Die Frage beim Autokauf, ob man im Kleinwagenbereich oder in der Kompaktklasse einen Drei- oder Fünftürer haben möchte, stellt sich heute kaum noch, da das Angebot an Dreitürern in den vergangenen Jahren drastisch zurückgegangen ist. Sie sind nahezu ausgestorben.
Wer schon einmal den Vorteil nutzen konnte, den die vier- beziehungsweise fünftürige Varianten beim Beladen des Einkaufs, dem Verstauen des Gepäcks, dem Befestigen von Kindersitzen oder der Bequemlichkeit beim Ein- und Aussteigen bietet, versteht die Entwicklung. Insbesondere dann, wenn man sich vor Augen hält, dass die Aufpreise für die Fondtüren in einem Markt, in dem zum Teil horrende Summen für einzelne Extras oder Ausstattungspakete ausgegeben werden müssen, relativ moderat geblieben sind.
Weniger Neuzulassungen
Die Marktexperten von Jato Dynamics haben nachgerechnet, wie sich die Zulassungszahlen der Drei- und Fünftürer entwickelt haben. Im Minicar-Segment, in dem sich beispielsweise der Toyota Aygo und der VW Up tummeln, wurden 2010 insgesamt knapp 75200 Neuzulassungen registriert, davon entfielen etwa 16190 Einheiten auf Zweitürer mit Heckklappe. Zehn Jahre später waren es bei halb so vielen Neuzulassungen im A-Segment nur noch ganze 3500 Stück.
Trend zum Fünftürer
Der Trend zum Fünftürer ist auch in der Kleinwagenklasse deutlich spürbar. Ausnahme ist der kultige Mini, bei dem die Neuzulassungen mit drei Türen gegenüber dem Fünftürer deutlich dominieren. Und der Toyota Yaris verzichtet nur noch in der hochmotorisierten GR-Version auf die hinteren beiden Türen. Einer der letzten klassischen Dreitürer, die bis vor Kurzem noch in den Preislisten standen, war der Ford Fiesta. Mittlerweile gibt es ihn nur noch als Lagerabverkauf. So wirklich dominiert haben Dreitürer bei den Neuzulassungen nie. So wurden 2010 zum Beispiel beim Audi A3 knapp 15700 Exemplare ohne zusätzliche Fondtüren neu zugelassen, während sich 42945 Kunden für ein Modell mit hinteren Türen entschieden. Beim 1er-BMW standen rund 11800 Drei- fast 33000 Fünftürern gegenüber, beim Seat Ibiza waren es 6900 gegen 13154. Noch krasser waren die Unterschiede vor zehn Jahren bei VW Polo und VW Golf, den populärsten Autos ihrer Klasse. Auf den dreitürigen Polo entfielen damals 12551 Neuzulassungen, der Fünftürer kam auf 84396, beim Golf waren es 17091 zu 138346 Stück. Kein Wunder also, dass beide Bestseller aus Wolfsburg heute nur noch mit vier Türen plus Heckklappe zu bekommen sind.
Bei Opel endete die dreitürige Ära des Astra 2018, der entsprechende Corsa fiel mit der Neuauflage 2019 aus dem Programm. Und auch Peugeot registrierte nach Angaben von Pressesprecherin Silke Rosskothen schon seit Anfang des Jahrtausends eine schwindende Nachfrage. Während sich der 208 noch einigermaßen tapfer schlug, kam der 308 schon vor zwölf Jahren auf lediglich 491 Neuzulassungen von dreitürigen Exemplaren. Ihnen standen über 4500 Exemplare mit fünf Türen gegenüber.
Auch bei Hyundai hat die Kundennachfrage zuerst in der Kompaktklasse und anschließend auch bei den Kleinwagen stark nachgelassen. Die zusätzlichen Produktionskosten für die Dreitürer lohnten irgendwann den Aufwand nicht mehr, heißt es aus der Hyundai-Produktkommunikation.
Ausnahme – das T-Roc Cabrio
Ein ähnliches Schicksal hat auch eine andere Fahrzeuggattung in der Kleinwagen- und Kompaktklasse ereilt: Cabrios wie der Peugeot 207 CC, der Mitsubishi Colt CZC oder der Opel Astra Twin Top blieben ohne Nachfolge. Und selbst bei VW fielen das Golf Cabriolet und der Eos aus dem Programm. Mit dem T-Roc Cabrio halten die Wolfsburger als eine der ganz wenigen Ausnahmen aber die Frischluftfahne in den kleineren Klassen immer noch hoch. Ute Kernbach, aum