Der Mensch als Gast in der Natur

von Redaktion

Die Anziehungskraft des Nationalparks Bayerischer Wald

Die Sehnsucht nach Wald und Wildnis zieht die Menschen an. Wald steht seit eh und je für die Erholung für die Seele, Wildnis für Geheimnisvolles und Abenteuer. Die Natur eines Urwaldes dringt tief in die Gefühle und Empfindungen der Menschen vor. Welche Natur braucht der Mensch? Wirtschaftswald oder Urwald? Junge Menschen beschäftigen sich gerade viel mit dem Thema Natur. Doch es geht ihnen nicht nur um die allgemeine Bedeutung der Natur, sie hinterfragen, wie etwa Abgase, Plastik und Landverbrauch die Natur, den Lebensraum auf der Erde, beeinträchtigen. Sie sind sensibel geworden, stellen Naturerhalt vor Ertragsbewirtschaftung.

In der Nationalparkregion Bayerischer Wald beschäftigt man sich seit über 50 Jahren mit der Frage, was es bedeutet der Natur den Vortritt zu lassen. „Natur Natur sein lassen“ sorgt für Diskussionen, polarisiert, die Meinungen gehen auseinander. Seit Jahrhunderten nutzen die Menschen den Wald als Rohstoffquelle für Bauholz, Brennholz, Möbelholz, Holzkunst. Die Bauern hegen, pflegen und nutzen ihren Wald, man geht zur Jagd. In einem Nationalpark stehen der Mensch und sein Eingreifen nicht mehr im Mittelpunkt. Bernhard Grzimek sagte 1970 zum Nationalpark „Der Mensch wird hier Gast in der Natur sein, nicht aber in erster Linie Gestalter, wie in der übrigen Landschaft.“

Wind und Käfer als Baumeister

Die Windwürfe in den Achtzigerjahren stellten den Nationalpark auf die Probe. Borkenkäfer übernahmen die geschädigten Bäume und die Borkenkäferbekämpfung wurde zentrales Thema der Nationalparkdiskussion. „Die Windwürfe bleiben liegen. Wir wollen hier einen Urwald für unsere Kinder und Kindeskinder“, entschied Hans Eisenmann, Bayerischer Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 1983. Eine Entscheidung, die bis heute und in die Zukunft reicht. Wie viel konnten die Menschen schon vom Nationalpark lernen? Demütig schaut man auf die uralten Bäume, ob sie nun gefallen am Boden liegen oder majestätisch in den Himmel ragen. Der Nationalpark ist ein Urwald auch für die Menschen geworden, für Einheimische und Gäste. Für die Region heißt das, sich der Ressource Natur und ihres unschätzbaren Wertes bewusst zu werden, den das Alleinstellungsmerkmal „erster deutscher Nationalpark“ bietet. Touristisch ist dies ein Glücksumstand und öffnet die Chance, sich als einzigartig ökologisch-naturnahe Urlaubsregion zu positionieren.

Naturjuwel für
die Region

Viele Veränderungen beschäftigen die Forstwirte und Touristiker. Die Fichtenwälder sind durch die Trockenheit der vergangenen Jahre vorgeschädigt. Nicht rechtzeitig verarbeitete Windbrüche bergen die Gefahr Käferbrutstätten zu werden, die Rundholzmärkte sind aus vielerlei Gründen ohnehin angespannt, warnt die Waldbauernvereinigung. Tourismusverantwortliche treibt die Sorge um, wie sich die Urlauber verhalten, wenn ganze Waldgebiete absterben, wenn Nadeln von den Fichten rieseln und der Wald licht wird. Ohnmachtsszenarien, auf die man im Nationalpark eine Antwort weiß: Der Wald stirbt nicht, doch er wird sich verändern, er wird sich anders zusammensetzen. So ist aus dem Nationalpark Bayerischer Wald ein unschätzbares Naturjuwel für die Region geworden. Und er zeigt, dass der Wald bunt und vielfältiger nachwächst, als er zuvor war. Die Menschen brauchen nur Geduld, denn eine Menschengeneration ist viel kürzer als eine Waldgeneration.

Der Mensch ist Gast in der Natur. Damit er das sein kann, braucht er Informationen, Wege, kurz Infrastruktur. Im jungen Nationalpark arbeitet man kräftig daran, den Bedürfnissen seiner Gäste gerecht zu werden. Der finanzielle und personelle Gürtel war eng geschnallt. Der Verein der Nationalpark-Freunde war immer schon Begleiter und unterstützte viele Projekte.

Heute beschäftigt der Nationalpark rund 200 Mitarbeiter. Sie alle tragen dazu bei, Fachbesuchern und Freizeitgästen den Nationalpark erlebbar zu machen. Dafür braucht es Orte, die Einblick in die Natur geben und Menschen, die die Nationalparkphilosophie vermitteln können, die Naturbegeisterung in sich tragen und Fachwissen haben. Die nächste Generation wartet: Viele Jugendliche wollen sich zu Junior-Rangern ausbilden lassen oder ein freiwilliges ökologisches Jahr im Nationalpark machen.

In Fachkreisen genießt der Nationalpark hohe Anerkennung. Zahlreiche Wissenschaftler und Forscher verschiedenster Fakultäten kommen in den Nationalpark. Er ist zum internationalen Vorbild und Forschungszentrum geworden. Von diesem Imagegewinn profitiert der gesamte Bayerische Wald. Die Philosophie des Nationalparks fußt auf den Schwerpunkten Naturschutz, Bildungs-, Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, Forschung, Integration des Nationalparks in die Region und Erholung.

Nachhaltiger und effektvoller Tourismus

Der Nationalpark übt Anziehungskraft auf die Menschen aus und ist Kapital für einen nachhaltigen und effektvollen Tourismus. Befragt man die Gäste des Bayerischen Waldes nach ihren Urlaubsmotiven, geben über die Hälfte „Erholungsurlaub“ an, ein Drittel macht Familienurlaub, dann folgen Wellness- und Wanderurlaub. Alle Gruppen wollen viel Zeit in der Natur verbringen. Fast alle wollen während ihres Aufenthalts den Nationalpark besuchen. Natur und Ursprünglichkeit, authentische Herzlichkeit und Abwechslung sind bedeutsam für eine erholsame Reisezeit.

Der Tourismusverband Ostbayern e.V. bewirbt den Bayerischen Wald daher mit starkem Bezug zur Natur: Wandern, Mountainbiken, Familienurlaub, Erholungsurlaub mit mannigfaltigen Möglichkeiten, Land und Leute kennenzulernen. Der Nationalpark ist das Herzstück des Bayerischen Waldes. Zusammen mit dem Böhmerwald ist es ein Waldgebirge, das sich über alle Grenzen hinweg zu einem der schönsten und wertvollsten Naturräume Europas entwickelt hat, dem Grünen Dach Europas.

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