Wie finden Firmen und Schüler zueinander?

von Redaktion

Bildungspartnerschaften helfen, Kontakte herzustellen und Netzwerke aufzubauen

Gebetsmühlenartig beteuern Unternehmen ihre Ausbildungsbereitschaft, betonen, wie wichtig die Ausbildung von Fachkräften für ihren wirtschaftlichen Erfolg und somit auch für die gesamte Wirtschaft in der Region ist. Dennoch sinkt die Zahl der Bewerber, wie Jutta Müller, Leiterin der Agentur für Arbeit Traunstein, zu der auch Mühldorf, Altötting und Berchtesgadener Land gehören, jüngst gegenüber der OVB-Heimatzeitung bestätigte: „Der pandemiebedingte Ausfall der vielen Schulmessen und Schulpraktika war ein echter Verlust. Wir stellen immer wieder fest, dass gerade kleinere örtliche Betriebe bei den Schülern kaum bekannt sind.“

Mittlerweile laufen viele Schulpraktika bereits wieder: „Sie sind für Schülerinnen und Schüler enorm wichtig, um ihre Berufswahl zu verifizieren. Trotz der Informationsfülle und Möglichkeiten, sich über Berufe und Unternehmen im Netz und Print zu informieren, haben doch einige keine klare Vorstellung darüber, was sie in ihrem Wunschberuf erwartet. Dazu sind die Praktika auch für die Betriebe wichtig, um sich schon einmal ein Bild über den möglichen zukünftigen Azubi zu machen“, betont Jutta Müller. Schulmessen seien ab April wieder geplant, selbstverständlich unter den geltenden Corona-Auflagen.

Option Bildungspartnerschaft

Eine weitere Möglichkeit sind IHK-Bildungspartnerschaften zwischen Unternehmen und Schulen. Laut IHK München und Oberbayern gibt es in der Stadt Rosenheim bislang elf Bildungspartnerschaften, im Landkreis Rosenheim 26 und im Landkreis Mühldorf 16. Ziel dieser Kooperationen zwischen Unternehmen und Schulen aus der Region ist es, den Schülern die duale Berufsausbildung näher- zubringen, verschiedene Ausbildungsberufe vorzustellen und Einblicke in den Alltag eines Betriebs zu geben. Den Kontakt zwischen interessierten Schulen und Unternehmen stellt die IHK her. Sie berät auch, wie so eine Partnerschaft im Schul- und Unternehmensalltag aussehen kann.

Dazu gehören etwa Berufsinfoabende, Betriebsführungen und Praktika über Mitmach-Angebote in den Betrieben, vom Girls‘- oder Boys‘ Day bis hin zu Praktika für Lehrkräfte.

Eine Win-Win-Situation: Jugendliche erfahren nicht nur etwas über Berufe, sondern bekommen auch eine Idee, wofür sie eigentlich den Schulstoff lernen.

Dass das Ganze auch in der Praxis funktioniert, kann Angi Eder nur bestätigen. Sie betreut bei der Eder GmbH mit Hauptsitz in Tuntenhausen unter anderem die Ausbildung und ist von den Bildungspartnerschaften überzeugt: „Wir waren eines der ersten Unternehmen im Landkreis, die solche Partnerschaften aufgebaut haben.“ Mittlerweile unterhält das Unternehmen mehrere Kooperationen mit unterschiedlichen Schulen – von Praxisklassen in einer Mittelschule bis hin zum Gymnasium. „Man kommuniziert ganz anders mit den Lehrkräften und Schülern, weil man einen persönlichen Kontakt aufgebaut hat. So rufen auch die Lehrkräfte mal bei uns an, etwa wenn ein Schüler einen Praktikumsplatz braucht“, so Eder. Gerade in Pandemiezeiten habe sich sowohl für das Unternehmen als auch für die Schüler das Netzwerk bewährt, das sie im Laufe der Jahre aufbauen konnten: „Wir konnten durchgehend unsere Ausbildungsplätze besetzen.“ Sie ist der festen Überzeugung, dass eine Bildungspartnerschaft auch für kleinere, vielleicht weniger bekannte Betriebe, eine gute Option sein kann.

Aussichten nach wie vor gut

Zeigen, was mit einer dualen Ausbildung erreicht werden kann, ist bitter nötig. „Seit mehr als zwölf Jahren haben wir mehr Ausbildungsplätze als Bewerber dafür. Wir haben ein vielfältiges Ausbildungsangebot, sowohl was die Berufsbilder angeht, als auch was die Größe der Arbeitgeber betrifft“, sagt Jutta Müller für den Agenturbezirk Traunstein.

Auch im Agenturbezirk Rosenheim gibt es seit dem Ausbildungsjahr 2009/10 mehr gemeldete Ausbildungsplätze als Bewerber. Seit Beginn des neuen Berufsberatungsjahres im Oktober 2021 haben sich bis Februar dieses Jahres im Agenturbezirk Rosenheim mit 1681 Bewerbern immerhin 86 mehr für Ausbildungsstellen gemeldet als vor einem Jahr um die gleiche Zeit. Aber auch die Zahl der gemeldeten Stellen lag zu dem Zeitpunkt mit 3052 um 115 über dem Vorjahreswert. Diese Entwicklung sei neben dem demografischen Wandel vor allem darauf zurückzuführen, dass immer mehr junge Menschen nach dem mittleren Bildungsabschluss den Besuch einer höheren Schule, etwa FOS, BOS und die anschließende Aufnahme eines Studiums anstreben.Katharina Vähning

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