Türkis, Cyan, Ultramarin – Wer sich Sardinien mit dem Flugzeug nähert, erkennt bereits von oben: Das Meer schillert hier in allen Blautönen, die der Malkasten zu bieten hat. An der Küste treffen diese Farben auf hellen Sand und die Insel begrüßt ihre Besucher bereits bei der Ankunft wie ein Gemälde aus dem Souvenirladen. Ohne Zweifel ist die italienische Mittelmeerinsel mit Orten wie Porto Cervo und Golfo Aranci ein Badeparadies für Erholungssuchende und auch für Freunde des Jetsets. Leicht unterschätzt werden dabei aber die zahlreichen Outdoormöglichkeiten, die sich hier ergeben. Denn es locken auch im touristisch geprägten Nordosten der Insel 1100 Meter hohe Gipfel. Beides zusammengenommen ergibt die perfekte Kombination für einen Kurztrip.
Besuch der Insel lohnt auch für wenige Tage
Die erste Begegnung mit der 24000 km² großen Insel haben Besucher oft in Olbia. Sie ist die viertgrößte Stadt Sardiniens und bekannt vor allem dafür, dass ihr Name in den Routen zahlreicher Kreuzfahrtschiffe auftaucht. So kann es durchaus vorkommen, dass die Haupt-Flaniermeile „Corso Umberto“ an einem Tag wie ausgestorben wirkt und am nächsten gut bevölkert ist mit internationalem Publikum – je nachdem, welches der großen Schiffe am nahegelegenen Hafen gerade Station macht. Ein Vorteil von Olbia ist, dass der Weg vom Flughafen in die Stadt nur etwa zehn Minuten einnimmt und sich dieser sogar mit dem Stadtbus für 1,50 Euro zurücklegen lässt. Die ohnehin nicht reichlich gesäten Taxis kann man also getrost links liegen lassen.
Auto schon aus Deutschland mieten
Ein eigenes Terminal für Autovermietungen am Flughafen lässt vermuten, dass die Nachfrage nach Mietwägen auf der Insel hoch ist. Die Corona-Pandemie hat diese Situation nicht verbessert – im Gegenteil. Viele Anbieter mussten während des stillgelegten Tourismus einen Teil ihrer Flotte loswerden und nutzen nun die erhöhte Nachfrage für saftige Preise. Am besten beraten ist daher, wer schon von Deutschland aus und mit genügend Vorlaufzeit einen Wagen reserviert. Mit ein bisschen Glück sitzen alle Reiseteilnehmer aber schon bald in einem Fiat Panda und fahren dem Start ihres Kurztrips entgegen.
Olbia bietet ein paar Hotels und auch einige Privatunterkünfte zu moderaten Preisen. Als Ausgangspunkt für Erkundungen im mittleren Nordosten der Insel ist die 60000-Einwohner-Stadt gut geeignet.
Duftende Vegetation und freilaufende Kühe
Mit dem Mietwagen lohnt dann ein Abstecher zu einer Trekkingtour in südlicher Richtung. Der Monte Albo, ein Kalksteinmassiv mit 20 Kilometern Länge, beginnt kurz hinter Siniscola und erstreckt sich weiter über die Gemeinden Lula, Lodè, Loculi, Irgoli und Galtellì. Seine höchsten Erhebungen sind die Punta Catirina und die Punta Turuddò. Erstere ist etwa über einen ausgeschilderten Wanderweg ab der Passstraße zwischen Lodè und Sant Anna zu erreichen.
In zahlreichen Windungen schlängeln sich die Passstraßen die Berge hinauf, links und rechts blüht und wächst die Macchia mit Ginster, Lavendel und Rosmarin. Beim Öffnen des Autofensters strömt der unvergleichliche Duft der aus der blühenden Landschaft frei werdenden ätherischen Öle hinein. Stoppen muss man immer wieder für die vorbeiziehenden sardischen Kühe, die gerne auch beharrlich stehenbleiben, statt dem Auto auszuweichen. Der Aufstieg durch die unberührte Hochebene zur Punta Catirina auf 1127 Metern wird mit einem sagenhaften Ausblick belohnt über die Ebene bis hinunter zum Meer. Zurück geht es zum Beispiel über einen Rundweg durch Eichenwälder wieder zur Passstraße.
Die Straßen und Wege abseits der Autobahnen führen auf Sardinien immer wieder durch kleinere Orte und Dörfer, in denen besonders am Nachmittag die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Da kann es für durstige Wanderer auch einmal schwierig werden, eine Lokalität zur Einkehr zu finden. Immer verlässlich geöffnet haben jedoch die Strandbars und Restaurants am Meer. So auch im Gebiet der Bucht von Lu Impostu unterhalb der Landzunge Capo Coda Cavallo. Ein kühles Getränk mit Blick auf den karibisch anmutenden Strand entschädigt für so mancheAnstrengung.
Flamingos nisten hier das ganze Jahr über
Ein kleines Stückchen weiter nördlich im Lagunensee Salina Bamba nisten übrigens ganzjährig Flamingos. Nicht nur für Kinder eine besondere Attraktion.
Wieder zurück in Olbia lässt man den Tag am besten in einem der sardischen Lokale ausklingen. Wie in den meisten Urlaubsorten gilt auch hier: Abseits der Hauptstraßen locken die besseren Alternativen. Schmecken lassen kann man sich etwa Gnocchi Sardi aus Hartweizen in einem Ragout mit Salsiccia oder Meeresfrüchte und Fisch. Dabei erholt man sich nicht nur von einem ereignisreichen Tag, sondern tankt reichlich Kraft für die nächste Aktivität auf der Insel der Berge und des (karibischen) Meers.