Dunkle Töne dominieren die Farbwelt im Nationalpark Timanfaya auf Lanzarote, der nahezu vegetationslosen Kanareninsel. Da gibt es das Schwarz und Braun der vulkanischen Asche, denn wie Teneriffa, La Gomera und die komplette Inselgruppe ist auch Lanzarote vulkanischen Ursprungs. Gewaltige Magmamassen formten die Inseln, Ströme aus Basaltlava ergossen sich. Auf Lanzarote zerstörten Eruptionen und Vulkanausbrüche von 1730 bis 1736 weite Teile der Insel, die Dorfbewohner der Region Timanfaya mussten zwangsweise umsiedeln.
Für einen anderen Farbton sorgen die „Feuerberge“ – hier ist es oxidierte Basaltlava, die rötlich erscheint. An den Hängen links des Wanderwegs auf der nach einem Vulkan benannten Tremesana-Route findet sich doch etwas grüne Vegetation: Es sind Feigenbäume, deren Früchte zwecks Gewichtsverlust vor dem Abtransport gedorrt werden.
Die Plantage ist noch aus der Zeit vor dem Nationalpark, doch die neuen Pächter beachten nicht die traditionellen Laufwege. Sie zertrampeln die Hänge, was man auch nach Jahren noch sieht, erklärt Nino, der dienstälteste Führer des Nationalparks.
Per Dromedar durch den Nationalpark
Seit 1974 ist die 51 Quadratkilometer große Fläche von Timanfaya Nationalpark. Ein Touristenmagnet: In einem Randbereich werden geführte Bustouren angeboten, weltbekannt sind die Dromedarkarawanen mit ihren zwanzigminütigen Exkursionen. Es ist jedoch strikt verboten, den Nationalpark individuell zu betreten, Begleitung durch das geschulte Personal des Parks ist verpflichtend.
Die Vulkanasche ist für Sonderkulturen wie den Wein nutzbringend. Weinbau sieht auf Lanzarote allerdings anders aus, als man es erwarten würde: Die Rebe wächst in einem Bodentrichter, windgeschützt und mit Bodenfeuchte. Das Anbaugebiet „La Geria“ bringt sehr süßliche Malvasía- und Moscatelweine hervor. Die Bodegas bieten Führungen an.
Was für ein Kontrast des kargen Inlands der Insel zur Küste: Dort erfreuen sich die Badestrände und mit grünen Gärten gestalteten Hotels reger Nachfrage – auch dank extrem niedriger Covid-Raten. Anlagen wie Jameos Playa in Puerto Del Carmen mit hervorragender Kulinarik bieten Service und Wohlfühlatmosphäre für alle Alters- und Interessengruppen.
Die überwiegende Mehrzahl der Hotels auf Lanzarote wurde niedriggeschossig errichtet, denn der Einfluss des damals weltbekannten Künstlers Cesar Manrique machte sich nach seiner Rückkehr aus den Vereinigten Staaten im Jahr 1968 bemerkbar. Manriques Vision war, aus Lanzarote ein landschaftsplanerisches Gesamtkunstwerk zu schaffen, mit einem harmonisierenden Tourismus. In diesem Widerstreit der Kräfte zwischen den Begehrlichkeiten der Bau- und Tourismusindustrie bewegt sich die Inselgegenwart, die Umweltanwälte der „Fundación Manrique“ haben viel Arbeit.
Spektakulärer Ausblick
Im Norden Lanzarotes hat Manrique ein besonderes Bauwerk hinterlassen, den „Mirador del Río“. Vom Restaurant oder von der Terrasse genießt man spektakuläre Blicke hinüber zur kleinen Nachbarinsel Graciosa, zu der man mit der Fähre gelangt. Rund um den Ort Haría mit seiner hübschen Plaza locken attraktive Wanderungen mit Blick auf das „Tal der Palmen“, in welchem Haría liegt. Der Ort mit seinen weißen Häusern und den Dattelpalmen vermittelt einen Hauch von Afrika. Kein Wunder, denn die marokkanische Küste ist nur 140 Kilometer entfernt. Andreas Friedrich