Wenn man ein Interview mit Imkern führen will, darf man sich von einer summenden Geräuschkulisse nicht aus der Ruhe bringen lassen. Der Kreisverband der Imker Rosenheim hat zum Gespräch in die Laube direkt neben den Bienenstöcken geladen. Am Lehrbienenstand bei Tuntenhausen leben derzeit 14 Bienenvölker mit je bis zu 50000 Bienen. Die sind alle fleißig bei der Arbeit, während die Imker über die Wunderwelt dieser Insekten berichten.
Herr Bachmayr, was ist eigentlich Honig?
Georg Bachmayr: Einfach gesagt, ist Honig konzentrierter und verdickter Zucker aus Blüten. Die Biene nimmt den Blütennektar in die Munddrüse, fügt Speichel dazu, der Enzyme enthält, wodurch der Zucker aufgespalten wird. Das Verhältnis der verschiedenen Zucker bestimmt die Beschaffenheit des Honigs.
Karl-Heinz Schäfer: Wobei man dazusagen muss, dass der Honigmagen vom Verdauungstrakt getrennt ist. Die Biene behält ein bisschen von dem Honig für sich als Nahrung – der geht in ihren Verdauungsmagen. Den Rest des Honigs würgt sie wieder hervor und gibt ihn an das Volk.
Angela Sollinger: Dann kommt die nächste Biene, nimmt den Honig wieder auf und dickt ihn weiter ein. Das machen sie, bis der Honig eine Restfeuchte von 18 Prozent hat. Auf diese Weise machen die Bienen den Honig haltbar. Der Honig dient ihnen und ihrer Brut als Nahrung.
Wenn wir Honig essen, essen wir den Bienen damit das Futter weg?
Bachmayr: Im Prinzip schon. Der Honig ist die Nahrung der Biene. Ein Volk braucht ungefähr 30 Kilo pro Jahr. Aber wir Imker nehmen natürlich nur den Überschuss und füttern für den Winter Zuckerwasser zu.
Wie oft wurden Sie schon gestochen?
Schäfer: Ich werde schon bis zu 100-mal im Jahr gestochen, ich habe aber auch viele Bienen.
Elisabeth Heller: Das kommt ganz darauf an, wie die Bienen drauf sind und was man macht. Wenn man nur vorsichtig reinschaut, bleiben sie eigentlich friedlich.
Das heißt, die Bienen haben unterschiedliche Stimmungen und unterschiedliche Charakter?
Sollinger: Ja, total! Manche sind so freundlich, dass man sie streicheln kann. Am zufriedensten sind sie, wenn sie Arbeit haben und satt sind. So wie jetzt, da sind sie schön beschäftigt. Wenn sie aber Hunger haben oder krank sind, dann werden sie schon mal aggressiv.
Bachmayr: Wenn sie einem direkt den Stachel entgegenhalten, weiß man gleich, was los ist.
Heller: Besonders schlimm ist es, wenn die Königin fehlt. Wenn man dann leicht an den Stock klopft, dann hört das laute Auf-Brausen gar nicht mehr auf. Normal macht es nur einmal „Woom“ und dann beruhigen sie sich wieder.
Was hilft bei einem Bienenstich?
Sollinger: Mit eigener Spucke auf den Einstich.
Schäfer: Man sagt ja, eine halbe Zwiebel drauflegen hilft. Aber ich habe beim Imkern nie eine Zwiebel dabei (lacht).
Sepp Mair: Mir tut ein Stich übrigens immer noch weh, da gewöhnt man sich nicht daran. Allerdings stechen auch nicht alle Bienen gleich. Die Jungen haben noch nicht so viel Gift, da schwillt es nicht so an.
Haben Ihre Bienen Namen?
Katharina Niedermeier: Wir können die einzelnen Bienen nicht voneinander unterscheiden, wir haben also keine Lieblingsbiene oder so. Aber meine Völker haben schon Namen. Eins heißt Elli, weil mir bei dem die Elisabeth viel geholfen hat. Eins heißt Schorsch.
Schäfer: Bei mir heißt eines „Mistviech“ und ein anderes Putin. Das kommt aber demnächst weg, das hat sich nicht gut entwickelt. Die Bienen sind einfach nicht brav genug.
Warum sind Bienen so wichtig?
Sollinger: Wegen ihrer Bestäubungsleistung. Ohne Bestäubung durch die Bienen gäbe es kaum Obst. Das hat sich bei uns am Hof erst vor einigen Jahren gezeigt. Viele Imker in der Umgebung haben aufgehört und plötzlich gab es an unseren Zwetschgen- und Pfirsichbäumen kaum noch Früchte. Erst, seitdem wieder Bienen da sind, wächst an den Bäumen wieder etwas.
Bachmayr: Die Honigbiene ist in Deutschland nach Rind und Schwein die drittgrößte Nutztierrasse. Die Zukunft der Honigbiene ist auch nicht gefährdet, da sie ja uns Imker hat, die sie pflegen. Doch die Wildbiene ist stark vom Aussterben bedroht.
Wie oft kann man Honig „ernten“?
Sollinger: Das ist ganz unterschiedlich und kommt stark auf das Wetter an. Im Normalfall zwischen ein und dreimal im Jahr.
Wie wird man Imker?
Schäfer: Wir sind „nur“ Hobbyimker, doch die Ausbildung ist ziemlich anspruchsvoll. Im ersten Jahr besuchen die Jungimker viele Schulungen, die wir kostenlos anbieten, und haben noch keine Bienen. Dann werden sie ein Jahr „Imker auf Probe“ und danach bekommen sie einen Imker-Partner an die Seite gestellt.
Wie kommen Imker an Bienen?
Die Jungimker bekommen einen Ableger, mit dem sie sich selbst eine Königin heranziehen. Wenn sie ihren Stock gut pflegen, ist er im Herbst voll.
Bachmayr: Man kann Bienen auch kaufen. Ein Wirtschaftsvolk kostet bis zu 150 Euro. Wichtig ist aber, dass man regional kauft. Denn dann sind die Bienen das Klima gewöhnt und schleppen auch keine Krankheiten ein.
Kann ich bei mir im Garten Bienen halten und Imkern?
Schäfer: Ohne Ausbildung? Das geht zu 100 Prozent schief!
Niedermeier: Die Fütterung muss stimmen, wir behandeln Krankheiten – das braucht ein umfangreiches Wissen. Außerdem müssen wir auf so vieles reagieren. Jedes Volk, jedes Jahr ist anders. Man muss mit der Natur arbeiten und mit den Gegebenheiten, die man hat.
Was kann ich in meinem Garten tun, damit es den Bienen gut geht?
Mair: Sie können Lebensräume für Bienen schaffen, etwa mit einem Insektenhotel, Sandflächen oder Magerwiesen. Was die Biene nicht mag, sind gefüllte Blüten, da kommen sie nicht an die Pollen ran. Ein Beispiel wären Geranien. Stattdessen wären etwa Lavendel, Rosmarin oder Ringelblüte gut.
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