Der Bau eines Eigenheims ist für die meisten Privatleute ein finanzieller Kraftakt. Baufehler finden dabei in der Finanzierung keine Berücksichtigung. Ein Umstand, der für viele Bauende ein böses Erwachen bedeutet. Denn Studien mehrerer Verbände belegen: Ein mangelhaft gebautes Haus ist in Deutschland an der Tagesordnung.
So sind etwa Untersuchungen im Auftrag des Bauherren-Schutzbunds alarmierend: Pro Hausbau treten im Schnitt 29 Mängel auf. 48 Prozent, also fast die Hälfte aller Mängel entstehen bereits bis zur Fertigstellung des Rohbaus. Bei 16 von 100 Bauvorhaben treten Mängel beim Estrich und Innenputz auf. Weitere Schwerpunkte liegen mit zwölf Prozent in den Bereichen Rohbau und Statik und mit 11 Prozent bei der Wärmedämmung. Jedes zehnte Haus weist eine fehlerhafte Gebäudeabdichtung im Keller- und Bodenbereich auf.
Jeder Bauschritt
muss streng
überwacht werden
Nicht jeder dieser Mängel bedeutet dabei einen gravierenden Schaden. Wenn Mängel noch in der Rohbauphase erkannt werden, können sie in der Regel schnell und ohne größeren Aufwand wieder beseitigt werden. Wenn sie denn erkannt werden. Denn gerade private Bauherren setzen heutzutage immer mehr auf sogenannte Schlüsselfertigbau-Firmen. Hier übernimmt den gesamten Bau von der Planung bis zur konkreten Umsetzung das Unternehmen – eine Kontrolle für den Auftraggeber fällt dabei schwer. Der Verband Privater Bauherren (VPB) rät in diesem Zusammenhang unbedingt zu einem unabhängigen Bausachverständigen, der jeden Bauschritt streng überwacht. „Wer einmal in seinem Leben baut, sollte sich nicht unter Zeit- oder Abschlussdruck setzen lassen. Holen Sie Referenzen ein – und überprüfen Sie diese dann auch!“, rät VPB-Hauptgeschäftsführerin Corinna Merzyn.
Doch warum treten in einem hoch entwickelten Industrieland wie Deutschland überhaupt so viele Mängel beim Bau auf? Sowohl der BSB wie der VPB, der gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen 1265 Prüfbericht von Bausachverständigen auswertete, sehen die Gründe vor allem in dem hohen Termindruck, den Baufirmen immer mehr ausgesetzt sind.
Die Wohnsituation in vielen Regionen ist angespannt, die neue Regierung hat ein ambitioniertes Ziel von 400000 neuen Wohnungen pro Jahr vorgegeben. „Angesichts voller Auftragsbücher versuchen manche Firmen, schneller zu arbeiten, was aber oft zu Lasten der Ausführungsqualität geht“, erklärt Merzyn. Zudem würde sich auch der bundesweite Fachkräftemangel deutlich bemerkbar machen – im Angesicht der immer komplizierteren, weil energieeffizient gebauten Häuser ein echtes Problem.
Ein Problem, das teuer werden kann – und das nicht nur für den Einzelnen. Bei der Häufigkeit von Fehlern am Bau und deren Beseitigung, die vielfach bis zu 50000 Euro und mehr betragen können, spricht Merzyn von einer bundesweiten „beachtlichen Vermögensvernichtung.“ Christoph Kastenbauer