Die Ursache finden – und auflösen

von Redaktion

Rückenschmerzen können viele Ursachen haben. Vor allem der moderne Lebenswandel bringt es mit sich, dass die meisten Menschen zumindest einmal in ihrem Leben damit in Berührung kommen. Fatal daran: Nur 15 Prozent der Rückenleiden können mit technischen Hilfsmitteln beseitigt werden.

Zuhören und
untersuchen

Der Weg vom Schmerz zur sinnvollen Behandlung führt stattdessen übers Zuhören und eine sorgfältige körperliche Untersuchung zur Therapie. Manchmal braucht es bei Rückenleiden zusätzlich technische Untersuchungen, wie Röntgen oder Kernspintomografie. Vor dem ersten Handgriff steht aber die Aufklärung über Risiken und Erfolgschancen – egal, ob es um Medikamente, eine Operation oder um Chirotherapie (Manuelle Therapie) geht.

Höchstens 15 Prozent der Rückenleiden lassen sich allerdings mit technischen Mitteln aufklären. Bei mindestens 85 Prozent führt der Weg zum Erfolg über die genaue Beschreibung der Beschwerden und eine kompetente körperliche Untersuchung bis hin zur sinnvollen Therapie.

Diese zwingend nötige Unterscheidung fehlt nicht selten und führt teilweise sogar zu fragwürdigen Behandlungsversuchen. Das kann sogar so weit gehen, dass so mancher Rücken ohne dringende Indikation operiert wird.

Technische Untersuchungen können wir Ärzte delegieren und besonders die Kernspintomografie öffnet den Rücken wie ein Bilderbuch: Jede Struktur bildet sich mit erstaunlicher Genauigkeit ab, jede Abweichung von der Norm ist sichtbar, der „Verschleiß“ von Bandscheiben und Wirbelgelenken, die Verengungen des Wirbelkanals oder der Wirbellöcher sind in dieser Klarheit auch fürs Laienauge sichtbar. Die Präzision der bildhaften Darstellung von Normalbefunden und allen Abweichungen von der Norm bedeutet großen Fortschritt in der medizinischen Diagnostik.

Bilder sind zunächst
nur ein Befund

Die Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie – MRT) hilft zum Beispiel zusätzlich, risikoreichere Röntgenuntersuchungen einzusparen. Das ist echter Fortschritt, und doch liegt darin auch ein Risiko: Die „Wucht“ dieser Bilder führt schnell dazu, die Befunde überzubewerten. Sie drängen sich förmlich als Ursache von Beschwerden auf. Das kann richtig sein, oder komplett daneben liegen. Anders gesagt; Das Kernspin liefert Befunde, keine Diagnosen.

„Eine brauchbare Diagnose entsteht erst in der Synthese von Anamnese, also der Schilderung der Beschwerden, der körperlichen Untersuchung und – sofern nötig – den Befunden technischer Untersuchungen“, erklärt Dr. Martin Weiß, Allgemeinmediziner und Arzt für Manuelle Therapie in Rosenheim. Ein Beispiel: Ein großer Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule kann massive Beschwerden verursachen und bis in ein Bein ausstrahlen, bis hin zu Lähmungen und Notfall-Operation. Wenn dieser Vorfall aber im Wirbelkanal seinen Platz findet, ohne auf einen Nerv zu drücken, wird er trotz des eindrucksvollen Bild-Befunds keine Beschwerden machen und muss dann auch nicht operiert werden.

Oder anders ausgedrückt: Selbst ein großer Bandscheibenvorfall im Kernspin ist zunächst nur ein Befund, ein Puzzleteil, das ins große Bild, zusammengesetzt aus Vorgeschichte und körperlicher Untersuchung entsteht und durch den technischen Befund ergänzt wird.

Wie einen guten
Arzt erkennen?

Ob schmerzgeplagte Menschen bei ihrer Ärztin oder ihrem Arzt gut aufgehoben sind, entscheiden folgende Fragen: Hört der Arzt oder die Ärztin zu? Untersucht er oder sie sorgfältig die schmerzhafte Region und die benachbarten Gelenke? Werden die Ergebnisse technischer Untersuchungen und deren Bedeutung für die aktuellen Beschwerden exakt erklärt?

Ein „Ja“ auf diese Fragen heißt mit einiger Sicherheit, dass Patienten auch den Therapieempfehlungen Vertrauen schenken können. „Informed consent“ nennt man das heute – also Zustimmung nach umfassender und verständlicher Information.

Artikel 2 von 6