Fahrbericht BMW CE 04

von Redaktion

Kein Kuppeln, kein Schalten, einfach ab durch die Mitte

Schüchterne sollten einen großen Bogen um den BMW CE 04 machen: Der extravagante Maxiscooter zieht Blicke auf sich – selbst in einer Stadt wie Barcelona. An der Ampel, vorm Restaurant, an der Hafenpromenade: Der neue E-Kraftroller ist ein Aufmerksamkeits-Erhascher. BMW-Designchef Edgar Heinrich überrascht der „Wow“-Effekt nicht. Die kühne Form des Großrollers sorgte auch hausintern für Diskussionen, das klingt bei der Fahrpräsentation durch. „So viel Design-Freiraum, wie heute die Elektromobilität bietet, hatten wir die letzten 50, 60 Jahre nicht. Durch den Wegfall der Verbrennungstechnik ist jetzt ganz viel möglich. Das kann man mögen oder auch nicht, aber das ist jetzt so.“ Bedeutet: Traditionelle Formen und Funktionen haben sich überlebt. Man muss sich nur trauen.

Futuristischer
Langroller

Und das tun die Bayern. Eine sehr flache, scheinbar schwebende Sitzbank, ein seitlich aufklappendes Staufach, ein freistehendes Hinterrad, kein Durchstieg hinterm Beinschild – der CE 04 bricht mit nahezu allen gesetzten Roller-Statuten. Der Radstand misst üppige 1675 Millimeter – das sind stolze 30 Zentimeter mehr als bei der Vespa GT 300 und gut acht Zentimeter mehr als beim Vorgänger BMW C Evolution. Noch ist BMW nach wie vor der einzige Hersteller mit einem elektrischen Maxiscooter. Yamaha will das demnächst ändern.

Zum Auf- und Absteigen schwingt man das Bein über die bügelbrettartige Sitzbank. Sechs Varianten stehen zur Auswahl, eine hat auf Wunsch Sitzheizung. Gestartet wird per Keyless-System; der Fahrzeugschlüssel kann in der Jackentasche bleiben. Oder im gekühlten Handyfach links unterm Lenker; auf der rechten Seite versteckt sich das Ladefach für den Typ-2-Stecker. Auf Tastendruck erwacht das Splitscreen-fähige TFT-Display zum Leben. Für konstante Vernetzung und Ladesäuleninfos sorgt die BMW Motorrad Connected App. Zentrales Bedienelement ist der bewährte Multi-Controller links am Lenker. Drehen und drücken führt durchs Menü. Zum Starten muss der linke Handbremshebel gezogen werden. Nur dann sorgt der Startschieber rechts dafür, dass im Display grün „Ready“ aufleuchtet. Kein Kuppeln, kein Schalten, einfach ab durch die Mitte mit leichtem E-Motor-Fiepen. In 2,6 Sekunden von null auf 50 km/h: Die Fahrleistungen sind knackig für ein urbanes Vehikel und der lange Radstand macht ihn zum handlichen Gleiter. Drei Modi gibt es wie die Schlupfkontrolle ASC serienmäßig: Rain, Road und Eco. Je nach Modus variiert die Reichweite. Nach rund 65 beherzt gefahrenen Testkilometern – vornehmlich im Dynamic- Modus – bot der CE 04 noch 54 Kilometer Restreichweite. Wer viel nachts fährt, sollte über das Dynamik-Paket nachdenken: Es beinhaltet neben dem vierten Fahrmodus auch adaptives Kurvenlicht, Kurven-ABS und ein spezielles Tagfahrlicht.

In das nach rechts öffnende Staufach passt wahlweise ein Jet- oder Visorhelm, für einen Integralhelm ist die Öffnung zu klein. Die Sitzposition ist variabel: ausgestreckte Haxen, lässig anhocken – geht beides dank langem Trittbrett und den Sitzbänken. Beim Rangieren hilft ein Rückwärtsgang.

Leistungsreduzierte
Lightversion

Alternativ zur offenen Version mit maximal 31 kW (42 PS) gibt es den CE 04 auch als leistungsreduzierten L3e-Leichtkraftroller mit 11 kW (15 PS) Nenndauerleistung. De facto schafft die A1-Variante deutlich mehr.

Der flache Hochvoltspeicher aus BMW-eigener Fertigung befindet sich unten im Fahrzeugboden. Der tiefe Schwerpunkt zahlt aufs Handling ein. Das integrierte Ladegerät, die Reglereinheit und der E-Motor sitzen direkt übereinander. Vier Stunden und 20 Minuten dauert das vollständige Aufladen an einer Haushaltssteckdose (10A). Dreieinhalb Stunden sind es von null auf 80 Prozent. Bei 30 Amper Ladestrom sinkt die Dauer auf 1 Stunde und 40 Minuten beziehungsweise eine Stunde fünf Minuten. Kommt das optionale Schnellladegerät mit 6,9 kW statt 2,3 KW Ladeleistung ins Spiel, dauert es von 20 auf 80 Prozent knapp 50 Minuten. Ralf Bielefeldt, cen

Artikel 10 von 11