um private Bauherren finanziell nicht zu überfordern.“ Wie diese Wege aussehen werden, ist noch offen. Allerdings dürften staatliche Förderungen und Steuererleichterungen weiter bestehen und möglicherweise sogar ausgebaut werden.

Deutlich positiver beurteilt die Solar-Lobby die Pläne der zukünftigen Bundesregierung. Das Vorhaben der neuen Koalition, den Kohleausstieg möglichst auf 2030 vorzuziehen und die Ausbauziele für Solartechnik deutlich zu erhöhen, sei laut dem Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) folgerichtig. „Aus dem Koalitionsvertrag ist der Wille ablesbar, Solarenergie endlich zu entfesseln“, erklärt BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig. Die Hoffnung des BSW sei dabei, dass zahlreiche Marktbarrieren schnell beseitigt und rasch attraktive Investitionsbedingungen für Fotovoltaik, Solarthermie und Speichertechnologien geschaffen würden. „Die Investitionsbereitschaft in der Bevölkerung und bei Unternehmern ist da und die Solarwirtschaft steht in den Startlöchern.“

Trotz der positiven Grundstimmung bleibt vorerst vorsichtige Zurückhaltung der Tenor. Denn noch sind die Pläne der „Ampel“ vage, der „Booster“ für den Ausbau der erneuerbaren Energien nicht gezündet. Die Bundesregierung will laut Koalitionspapier noch im ersten Halbjahr 2022 gemeinsam mit Bund, Ländern und Kommunen alle notwendigen Maßnahmen anstoßen, um das gemeinsame Ziel eines beschleunigten Ausbaus der erneuerbaren Energien zu organisieren. Dem BSW geht das allerdings nicht schnell genug. Eile sei dringend geboten, um die Versäumnisse und politischen Fehlentscheidungen der vergangenen Legislaturperiode zu korrigieren und zunehmend negativ wirkende Marktbremsen zu lösen, betont Körnig. „In den ersten 100 Tagen wird sich entscheiden, ob der überfällige Klimaschutz-Turbo in dieser Legislaturperiode gezündet wird.“ Christoph Kastenbauer

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