Förderstopp in schweren Zeiten

von Redaktion

Bund stellt Hilfen ein, während die Kosten für Neubauten steigen

Die Nachricht Anfang der Woche war ein Schock für den privaten Bausektor: Aufgrund von zu hoher Mittelinanspruchnahme wurden sämtliche energiewirtschaftlichen Programme der staatlichen Förderbank KfW vorzeitig gestoppt, teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit.

Betroffen sind unter anderem Förderungen für die KfW-Energieeffizienzhäuser 40 und 55. Und das in einer Zeit, in der Wohnungen dringend neu entstehen müssen und die Kosten für private Baufamilien weiter steigen.

Die Branche schlägt Alarm. „Für viele Bauherren sind diese Mittel existenziell, um ihr Bauprojekt stemmen zu können“, sagt Corinna Merzyn vom Verband Privater Bauherren. Laut statistischem Bundesamt sind die Kosten für den Neubau von Wohngebäuden im November 2021 um 14,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Ein solch hoher prozentualer Anstieg wurde zuletzt 1970 registriert. Florian Becker, Geschäftsführer des Verbands Bauherren-Schutzbund (BSB), sieht diese Entwicklung äußerst kritisch. „Die finanzielle Belastung für private Bauherren erreicht ein bedenkliches Niveau. Ohne finanzielle Entlastungen werden bald immer weniger Bürger und Bürgerinnen in der Lage sein, ihren Traum vom Eigenheim zu realisieren“, warnt Becker.

Dabei gehe es nicht nur um das Wohl des einzelnen Häuslebauers. Im Zuge der zunehmenden deutschlandweiten Wohnungsknappheit würden private Baufamilien schlicht dringend gebraucht. „Diese Verbrauchergruppe trägt einen großen Anteil zu den wohnungspolitischen Zielen der Bundesregierung bei. Von 400000 jährlich geplanten Wohnungen entfallen nur 100000 auf den sozialen Wohnungsbau. Die Mehrzahl von 300000 Wohnungen sollen privat finanziert werden, davon etwa 150000 durch selbstnutzende Bauherren“, erklärt der BSB-Geschäftsführer.

Fallen nun die besagten Förderungen kurzfristig weg, seien diese Ziele in Gefahr. Davor warnt auch der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB). Besonders fehlende Planungssicherheit bei privaten Bauherren könnten folgenschwere Zeitverzögerungen nach sich ziehen. „Investitionen in dieser Größenordnung brauchen stabile und verlässliche Rahmenbedingungen, ansonsten werden sie auf die lange Bank geschoben. Das können wir uns derzeit nicht leisten“, erklärte Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa.

Der ZDB sieht hier vor allem Berlin in der Pflicht, nach dem kurzfristigen Förderstopp schnell und adäquat neue Modelle auf den Weg zu bringen. „Das angekündigte 100-Tage-Sofortprogramm der Regierung, in dem Standards und Förderung definiert werden sollten, muss dringend verabschiedet werden“, fordert Pakleppa.

Der Bauherren-Schutzbund wird hier noch konkreter. Seine Forderung: Eine neue befristete Direktförderung für jedes private Bauprojekt. Zudem müsse die im Koalitionsvertrag vorgesehene Reform der Grunderwerbsteuer schnell umgesetzt werden, betont Becker. „Die Bundesländer mit hohen Steuersätzen sind jetzt in der Pflicht, für Entlastung zu sorgen.“

Christoph Kastenbauer

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